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Wirtschaft: Fluggesellschaften: Lufthansa-Chef droht mit Entlassungen

Der Druck auf die Mitarbeiter der Fluggesellschaften wächst. Nicht nur bei LTU, auch bei Lufthansa soll die Belegschaft auf Gehalt verzichten, um das Unternehmen vor größerem Schaden zu bewahren.

Der Druck auf die Mitarbeiter der Fluggesellschaften wächst. Nicht nur bei LTU, auch bei Lufthansa soll die Belegschaft auf Gehalt verzichten, um das Unternehmen vor größerem Schaden zu bewahren. Lufthansa-Chef Jürgen Weber drohte in Peking am Rande des China-Besuchs des Kanzlers mit betriebsbedingten Kündigungen und Kurzarbeit, sollten sich die Tarifparteien nicht bis Mitte November auf Arbeitszeitabbau bei entsprechendem Lohnverzicht einigen. Allein im Passagierverkehr sind zwischen 6000 und 7500 der 30 000 Arbeitsplätze gefährdet. Auch KLM-Chef Rob Ruijter schloss am Donnerstag zusätzlichen Jobabbau nicht aus. Der Halbjahresgewinn brach um 72 Prozent ein. Bislang sollen 2500 der 27 000 Stellen abgebaut werden. Weitere 12 000 müssen kurzarbeiten. Mit der Belegschaft ist KLM über umfangreiche Lohn- und Gehaltskürzungen im Gespräch.

Lufthansa-Chef Weber verwies darauf, dass Lufthansa seit den Anschlägen am 11. September pro Tag 30 000 Passagiere und 20 Millionen Mark Euro an Ergebnisbeiträgen fehlten. Die Folge: bereits 43 Flugzeuge wurden in der Wüste im Südwesten der USA still gelegt. Der Rückgang auf den Nordamerika-Strecken betrage 30 Prozent, in Europa 15 Prozent und in Asien rund zehn Prozent. Weber räumte ein, dass Lufthansa aber noch relativ gut dastehe. Denn die meisten Flugzeuge seien bereits voll abgeschrieben. Die Gesellschaften, die ihre Flugzeuge geleast hätten, seien pro Monat mit einer Leasingrate von einer Millionen US-Dollar belastet, auch wenn die Maschinen still gelegt seien.

Um wenigstens in den schwarzen Zahlen zu bleiben, muss und will Weber die Personalkosten kräftig zurück schneiden. Dadurch, dass Urlaub eingespart werde, offene Stellen nicht wieder besetzt würden und bis auf weiteres keine Neueinstellungen erfolgten, werde bereits einiges eingespart. Das reiche aber nicht, um auf die Vier-Tage-Woche ohne Lohnausgleich verzichten zu können. Zumindest in Teilbereichen. Verdi-Vorstand Jan Kahmann sieht dagegen keine Notwendigkeit, die Tarifverträge zu ändern: Lufthansa müsse vielmehr alle betrieblichen Maßnahmen zur Verringerung von Arbeitszeitvolumen ausschöpfen, also Überstunden sowie freie Tage abbauen, Teilzeitarbeit ausbauen und unbezahlten Urlaub gewähren.

Kompromissbereiter verhalten sich die Belegschaftsvertreter von LTU. Um die Düsseldorfer Fluggesellschaft zu retten, sollen nach den Vorstellungen der Geschäftsführung in den nächsten drei Jahren 150 Millionen Mark Personal- und 200 Millionen Mark Sachkosten eingespart werden. Das Bodenpersonal machte bereits am Mittwoch den Weg für das Krisengespräch unter Beteiligung von Ministerpräsident Wolfgang Clement am heutigen Freitag in Düsseldorf frei. Die Tarifkommission billigte Gehaltsabstriche um je fünf Prozent bis zum Jahr 2004. Außerdem fällt die Hälfte des 13. Monatsgehaltes flach. Die Vereinigung Cockpit hat der LTU-Geschäftsführung eine Gehaltskürzung um zehn Prozent für dieses Jahr, Nullrunden in den nächsten drei Jahren und den Verzicht auf die Hälfte des 13. Monatsgehaltes sowie eine Reduktion der Arbeitszeit angeboten. Über eine Annahme ist noch nicht entschieden. Offen sind im Übrigen die Tarifgespräche für das Kabinenpersonal.

Auch in der Reisebranche stehen die Zeichen auf Kompromiss. Am Donnerstag erklärte der zuständige Verdi-Vorstand Holger Carstensen, zwar lehne die Gewerkschaft eine Nullrunde für die Reisebranche ab. Doch werde man berücksichtigen, dass sich die Firmen derzeit in einer schwierigen Situation befänden. "Wir gehen nicht mehr davon aus, dass wir unser eigentlich angestrebtes Ziel erreichen", sagte Carstensen am Donnerstag. Ursprünglich hatte Verdi 4,8 Prozent mehr Lohn und Gehalt für die 80 000 Beschäftigten gefordert.

Anders bei Swissair. Am Mittwoch war für 9000 der 68 000 Konzern-Mitarbeiter letzter Arbeitstag. Allein in der Schweiz haben 4500 Personen ihren Job zum 1. November verloren. Ob es dabei bleibt, ist ungewiss. In Folge der Swissair-Pleite droht auch den ehemals lukrativen Tochterfirmen, die für die Wartung (SR-Technics), die Computer-Reservation (Atraxis) und die Abfertigung (Swissport) zuständig sind, die Zahlungsunfähigkeit. Allein für Atraxis zeichnet sich derzeit eine Lösung ab. Lufthansa Systems will die Firma womöglich übernehmen.

afh, ro, bach

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