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Premiere. Tobias Gunte (Mi.) freut sich über sein erstes Tor in der Dritten Liga, erzielt Anfang Oktober.

© MIS/Imago

Viktoria Berlins Eigengewächs: Tobias Gunte ist nur im Videospiel eine Schnecke

Tobias Gunte spielte schon in der Jugend bei Viktorias 89. Nun hat er es in die Dritte Liga geschafft - und darf sich selbst bei Fifa 22 spielen.

Er schaffte mit seinem Heimatverein den Sprung in die Dritte Liga, traf gegen 1860 München und kann sich auf der Playstation beim Videospiel Fifa selbst spielen. Dabei hatte Tobias Gunte den Wunsch, Fußballprofi zu werden, eigentlich schon abgehakt. Am Freitag (19 Uhr Jahnsportpark, live auf Magentasport) trifft er nun mit Viktoria 89 im Heimspiel auf den VfL Osnabrück.

Ende August wurde Gunte im Willi-Graf-Gymnasium für 15 Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet, mit gerade mal 24. Gunte, in Lichtenrade aufgewachsen, kam mit neun Jahren nach Lichterfelde. Der Verein, der heute der FC Viktoria 1889 ist, hieß Lichterfelder FC. Die erste Mannschaft spielte in der Oberliga.

Natürlich habe auch er als kleiner Junge den Traum gehabt, irgendwann sein Geld als bekannter Fußballer zu verdienen. „Aber ich habe mich nie darauf festgefahren zu sagen, ich werde Bundesliga spielen oder Dritte oder Zweite Liga. Das war nie mein Grundgedanke, das ist einfach so gekommen“, sagt Gunte.

Lange sah es nicht danach auch, dass es so kommen würde. Als er 2014 in der U 17 Meister in der Berliner Verbandsliga wurde, gab es den Gedanken, Profi zu werden, schon nicht mehr. Gunte fuhr viermal die Woche nachmittags zum Training. Die Schule und das Abitur standen für ihn und seine Eltern an erster Stelle. Ein Nachwuchsleistungszentrum für junge Talente gab es damals nicht.

Aktuell ist Tobias Gunte Viktorias einziger Stammspieler aus der eigenen Jugend

Erst als Gunte mit der U19 in der Bundesliga seines Jahrgangs spielte, keimte doch wieder Hoffnung: „Da war es dann schon eher so, dass man vielleicht doch Regionalliga spielen könnte.“ Ab dann wurde alles professioneller. Seine Leistungen riefen auch andere Vereine auf den Plan. Zu einem Wechsel kam es aber nie. Aktuell ist er Viktorias einziger Stammspieler aus der eigenen Jugend.

Heute sieht die Perspektive für Jugendspieler im Verein anders aus. A- und B-Junioren sind beide in der Bundesliga vertreten. Der Sprung zu den Profis scheint nicht mehr ganz so groß. „Ich denke, dass es die Jugendlichen im Verein besonders motiviert, wenn sie sehen, dass man in Berlin nicht nur bei Hertha und Union Profifußball spielen kann“, sagt Gunte. Die Stadt sei groß genug für einen weiteren Profiklub. „Man sieht in anderen europäischen Hauptstädten wie London, dass es funktioniert.“ Sieben Vereine aus der Stadt oder der unmittelbaren Umgebung spielen allein in der Premier League, 17 im professionellen Fußball.

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Dass Viktoria jetzt als Drittligist erstmals auch im Videospiel Fifa 22 vertreten ist, sei auch in der Kabine ein Thema. „Ich bin ein wenig angefressen, weil ich im Spiel eine richtige Schnecke bin“, sagt Gunte. Trotz seiner Körpergröße von 1,94 Metern sei er eigentlich einer der schnellsten Spieler im Team. „Es war ganz gut für mich, dass ich in der Jugend nicht immer der Größte war“, sagt er. So konnte er sich nicht, wie manch andere, allein auf körperliche Vorteile verlassen.

Meistens verteidigt er rechts in Viktorias Dreierkette, kann aber auch als Schienenspieler agieren. „Du hast immer mehr Chancen zu spielen, wenn du überall einsetzbar bist“, sagt er. Ab und zu kam der kopfballstarke Gunte sogar als Stoßstürmer zum Einsatz. Auf einen Treffer für die Profis musste es aber bis zum vorigen Drittligaspiel warten, dem 1:1 bei 1860 München. „Das Stadion an der Grünwalder Straße war natürlich eine super Kulisse für das erste Tor“, sagt Gunte. „Das wird man wahrscheinlich nicht so schnell vergessen.“

Luca Füllgraf

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