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Wirtschaft: Die Klassensprecher

Acht Männer aus Deutschland gehören diesmal zu den „Young Global Leaders“

Berlin - Klaviervirtuose Lang Lang ist einer, genauso wie Norwegens Prinz Haakon und Seif al Islam Gaddafi, Präsident der Gaddafi International Foundation und Sohn des libyschen Staatspräsidenten. 2004 hat der Gründer und Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, die Initiative „Young Global Leaders“ (etwa: junge globale Anführer) ins Leben gerufen. Seitdem werden jedes Jahr kurz vor dem Treffen in Davos – es findet nächste Woche statt – „Young Global Leaders“ ausgewählt. 250 sind es dieses Jahr, 50 davon aus Europa. Eine bunte Truppe von Führungskräften, die vor allem eint, dass sie nicht älter als 40 sind. Die Hälfte kommt aus der Wirtschaft; die anderen sind Nachwuchskräfte, die sich in Politik, Medien, Wissenschaft oder Gesellschaft einen Namen gemacht haben.

In diesem Jahr sind acht Deutsche unter den „Young Global Leaders“, die aus 4000 Kandidaten ausgesucht wurden. Sie alle haben am vergangenen Freitag einen Brief von Klaus Schwab bekommen. Beworben haben sie sich nicht: „Wir wurden vorgeschlagen“, sagt Timm Kehler, beim Autobauer BMW „Vizepräsident für Marketing Innovationen“. Ob er nach Davos fahren wird, weiß er noch nicht. „Aber ich stünde kurzfristig zur Verfügung.“

Fest steht das erste Treffen der neuen „Young Global Leaders“: Im September werden sie im chinesischen Dalian aufeinanderstoßen, sich kennenlernen und miteinander diskutieren. Und wenn es wie in den letzten drei Jahren abläuft, werden von dort auch wieder konkrete Initiativen ausgehen – wie die „Kaghan Valley Development Organization“. Die wurde nach dem verheerenden Erdbeben in Pakistan gegründet, um die Infrastruktur für den Tourismus wiederaufzubauen. Auf handfeste Ergebnisse hofft auch Henrik Naujoks, Vizepräsident der Münchner Unternehmensberatung Bain & Company. Der 40-Jährige will „globale Probleme mit Gleichgesinnten“ angehen. Die Themen reichen von Armutsbekämpfung, über Gesundheit bis zum Klimawandel. „Wir wollen nicht nur ein Debattierclub sein“, sagt Naujoks. Viel Zeit, sich konkrete Projekte zu überlegen, habe er noch nicht gehabt. Aber was ihn schon länger umtreibe, seien die Möglichkeiten der Privatwirtschaft, Armut zu bekämpfen. „Wie können wir mit Social Entrepreneurship soziale Werte maximieren?“ Als Vorbild nennt er den Friedensnobelpreisträger Mohammad Yunus aus Bangladesch und seine Grameen-Bank.

Auch Ronald de Jong ist glücklich über diese „Riesenauszeichnung“, sieht sie aber auch als Verpflichtung, „in den nächsten Jahren einen Teil meiner Freizeit dafür aufzubringen“. Der gebürtige Holländer, seit mehr als zehn Jahren Manager bei Philips in Hamburg, will sich vor allem im Bereich Gesundheit engagieren. „Immer noch plagen Seuchen wie HIV oder Malaria die Welt, da müssen wir mehr tun.“

Neue Wege und internationale Ansätze – das erhofft sich Klaus Schwab vom Nachwuchs. Der Schweizer Wirtschaftswissenschaftler hat die Stiftung als Ergänzung zum Weltwirtschaftsforum ins Leben gerufen, damit nicht nur die ältere Generation über die Zukunft diskutiert. Die Ausgewählten werden Teil einer Gemeinschaft, zu der derzeit 416 Männer und Frauen aus 90 Ländern gehören. Bis zum Jahre 2009 sollen es 1111 junge Führungspersönlichkeiten sein. Vielfalt ist wichtig: Alle Weltreligionen sind vertreten, und auf das Verhältnis zwischen den Geschlechtern wird geachtet. Zwar ist unter den acht Deutschen keine Frau, aber andere Länder sind da weiter. Die Auswahl trifft ein Komitee, dem die jordanische Königin Rania vorsitzt.

Neben Kehler, Naujoks und de Jong wurden fünf Führungskräfte aus Deutschland ausgewählt: Michael Krause von Karstadt-Quelle, Klaus Rosenfeld von der Dresdner Bank, Christopher Schlaeffer von der Telekom, Kanzlerberater Jens Weidmann und Peter Würtenberger aus dem Hause Axel Springer.

Juliane Schäuble

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