zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Der Schrecken hat ein Ende

Die Commerzbank zerschlägt ihre defizitäre Immobilientochter Eurohypo.

Frankfurt am Main – Die defizitäre Commerzbank-Tochter Eurohypo verschwindet vom Markt. Weil sich partout kein Käufer für den Immobilienfinanzierer fand, erlaubt die EU-Kommission Deutschlands zweitgrößter Bank nun die Abwicklung der Sorgentochter mit Sitz in Eschborn bei Frankfurt. 1200 Arbeitsplätze stehen nach der am Freitag veröffentlichten Vereinbarung auf der Kippe. Nach Informationen aus Finanzkreisen droht in einem ersten Schritt die Streichung von etwa 300 Stellen. „Die angepassten Auflagen der EU sind anspruchsvoll, aber akzeptabel“, sagte Commerzbank-Chef Martin Blessing. Die Börse feierte das Ende der Hängepartie. Die Commerzbank-Aktie verteuerte sich nach Bekanntgabe der Einigung um über drei Prozent, gab jedoch einen Teil der Gewinne im Handelsverlauf wieder ab.

Bislang hatte die Kommission auf einen Verkauf gepocht. Blessing hatte monatelang verhandelt, um diese Auflage vom Tisch zu bekommen. Das ist gelungen. Als Gegenleistung für die vom Bund 2009 gewährte Staatshilfe verlangt die EU-Kommission jedoch die nahezu komplette Abwicklung des Instituts bis 2015. Die Marke Eurohypo muss aufgegeben werden. Zudem muss die Commerzbank bis März 2014 und damit zwei Jahre länger als bislang vorgegeben auf Zukäufe verzichten.

Die Commerzbank lagert die Aktivitäten der Eurohypo fast komplett in eine eigene „Bad Bank“ mit dem Namen NCA („Non-Core-Assets“, Nicht-Kern-Anlagevermögen) aus. Nur etwa 25 Milliarden Euro des gewerblichen Immobiliengeschäfts in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Polen darf und wird die Bank behalten und weiterführen. Das Neugeschäft darf pro Jahr fünf Milliarden Euro nicht überschreiten.

Zum letzten Mal hatte die Eurohypo 2007 mit 350 Millionen Euro schwarze Zahlen geschrieben. Seitdem haben sich bis Mitte 2011 Netto-Verluste in Höhe von insgesamt rund 3,9 Milliarden Euro angehäuft. Vor allem das Staatsfinanzierungsgeschäft mit einem hohen Anteil von Anlagen in den Euro-Krisenstaaten hat die Eurohypo schwer getroffen. Ende 2011 hatte sie noch Staatsanleihen der Euro-Krisenstaaten im Volumen von 12,3 Milliarden Euro in ihren Büchern, davon knapp acht Milliarden aus Italien. Allein 2011 hatte die Bank auf ihre Griechenland-Anleihen 2,3 Milliarden Euro abgeschrieben.

Im November 2005 hatte die Commerzbank die Übernahme der Eurohypo für rund 4,5 Milliarden Euro als großen Coup gefeiert. Damals beschäftigte das Institut, das aus den Hypothekenbank-Töchtern der Deutschen, Dresdner und Commerzbank hervorgegangen ist, noch rund 2600 Mitarbeiter. Die Bank sollte zum internationalen Marktführer für Immobilien- und Staatsfinanzierung aufsteigen. Doch mit der Finanzkrise 2008 entpuppten sich diese Vorstellungen als Makulatur. Rolf Obertreis

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false