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Profiteur einer überragenden Trainingsgruppe. Eliud Kipchoge peilt nach 2017 und 2015 erneut den Sieg an. Die Philosophie des Kenianers wollen nun auch die Berliner Marathon-Veranstalter für ein deutsches Team übernehmen.

© dpa

Berlin-Marathon: Wie der Veranstalter von den Top-Athleten lernen will

Der Veranstalter des Berlin-Marathons will mit einem Laufteam die deutsche Spitze fördern und zur "Keimzelle" des nationalen Laufsports werden.

Von Johannes Nedo

Eliud Kipchoge umgibt eine besondere Aura. Es ist die Aura, der beste Marathonläufer überhaupt zu sein. Der Kenianer ist Olympiasieger von Rio de Janeiro 2016. Er hat schon zweimal in Berlin gewonnen, dreimal in London und einmal in Chicago. Seine persönliche Bestzeit (2:03:05 Stunden) liegt nur neun Sekunden über dem Weltrekord, den sein Landsmanns Dennis Kimetto vor vier Jahren in Berlin aufgestellt hat, und den er und sein Konkurrent Wilson Kipsang an diesem Sonntag (9.15 Uhr/ARD und RBB) wieder angreifen wollen.

Was diese Aura noch verstärkt: Kipchoge ist kein Mann vieler Worte. Wird der 33-Jährige nach seinen Zielen oder seiner aktuellen Form gefragt, antwortet er kurz und knapp. Immer. So war es auch am Freitagmittag bei der Pressekonferenz anlässlich des 45. Berlin-Marathons. Vor allem bei der Frage, was ihn so stark mache? „Dass ich in Kenia in meinem Camp mit absoluten Champions trainiere.“

So simpel Kipchoges Erklärung erscheinen mag. Gemeinsames Training und das gegenseitige Anstacheln zu besseren Leistungen wollen auch die Veranstalter des Berlin-Marathons, SCC Events, für ein neues deutsches Marathon-Projekt nutzen: ein Berliner Laufteam. „Wir wollen die Keimzelle werden, um dem deutschen Laufsport mehr Aufwind zu geben“, sagt Renndirektor Mark Milde. Er und seine Mitstreiter sind nicht die ersten, die so etwas hierzulande planen. Und sie sind auch nicht so vermessen, einen Nachfolger für Kipchoge in Berlin entdecken zu wollen. Dafür sind die Ostafrikaner natürlich zu dominant. Aber die Berliner wollen überhaupt deutsche Lauftalente stärker fördern. „Und dann langfristig Läufer für die deutsche und europäische Spitze entwickeln“, betont Milde.

Hogen will ein "deutsches Laufzentrum" aufbauen

Hauptverantwortlicher dafür ist Dieter Hogen. Der Trainer, der früher unter anderem Uta Pippig betreute, will in Berlin nun ein Marathon-Team mit Potenzial aufbauen. Und die ersten zwei Athleten gehören diesem bereits an: Lisa Hahner und Philipp Baar. Hahner, die bisher im Schwarzwald mit ihrer Zwillingsschwester Anna trainierte, wohnt seit Juli in Berlin. Baar, der vor einem Monat beim Marathon der Leichtathletik-EM 38. wurde, lebt und arbeitet seit 2017 in Berlin.

Hogen setzt bei dem neuen Projekt auf eine langfristige Planung. „Wir haben uns erstmal zehn Jahre vorgenommen. Eine kurze Luftblase interessiert mich nicht“, sagt der 65-Jährige. „In diesen zehn Jahren wollen wir dann aber auch große Fortschritte erreichen. Wir wollen das absolute Laufzentrum in Deutschland werden.“ Die besten nationalen Läufer zusammenzuziehen, ist für ihn entscheidend. „Woran hapert es denn in Deutschland? Dass die guter Läufer über das ganze Land verteilt allein ihr Ding machen“, betont Hogen. „Das müssen wir ändern. International sind wir einfach zu weit weg von der Spitze.“

Hahner und Baar will Hogen nun zunächst einmal in die deutsche Spitze führen und dort etablieren. Mit einem professionelleren Umfeld und weiteren starken Trainingspartnern. „Das wird dann im Idealfall wie ein Schneeballeffekt“, sagt Hogen, der vor allem auf die Partnerschaft mit SCC Events setzt. „Hier in Berlin gibt es eine starke Organisation. Denn man kann nicht mit einem Regionalliga-Präsidium in die Bundesliga vorstoßen.“

Auch Hahner ist überzeugt: „Bei diesem Projekt ist viel möglich. Da wird noch einiges kommen.“ Allerdings noch nicht am Sonntag. Die 28-Jährige wird nach einer Verletzungspause erst Anfang Dezember beim Valencia-Marathon starten. Und Baar pausiert noch nach dem EM-Marathon. Der Start in Berlin ist aber für 2019 eingeplant. Dann vielleicht schon mit der besonderen Aura des neuen Laufteams.

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