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Wirtschaft: Deutsche trinken immer mehr Cola

Wegen der Fußball-WM steigt der Absatz mit alkoholfreien Getränken

Berlin - Das Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft war auch das Jahr der Getränkeindustrie. Ob es nun das schweißtreibende Turnier, die ungewöhnlich hohen Temperaturen, der steigende Exportanteil oder alles zusammen waren – die Hersteller alkoholfreier Getränke haben im vergangenen Jahr auf jeden Fall zehn Prozent mehr verkauft als 2005. Das gab Martin Möller, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (WAFG), am Mittwoch in Berlin bekannt. Profitiert haben davon vor allem die Produzenten von Cola – mit einem Zuwachs von 12,8 Prozent – und Bittergetränken (plus 24,2 Prozent). Zu Fruchtsäften griffen die Deutschen dagegen seltener.

Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort. Danach fließen immer mehr alkoholfreie Getränke durch deutsche Kehlen, im vergangenen Jahr waren es durchschnittlich 291,5 Liter pro Kopf. Dagegen lässt die Lust auf Alkoholisches wie Bier und Wein nach.

Der Druck auf die Preise von Limonaden und Mineralwasser wächst derweil, weil bereits mehr als die Hälfte davon zu niedrigen Preisen im Discounter verkauft werden. Daher stieg der Umsatz der Hersteller nur um 7,1 Prozent – und damit weniger stark als der Absatz.

Im vergangenen Jahr zeigte sich auch, dass die Deutschen bei Getränken experimentierfreudig sind. Die Industrie konnte den Umsatz mit neuen Produkten – wie aromatisiertem Wasser mit Erdbeergeschmack, Eistee oder Sportdrinks – im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel steigern. Die Branche führt das auch auf das steigende Gesundheitsbewusstsein der Konsumenten zurück. „Gefragt sind immer mehr Produkte, die nicht nur schmecken, sondern darüber hinaus auch einen gesundheitlichen Mehrwert besitzen“, sagt WAFG-Präsident Möller. Für 2007 rechnet er mit weiteren Zuwächsen.

Von Ernährungsexperten wird die wachsende Beliebtheit von Cola, Limo oder Energy-Drinks nicht gerade wohlwollend betrachtet. „Softdrinks tragen erheblich zur Gewichtszunahme bei“, sagt der Mediziner Alfred Wirth, der sich als Chef der Deutschen Adipositas-Gesellschaft jahrelang mit dem Thema Übergewicht beschäftigt hat. Grund seien der hohe Anteil an Zucker und Zusatzstoffen. „Die Eltern wissen das oft nicht und halten die Getränke oft sogar für gesund und leistungsfördernd“, sagt er. Schon heute seien 20 Prozent der Kinder in Deutschland übergewichtig. Wirth plädiert daher dafür, die Inhaltsstoffe auf den Verpackungen verbindlich auszuweisen. „Ich glaube nicht, dass freiwillige Nährwertangaben reichen.“

Auch die Industrie hat das Problem erkannt. „Übergewicht ist ein volkswirtschaftliches Problem, auf das die Industrie aufgerufen ist, zu reagieren“, sagt WAFG-Chef Möller. Von einer gesetzlichen Kennzeichnungspflicht, die aus Brüssel und Berlin droht, hält die Branche aber nichts. Sie bietet stattdessen die freiwillige Kennzeichnung von Energie- und Nährstoffangaben auf Verpackungen an.

Verbraucherschützern geht das nicht weit genug. „Freiwillige Vereinbarungen dienen dazu, gesetzliche Regelungen zu verhindern“, sagt Angelika Michel-Drees von der Verbraucherzentrale Bundesverband. „Das ist Augenwischerei.“

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