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Sport: Rosa Schals und Miss-Wahlen

Müdes Damenprogramm in der Bundesliga

Von Katrin Schulze

Berlin - Wer einen rosa Schal sucht, hat in Bundesliga-Fanshops bessere Chancen als in einer Damenboutique. In Stuttgart heißt das gute Stück „Ladies Schal“, in Wolfsburg einfach „VfL Woman“ und in Hannover „12. Frau“. Absteiger Mainz bot in dieser Saison sogar einen Schal „Rosé Woman“ an.

Bei einer Umfrage bei den Vereinen preist Bochums Fanbeauftragter Dirk Michalowski „einen Schal für Frauen in Pink“ an. Sein Kollege Raimond Aumann vom FC Bayern München verweist auf das Damentrikot seines Vereins: „Es hat die Artikelnummer 7068 und einen schmalen Schnitt.“

Hertha BSC war der erste Bundesligist, der versucht hat, über das Angebot in den Fanshops hinauszugehen und Frauen gezielt mit Inhalten anzusprechen. Die Internetseite www.herthafreundin.de ist seit drei Monaten online. Hier finden sich Oben-ohne-Fotos von Hertha-Spielern, Kochrezepte und Schminktipps fürs Stadion – es werden Klischees bedient, weshalb das Onlineangebot von Anfang an kritisiert und belächelt wurde. „Ich war erst geschockt, als ich das gesehen habe. Dann musste ich lachen“, sagte Nicole Selmer, Mitbegründerin des Frauen- Fan-Netzwerks „Fin“, nachdem sie sich zum ersten Mal durch die hellblau gestalteten Seiten geklickt hatte. Und Matthias Bettag, Sprecher des Bündnisses aktiver Fußballfans, nannte das Internetangebot „sexistisch“ und „chauvinistisch“.

Nach den negativen Reaktionen stellten die Macher von herthafreundin.de – überwiegend Frauen aus der Geschäftsstelle des Vereins – klar, dass sich das Angebot vor allem an Jugendliche richtet, also an 11- bis 16-jährige Groupies von Fußballspielern. Eine Zielgruppe, die man auch in Bochum kennt: „Etwa 50 Prozent unserer weiblichen Fans sind Teenies, die ins Stadion kommen, weil sie die Spieler toll finden. Für die würden wir auch gerne was machen“, sagt Bochums Fanbeauftragter Dirk Michalowski. Er will in der Sommerpause nach Berlin kommen, um sich von Hertha Tipps geben zu lassen.

Auch Arminia Bielefeld findet die Internetseite vorbildlich. „Das ist eine gute Idee. Über solche Ansätze sollte man auch hier nachdenken“, sagt Arminias Fanbeauftragter Christian Venghaus. Anfänge sind in Bielefeld bereits gemacht. „Mit unserer Plakatkampagne sprechen wir auch Frauen an. Da gibt es zum Beispiel einen knackigen Mann mit engen Shorts“, erzählt Venghaus.

Bei anderen Klubs werden Frauen bisher vor allem als Repräsentantinnen eingesetzt. So wurde in Dortmund in den vergangenen Jahren die „Miss Borussia“ gekürt. Beim FC Bayern München gibt es sogar jeden Monat eine neue Miss.

Bisher sind die Aktionen für „echte“ weibliche Fans also überschaubar. Doch haben manche Klubs das Problem erkannt. Dirk Michalowski vom VfL Bochum will nicht nur Fußballer-Groupies ansprechen. „Natürlich gibt es viele Frauen, denen es um den reinen Fußball geht“, sagt Michalowski. Und es ist gut möglich, dass Vereine bald die Ideen und Wünsche der Fans aufgreifen. „Wir führen Gespräche mit dem Klub bezüglich einer Zusammenarbeit im Bereich Mädchen und Frauen“, sagt Stefanie Bolte vom Fanprojekt Hannover 96. Andere vertrauen dagegen eher auf die Gleichbehandlung. „Mir ist kein Bedürfnis bekannt, dass Frauen als eigene Gruppe besonders behandelt werden wollen“, sagt der Frankfurter Fanbetreuer Rudi Köhler. Einen Schal in Rosa gibt es bei der Eintracht schon mal nicht.

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