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Der 28-Jährige Alex Renfroe war gegen Athen der Dreh- und Angelpunkt im Berliner Team.

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Nach dem Euroleague-Triumph: Alba Berlin: Lässig am Fenster

Nach dem Sieg bei Panathinaikos Athen kann Alba als erstes deutsches Basketball-Team das Viertelfinale der Euroleague erreichen. Dafür benötigen die Berliner am letzten Spieltag noch einen Erfolg gegen Maccabi Tel Aviv.

Mit einem ungläubigen Grinsen saßen die Basketballer von Alba Berlin am Morgen nach dem dramatischen 68:66-Auswärtserfolg bei Panathinaikos Athen im Bus, der sie von der berauschenden Euroleague-Nacht zurück ins Hotel brachte. So richtig fassen konnten es die Berliner wohl immer noch nicht, dass sie den sechsfachen Euroleague-Champion aus Griechenland in dessen Halle vor 12 500 fanatischen Zuschauern besiegt hatten. Und nun die historische Chance haben, als erste deutsche Mannschaft überhaupt ins Viertelfinale der 2000 gegründeten Euroleague einzuziehen. Nur ein Spieler lehnte lässig am Fenster und ließ die griechische Nacht ganz entspannt an sich vorbeiziehen: Alex Renfroe, der dem Spiel mit 16 Punkten und neun Assists seinen Stempel aufgedrückt hatte und an mehr als der Hälfte der Alba-Punkte direkt beteiligt war.

„Alex ist ja ein sehr lockerer Typ, der lässt sich von so einer Atmosphäre nicht beeindrucken“, erklärte Sportdirektor Mithat Demirel den unbekümmerten Auftritt des Spielmachers. Während sich die Kollegen insgesamt 14 Ballverluste leisteten, hielt Renfroe in der Turnover-Statistik trotz einiger riskanter Anspiele und Dribblings verlustfrei. So war der 28-Jährige der Dreh- und Angelpunkt im aufopferungsvoll kämpfenden Berliner Team.

Seine überragende Leistung krönte der 1,91 Meter große US-Amerikaner mit einem Offensivrebound samt Korbleger zum 68:66-Endstand, der wohl in keinem Saisonrückblick bei Alba fehlen wird. „Das war schon Wahnsinn, wie er sich bei diesem Rebound mit seinem schmalen Körper gegen die zwei Brocken unterm Korb durchgesetzt hat“, lobte Demirel.

Doch nur wenige Minuten nachdem er an den 2,08-Meter-Riesen Esteban Batista und Vlantimir Giankovits vorbeigeflogen war, war der Spielmacher schon wieder geerdet und twitterte: „Ein großer Sieg. Ich wünschte, wir hätten mit sechs Punkten gewonnen. Jetzt kommt nächste Woche der nächste Showdown.“ Dann würden sich die Berliner am letzten Spieltag auch eine Niederlage erlauben können, falls die Griechen bei Roter Stern Belgrad ebenfalls verlieren sollten.

So ist die Ausgangslage denkbar einfach: Mit einem Sieg über Maccabi Tel Aviv am letzten Spieltag des Top-16 am kommenden Donnerstag stünden die Berliner sicher als Gruppendritter im Viertelfinale, denn Alba würde den direkten Vergleich gegen die Israelis gewinnen. Sollte auch Panathinaikos sein Spiel bei Roter Stern Belgrad gewinnen, käme es dann zum Dreier-Vergleich, den Alba mit drei Siegen aus direkten Duellen mit dem griechischen und israelischen Meister ebenfalls für sich entscheiden würde.

„Das ist doch eine hervorragende Ausgangssituation“, sagte Sportdirektor Demirel, „wer hätte gedacht, dass wir am letzten Spieltag überhaupt noch eingreifen können.“ Sollten die Berliner gegen den Titelverteidiger Maccabi tatsächlich ihren Überraschungssieg aus dem Hinspiel wiederholen können, müsste nicht nur Alba die komplette Saisonplanung noch einmal über den Haufen werfen: Auch die Bundesliga berücksichtigte in ihrem Rahmenspielplan für die Play-offs nicht die Möglichkeit, dass eine deutsche Mannschaft tatsächlich unter die letzten Acht vorstoßen könnte, sodass die Play-offs in beiden Wettbewerben parallel steigen. „Ein Kollege hat bereits Szenarien durchgespielt, wie wir das handeln könnten“, sagte Liga-Sprecher Dirk Kaiser. „Wir würden den Plan selbstverständlich anpassen.“

Doch auch mit nachgebesserten Plan droht den Berlinern die Gefahr, angesichts der Erfolge auf internationalem Parkett, die heimischen Wettbewerbe zu vernachlässigen: Am Sonntag (17 Uhr) müssen sie bei den Artland Dragons antreten und am Wochenende nach dem „Spiel des Jahres“ (Jamel McLean) gegen Tel Aviv steht die Mission Titelverteidigung beim Pokalturnier in Oldenburg auf dem Plan.

„Wir müssen die Aufgaben mit voller Konzentration nacheinander angehen“, forderte Demirel, „im Artland erwartet uns ein extrem schweres Auswärtsspiel.“ Mit einem Sieg wäre Alba nicht mehr aus den ersten vier Rängen zu verdrängen und hätte Heimrecht in der ersten Playoff-Runde. Martin Pfaffenzeller

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