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Wirtschaft: Der Schwung lässt nach

Zahl der Arbeitslosen sinkt langsamer – Arbeitsagentur und DIHK warnen aber vor zu viel Pessimismus

Berlin - Der Rückgang der Arbeitslosigkeit hat im April deutlich an Tempo verloren. Dennoch ist nach Ansicht von Experten in den kommenden Monaten kein Ende des Jobaufbaus zu befürchten. Die geschwächte US-Wirtschaft werde auch Folgen für die deutsche Wirtschaft haben und sich auf den Arbeitsmarkt auswirken, sagte der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Volker Treier, dem „Handelsblatt“. „Sie stoppt aber weder das Wirtschaftswachstum noch den Beschäftigungsaufbau.“

Nach den am Mittwoch veröffentlichten Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist die Arbeitslosenzahl im vergangenen Monat um 94 000 auf 3,4 Millionen gesunken. Der Rückgang im Vergleich zum März war damit nur etwa halb so stark wie in den Vorjahren.

Die Einstellungsbereitschaft bleibe in diesem Jahr voraussichtlich weiterhin groß, sagte Treier. „Gesucht werden aber vor allem Fachkräfte, und an ihnen mangelt es erheblich.“

Auch BA-Chef Frank-Jürgen Weise warnte davor, die jüngsten Arbeitsmarktdaten schon als „konjunkturelle Abschwächung“ zu interpretieren. Die Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt aber „flacht sich ab“.

Weise zufolge sind im April zwei Sonderfaktoren zu beachten: Die sonst übliche Frühjahrsbelebung sei diesmal schwächer ausgefallen, weil in den milden Wintermonaten weniger Jobs abgebaut worden waren als in anderen Jahren. Daneben habe eine Computerpanne bei der BA am Zähltag der Statistik dazu geführt, dass bis zu 20 000 Abgänge erst im kommenden Monat erfasst werden könnten. Daher sieht die BA Chancen, dass ihre erst kürzlich revidierte Prognose – 3,4 statt 3,5 Millionen Arbeitslose im Jahresschnitt 2008 – noch einmal leicht übertroffen wird. Es werde eventuell „noch einen Tick besser“ laufen, sagte Weise.

Auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt in Berlin und Brandenburg dürfte sich in den kommenden Monaten weiterhin gut entwickeln, sagte der Sprecher der regionalen Arbeitsagentur, Olaf Möller. Im April sei die Erwerbslosigkeit ebenfalls stark rückläufig gewesen. So waren in Berlin mit rund 245 000 Menschen offiziell etwa 3500 weniger ohne Job als im März. In Brandenburg meldeten sich im Monatsvergleich rund 6500 weniger arbeitslos, so dass die Erwerbslosenzahl auf 187 000 zurückging. „Das ist der beste April für die Region seit zwölf Jahren“, sagte Möller.

Auf die bundesweit nach wie vor gute Arbeitsmarkt-Entwicklung weist nach BA-Einschätzung auch die Zahl der Erwerbstätigen hin – dem statistischen Spiegelbild der Arbeitslosenzahl. Die Zahl der Erwerbstätigen lag zuletzt (im Februar) mit 39,93 Millionen um 683 000 über dem Vorjahreswert. Die Zahl der Stellen mit Sozialversicherungspflicht stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes binnen Jahresfrist um 663 000 auf 27,15 Millionen. 66 Prozent der seit März 2007 neu geschaffenen Arbeitsplätze seien Vollzeitstellen. mit dc/doh (HB)

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