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Laut DIHK planen spürbar weniger Firmen ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zukünftig auszuweiten.

© IMAGO/Shotshop

Personal fehlt und Bürokratie hemmt : Deutschen Unternehmen ist die Innovationslust vergangen

Fachkräftemangel und wirtschaftspolitische Unsicherheiten lähmen offenbar den Erfindergeist in der deutschen Wirtschaft. Einer DIHK-Umfrage zufolge ist die Innovationsbereitschaft von Firmen deutlich gesunken.

Die Innovationslust deutscher Unternehmen ist in diesem Jahr auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung 2008 gesunken. Einer Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter mehr als 2200 Firmen zufolge, will nur noch jede dritte Firma ihre Investitionsaktivität ausweiten. Bei der letzten Befragung von vor drei Jahren war es nur fast jede Zweite. Dazu will jedes sechste Unternehmen seine Innovationsaktivität in den kommenden zwölf Monaten sogar reduzieren.

„Deutschland braucht dringender denn je neue Ideen und Produkte, um wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der „Wirtschaftswoche“, die am Montag vorab Ergebnisse aus dem Bericht zitierte.

Fachkräftemangel und Bürokratie bremsen die Innovationsaktivität der Wirtschaft demnach am stärksten aus. Fast drei Viertel der befragten Firmen klagen über fehlendes Personal. 68 Prozent über hohe bürokratische Hürden wie komplexe Zulassungs- und Genehmigungsverfahren. Auch der hohe Aufwand zur Sicherung geistigen Eigentums sowie schwierige Finanzierungs- und Kooperationsbedingungen schränken viele Firmen ein.

71
Prozent der befragten Firmen beklagen den Mangel an Fachkräften als Innovationshemmnis.

Auch der am Montag veröffentlichte Konjunkturumfrage des ifo-Instituts zufolge sind die Investitionserwartungen in Forschung und Entwicklung (F&E) im laufenden Jahr gesunken. Vor allem in energieintensiven Branchen wie der Chemie- oder Papierindustrie, aber auch im Handel sowie Dienstleistungsbereich. „Das Investitionsklima hat sich spürbar eingetrübt“, sagt Lara Zarges, Konjunkturexpertin am ifo Institut. Das sei Folge der gestiegenen Finanzierungskosten, der schwachen Nachfrage und der wirtschaftspolitischen Unsicherheit.

Mehr Innovationsinvestitionen im Ausland

Als Warnzeichen sieht die DIHK das steigende Interesse der Unternehmen, im Ausland F&E-Kapazitäten aufzubauen. Wollte bei der letzten Umfrage von vor drei Jahren nur ein Viertel der Unternehmen F&E-Investitionen im Ausland tätigen, liegt der Anteil mittlerweile bereits bei einem Drittel. Allerdings hängt der Anteil stark von der Unternehmensgröße ab. Bei Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden wollen rund zwei Drittel stärker in F&E-Aktivitäten investieren, bei Firmen mit weniger als 50 Beschäftigten sind es nur 25 Prozent.

Die Innovationsfähigkeit vor allem junger Unternehmen wird maßgeblich durch den Zugang zu Wagnis- und Beteiligungskapital sowie Kooperationsmöglichkeiten mit Hochschulen und Unternehmen bestimmt. Um diese Bedingungen zu verbessern, hat die Ampel-Koalition Ende November über eine Milliarde Euro öffentliches und privates Kapital mobilisiert. „Die Transformation braucht Innovation, die wir mit den Mitteln des Wachstumsfonds Deutschland weiter voranbringen wollen“, schrieb Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) auf der Social-Media-Plattform LinkedIn. Mit der KfW und über 20 institutionellen Investoren – darunter etwa die Allianz oder Blackrock – will die Bundesregierung den Innovationsstandort stärken.

DIHK-Chef Wansleben fordert von der Politik ein „insgesamt innovationsfreundliches Umfeld“. Dazu gehörten technologieoffene Förderprogramme, niedrigschwellige Möglichkeiten, mit der Wissenschaft zu kooperieren und Reallabore, um Innovationen zu erproben.

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