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Eon-Endesa-Streit: EU leitet Verfahren gegen Madrid ein

Nach monatelangem Streit um die Übernahme des spanischen Endesa-Konzerns durch Eon geht die EU-Kommission jetzt juristisch gegen Madrid vor. Die Auflagen verstießen gegen die Niederlassungsfreiheit.

Brüssel/Madrid - Die Behörde kündigte an, sie werde vor dem Europäischen Gerichtshof ein Vertragsverletzungsverfahren einleiten. Die von Spanien erhobenen Auflagen für den Eon-Endesa-Deal verstießen gegen den freien Kapitalverkehr sowie gegen die Niederlassungsfreiheit von Unternehmen. Endesa erhöhte seine Gewinnprognose und forderte Eon indirekt auf, den Preis für die Übernahme deutlich zu erhöhen.

Brüssel hatte Madrid ein Ultimatum bis zum vergangenen Freitag gesetzt, die Auflagen aufzuheben. Diese Frist ließ Madrid verstreichen. Die EU-Kommission nimmt Anstoß an einem im vergangenen Februar von der spanischen Regierung durchgesetzten Gesetz, mit dem die Vollmachten der Regulierungsbehörde CNE gestärkt wurden. Die Regierung setzte damit die Hürden für die Übernahme von Endesa durch Eon herauf, da sie den Energiesektor am liebsten weiter in nationaler Hand sehen würde.

Zu den von der CNE verhängten Auflagen gehört, dass Eon den Fortbestand des Markennamens Endesa für fünf Jahre garantieren und weiterhin spanische Kohle nutzen soll. Zudem könnte Eon bestimmte Sparten des Endesa-Konzerns nicht weiterverkaufen. Madrid beruft sich auf Sorgen um die nationale Energieversorgung. Die EU-Kommission dagegen teilte mit, die Sondervollmachten für die CNE gingen über das Maß hinaus, das zur Sicherung der nationalen Energieversorgung nötig sei. Zudem wirkten sie abschreckend auf Investoren aus anderen Mitgliedstaaten.

Konkurrent Gas Natural bietet deutlich weniger

Unabhängig vom Streit mit Brüssel will die spanische Börsenaufsicht CNMV ab Donnerstag über die Freigabe des Bieterverfahrens für Endesa entscheiden. Neben Eon bewirbt sich bislang auch der heimische Konkurrent Gas Natural. Eon bot zuletzt 36,5 Milliarden Euro für Endesa, Gas Natural nur 22,5 Milliarden Euro. Bis Dienstag können beide Bieter ihr Angebot aufstocken oder zurückziehen.

Endesa sieht sich aber auch mit 36,5 Milliarden Euro deutlich unterbewertet. Spaniens größter Energieversorger teilte in Madrid mit, er rechne für 2006 mit einem Nettogewinn von 2,95 Milliarden Euro - das wäre eine Steigerung um 50 Millionen Euro gegenüber der Prognose vom Juni. Dank Investitionen in Milliardenhöhe - vor allem in Spanien, aber auch in Lateinamerika - sowie dank des geplanten Ausbaus von erneuerbaren Energien werde Endesa im Jahr 2009 sogar 3,075 Milliarden Euro Nettogewinn machen. "Endesa ist mehr wert", erklärte der Konzern, ohne jedoch konkrete Summen zu nennen.

Eon will an die Weltspitze

Bei einem Kaufpreis von 36,5 Milliarden Euro würde Eon 34,50 Euro pro Endesa-Aktie bezahlen. An der Börse von Madrid wurde das Papier am Mittwochmittag für 38,55 Euro gehandelt. Analysten dort halten sogar einen Preis von 40 Euro pro Aktie bei einer Übernahme für möglich. Eon will mit der Übernahme von Endesa vor allem seine Stellung auf dem spanischen und lateinamerikanischen Markt ausbauen und zum größten Energieunternehmen der Welt aufsteigen.

Der EnBW-Konzern, die Nummer drei auf dem deutschen Markt, interessiert sich unterdessen nach Angaben eines Sprechers für einen Einstieg bei der österreichischen Gesellschaft Energie Steiermark (Estag), einem der führenden Energieversorger der Alpenrepublik. "Österreich ist für uns ein interessanter Markt", sagte der Sprecher der "Financial Times Deutschland". RWE, nach Angaben der Zeitung ebenfalls an der Estag interessiert, äußerte sich vorerst nicht. EnBW-Vorstand Pierre Lederer sagte in Berlin, die Welle der Fusionen im Energiesektor sei noch nicht zuende. Gründe seien zum einen der Druck des Marktes und zum anderen die Notwendigkeit einer gemeinsamen europäischen Energiepolitik. (tso/AFP)

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