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Wirtschaft: Auf Begründung und Quelle einer Analysten-Empfehlung kommt es an. Interview mit Finanzexperte Reinhardt Schmidt

Börsendienste, Aktien-Tipps und Rankinglisten überschwemmen die Anleger. Einige Analysten sind zu Gurus der Finanzszene avanciert.

Börsendienste, Aktien-Tipps und Rankinglisten überschwemmen die Anleger. Einige Analysten sind zu Gurus der Finanzszene avanciert. Banken, Sparkassen und Investmenthäuser stehen im harten Wettbewerb um die Gunst der Börsianer. Worauf müssen Kleinanleger achten, wenn sie an der Börse mitverdienen wollen? Welche Tipps sind seriös? Henrik Mortsiefer sprach mit Reinhart Schmidt, Professor für Finanzwissenschaft an der Universität Halle, der die Qualität von Aktientipps regelmäßig unter die Lupe nimmt.

Herr Professor Schmidt, lohnt es sich für Anleger überhaupt, dem Rat von Analysten zu folgen?

Die letzten Tests von Aktientipps, die unser Institut jährlich durchführt, haben ergeben, dass die meisten empfohlenen Aktien schlechter gelaufen sind als der entsprechende Index. Besser haben die so genannten Musterdepots abgeschnitten, in denen eine Reihe verschiedener Werte - auch Festverzinsliche - zusammengestellt wird. Private Anleger sollten sich also eher auf die Portfolio-Empfehlungen seriöser Ratgeber verlassen.

Wann ist ein Aktientipp denn seriös?

Das hängt immer vom entsprechenden Apparat ab, der hinter einer Aktienempfehlung steht. Anleger sollten sich fragen: Wie wird eine Empfehlung begründet? Wer liefert diese Begründung, und auf welche Quellen stützt sich der Ratgeber?

Wer sind die besten Ratgeber?

Das kann man so pauschal nicht sagen. Die Zukunft lässt sich bekanntlich nicht vorhersagen. Wichtig ist deshalb eine fundierte Analyse der Vergangenheit und der strategischen Position eines Unternehmens in seinem Markt. Die Aktien-Empfehlungen der Banken sind in der Regel seriös, weil sie aus den Research-Abteilungen stammen, die über das professionelle Instrumentarium - übrigens auch den notwendigen wissenschaftlich-theoretischen Hintergrund - verfügen. Vorsichtig sollten Anleger bei bestellten Analysten-Urteilen sein, etwa bei Firmenbewertungen, die Banken für Unternehmen erstellen, die mit ihnen verbunden sind.

Von welchen Tippgebern würden Sie abraten?

Problematisch sind vor allem die vielen Börsenbriefe und Dienstleister, die ihre Kaufempfehlungen auf Gerüchten und Spekulationen aufbauen. Zum Teil kommen hier auch dubiose Techniken zur Anwendung. Die technische Chartanalyse zum Beispiel ist für langfristig orientierte Anleger völlig nutzlos.

Banken sind häufig als Konsortialmitglieder an Börsengängen beteiligt. Sind die Analysten dieser Häuser noch unabhängig?

Das Problem besteht in der Tat, aber es hat sich etwas entschärft, seitdem der Club der Konsortialbanken nicht mehr geschlossen ist. Die Vielzahl von Börsengängen hat den Wettbewerb entfacht. Außerdem bieten junge Emissionshäuser und unabhängige Analysten - auch aus dem Ausland - ihre Dienste an. Und: Wer sich mit der Technik auskennt, sollte unbedingt das Angebot im Internet nutzen.

Wo sich inzwischen aber auch die unseriösen Ratgeber tummeln...

Das stimmt, aber es finden sich auch genügend unabhängige und seriöse Anbieter. So genannte Info-Broker sammeln im besten Falle Aktienempfehlungen verschiedener Banken und Investmenthäuser, damit sich der Anleger selber ein differenzierteres Bild machen kann.

Was halten Sie von der Empfehlung, Kleinanleger sollten langfristig nur auf Standardwerte setzen und Aktientipps komplett ignorieren?

Das würde ich voll unterstreichen, vor allem für jene Anleger, die zum ersten Mal überhaupt mit Aktien zu tun haben. Standardwerte im Dax, Euro Stoxx und Anteile von Investmentfonds reichen aus für eine gute Rendite. Und: Immer auf das Risiko achten und nicht nur auf die Wertentwicklung in der Vergangenheit.

Das Problem der Auswahl des richtigen Papiers stellt sich gleichwohl immer noch?

Im Fall der Fonds gilt die Faustregel: 100 000 Mark auf fünf verschiedene Fonds verteilen, zwei Renten- und drei unterschiedlich strukturierte Aktienfonds.

Herr Professor Schmidt[lohnt es sich für Anl]

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