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Der Moment der Attacke: Pogacar nimmt Vingegaard ein paar Sekunden ab.

© Reuters/Papon Bernard

Sekundenjagd bei der Tour de France: Pogacar verkürzt Rückstand auf Vingegaard weiter

Auf dem Grand Colombier siegt Michal Kwiatkowski. Tadej Pogacar attackiert kurz vor dem Ziel und kann Jonas Vingegaard noch ein paar Sekunden abnehmen.

Pokerspiel statt Kletter-Feuerwerk am Nationalfeiertag: Tadej Pogacar hat am Grand Colombier erst auf dem letzten Kilometer das erwartete Spektakel abgeliefert und Titelverteidiger Jonas Vingegaard den nächsten Wirkungstreffer verpasst. Der Slowene holte beim Sieg des Ausreißers Michal Kwiatkowski als Dritter erneut einige Sekunden auf seinen dänischen Kontrahenten auf. Nach der insgesamt dritten Bergankunft der 110. Tour de France trennen Pogacar nur noch neun Sekunden vom Führenden Vingegaard.

Pogacars Team war mit hohem Tempo in den Schlussanstieg im französischen Teil des Juras gefahren. Vingegaard, der zum 18. Mal in seiner Karriere das Gelbe Trikot trug, wich nicht vom Hinterrad des Gesamtzweiten, nahm ihn praktisch in Manndeckung. Pogacar kam mit besten Erinnerungen zurück an den Grand Colombier. 2020 hatte er die Tour-Etappe auf den 1501 Meter hohen Gipfel bereits gewonnen.

Erst auf dem letzten Kilometer griff sich Pogacar ein Herz, setzte eine seiner gefüchteten explosiven Attacken. Vingegaard ließ nach etwa 200 Metern abreißen, hielt den Schaden aber noch in Grenzen und rollte knapp hinter Pogacar über die Ziellinie. Georg Zimmermann hielt sich lange in der Fluchtgruppe des Tages auf, hatte aber keine Chance auf den Sieg. „Es ist ein bisschen schade, dass ich da nicht mehr hingekommen bin. Heute habe ich keinen Fehler gemacht. Es ist ein bisschen unglücklich, dass am Ende die Gesamtwertungsfahrer noch an mir vorbeifliegen“, sagte der 25-Jährige.

Der Nationalfeiertag hatte bei der Tour in der Vergangenheit immer wieder für Geschichten gesorgt, die man sich heute noch erzählt. Vor sieben Jahren joggte Chris Froome im Gelben Trikot wie von Sinnen den Mont Ventoux hoch, weil sein Rad defekt war. Vor 20 Jahren stürzte der Spanier Joseba Beloki auf dem Weg nach Gap in einer Abfahrt, der hinter ihm fahrende Lance Armstrong wich aus und rumpelte quer über einen Acker. Vor 25 Jahren brach der mit diversen Dopingmitteln festgenommene Pfleger Willy Voet in der Untersuchungshaft sein Schweigen und der Festina-Skandal eskalierte.

Am Freitag blieben geschichtsträchtige Vorfälle zunächst aus. Nach gut 30 Kilometern stand eine Gruppe mit 19 Fahrern, unter ihnen auch Zimmermann. Der bergfeste Augsburger war bereits am Dienstag Zweiter geworden und hoffte auf eine erneute Chance auf einen Etappensieg. Doch Pogacar hatte Lust auf den Sieg und dementsprechend etwas dagegen. Der zweimalige Tour-Sieger schickte sein Team im Feld nach vorn, der Vorsprung der Gruppe wurde über weite Strecken bei etwa zwei Minuten gehalten. Entsprechend schnell war es. Allein in der ersten Rennstunde wurden über 50 Kilometer zurückgelegt, nach zwei Stunden war der Schnitt kaum geringer.

Am Samstag steht mit dem 151,8 Kilometer langen Weg nach Morzine die nächste richtig schwere Alpenetappe an. Drei Berge der ersten Kategorie müssen erklommen werden, ehe es auf dem der höchsten Kategorie zugeordneten Col de Joux Plane sogar noch Bonussekunden gibt. In der zwölf Kilometer langen Abfahrt zum Ziel kann kaum noch Zeit aufgeholt werden. (dpa)

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