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Wirtschaft: Belgien jagt die falschen Verbrecher

Auf dem Papier ist Belgien Mitglied der Nato und damit ein Verbündeter der USA. Doch mit der vergangene Woche eingereichten Klage gegen USGeneral Tommy Franks, im Irak-Feldzug „Kriegsverbrechen“ begangen zu haben, hat Belgien seine Beziehungen zu den USA erneut gestört.

Auf dem Papier ist Belgien Mitglied der Nato und damit ein Verbündeter der USA. Doch mit der vergangene Woche eingereichten Klage gegen USGeneral Tommy Franks, im Irak-Feldzug „Kriegsverbrechen“ begangen zu haben, hat Belgien seine Beziehungen zu den USA erneut gestört. Und diesmal gefährdet es gleichzeitig seinen Standort als Nato-Hauptquartier. Das intern gespaltene kleine Königreich hat seine nationale Zerstrittenheit in jüngster Zeit aufs internationale Parkett projiziert. Belgien verärgerte vor kurzem die USA und die meisten seiner übrigen Verbündeten, als es einen Gipfel mit Frankreich und Deutschland abhielt, um ein Konkurrenzgebilde zur Nato einzurichten.

Die Klage gegen General Franks ist fadenscheinig. Der Vorwurf lautet auf Bombardierung ziviler Bereiche während des Krieges, willkürlichen Beschuss durch US-Truppen bei der Einnahme Bagdads und das Versagen, Plünderungen zu unterbinden. Den USA bleibt nichts anderes übrig, als diese Angelegenheit ernst zu nehmen. Belgien gefährdet damit den Sitz seiner Hauptstadt Brüssel als Hauptquartier der westlichen Allianz und als diplomatischer Dreh- und Angelpunkt. Ein Nato-Hauptquartier führt Generäle zusammen, und Generäle führen Kriege. Sie werden sich nicht so leicht mit publicitysüchtigen Anwälten abfinden und werden die Suche nach einem neuen Standort in Betracht ziehen, um ihre Treffen abzuhalten.

Das eigentlich Tragische des belgischen Falles ist die krasse Verzerrung eines wichtigen Aspektes des Irak-Feldzuges – abgesehen davon, dass er siegreich verlief: die Bemühungen der Koalition, Kollateralschäden gering zu halten. Die Schätzungen schwanken zwischen 600 und 1200 toten Zivilisten. Selbst das wäre etwa ein Drittel der Zahl an Todesopfern, die der erste Golfkrieg forderte – ohne dass Bagdad involviert war und das Land befreit wurde.

Die USA und ihre (wahren) Verbündeten führten einen Krieg, bei dem versucht wurde, zivile Opfer zu vermeiden, und mit dem Einsatz neuer Technologie gelang das besser als in früheren Kriegen. Im Gegensatz dazu wurden letzte Woche aus einem einzigen Massengrab in der Stadt Mahaweel mehr als 3000 Leichen ausgegraben, Opfer einer Gräueltat Saddam Husseins. Wahre Kriegsverbrechen.

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