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Mächtige Männer. Lokführer können mit wenig Aufwand starke Behinderungen im Schienenverkehr erzeugen. Deshalb zittert nicht nur die Deutsche Bahn vor einem Streik.

© dpa

Streiken die Lokführer ab Donnerstag?: Bahn macht GDL neues Angebot

Die Deutsche Bahn versucht, den Ausstand der Lokführer noch abzuwenden. Der Gewerkschaft GDL schickte sie ein neues Angebot - mit einigen recht unfreundlichen Sätzen.

Kurz vor einem möglichen Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat die Deutsche Bahn am Dienstag ein neues Tarifangebot vorgelegt. Den Lokführern will der Staatskonzern 100 Prozent ihres bisherigen Einkommens garantieren, sollten sie als Folge eines „traumatischen Ereignisses“ ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Dabei geht es um Lokführer, die einen Selbstmörder überfahren haben und psychisch so sehr darunter leiden, dass sie ihren bisherigen Job nicht mehr ausüben können.

Die GDL fordert von der Bahn eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit für solche Fälle. Sie hatte ultimativ ein Angebot bis zum Mittwochabend verlangt und mit Streiks gedroht. Man wolle nun die Offerte prüfen und sich danach äußern, sagte eine Sprecherin.

Eine Versicherung bietet die Bahn zwar nicht an; eine solche ist nach ihrer Darstellung auch auf dem Markt nicht zu erhalten. Statt dessen sollen berufsunfähige Lokführer, die eine andere Tätigkeit bei dem Konzern ausüben, das bisherige Lohnniveau ohne Zuschläge weiter beziehen. Bislang hatte die Bahn nur 80 Prozent des vorherigen Verdienstes garantiert. Wer eine andere zumutbare Stelle innerhalb der Bahn ablehne, könne den Konzern zudem mit einer Abfindung verlassen. Diese sichere dann drei Jahre lang 80 Prozent des bisherigen Nettolohnes. Außerdem bietet die Bahn einen Schutz vor betriebs- und gesundheitsbedingten Kündigungen an, obwohl die GDL auf diese Forderung kürzlich verzichtet hatte.

"Einen solchen Mitarbeiterschutz gibt es nirgends auf der Welt“, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber. "Es gibt keinen Grund für Streiks. Ich fordere die GDL auf, noch im Januar wieder in Verhandlungen einzusteigen.“

Die GDL fordert allerdings für das gesamte weitere Berufsleben der Lokführer 100 Prozent des bisherigen Lohns und die Gewährung weitere Tariferhöhungen, die auch die übrigen Bahn-Beschäftigten bekommen. Die entsprechende Versicherung soll allein die Bahn bezahlen. Die GDL vertritt 20000 Lokführer.

Harte Worte vom Bahn-Verhandlungsführer

In dem Angebot greift Bahn-Verhandlungsführer Werner Bayreuther die GDL zugleich scharf an. Sie opfere "die Interessen der Lokomotivführer und unserer Kunden taktischen Spielen" und fahre einen "absurden Kurs". Ihrer Darstellung nach sind pro Jahr 30 Lokführer von Berufsunfähigkeit in Folge von Suiziden betroffen. 100 Prozent des bisherigen Lohnes ließen sich zwar nicht versichern, geringere Niveaus aber schon. Das sei allerdings teuer. "Selbst unter günstigsten Annahmen entspräche der Prämienaufwand einer fünfprozentigen Lohnerhöhung", gibt die Bahn zu bedenken. Dies komme allerdings nur einer sehr kleinen Gruppe von Beschäftigten zugute.

Auch wirft die Bahn der GDL vor, mit dem Thema Suizide unsensibel umzugehen. "Sie spielen mit menschlichen Schicksalen", schreibt Bayreuther. Er weist darauf hin, dass eine Versicherung Ansprüche gegen die Hinterbliebenen eines Selbstmörders geltend machen müsse. Auch gebe es durch die öffentliche Diskussion Nachahmer ("Werther-Effekt").

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