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Olympiahalle in München. 8000 Aktionäre kamen zur Hauptversammlung. Für Siemens-Chef Peter Löscher gab es viel Applaus.

© dpa

Siemens: Große Bühne für Löscher

Siemens legt auf der Hauptversammlung gute Quartalszahlen vor. Das Auftragspolster ist so groß wie nie. Angesichts der guten Entwicklung baut Siemens auch die Belegschaft wieder aus.

„Ain’t no mountain high enough“, rockt es in der Münchner Olympiahalle vom Band. Kein Berg erscheint hoch genug, als dass man ihn nicht erklimmen könnte. Lachende Mitarbeiter aus allen Kontinenten sagen in einem Film immer wieder: „I’m proud to be Siemens“, ich bin stolz darauf, Siemens zu sein. Und selbst US- Präsident Barack Obama wird eingeblendet, der im neu errichteten Siemens- Werk im US-Bundesstaat Iowa lobte: „Sie zeigen Amerika die Zukunft.“

Das soll die Stimmung der 8000 Aktionäre des Technologiekonzerns heben, die zur Hauptversammlung nach München gereist sind. Nach dem tiefgreifenden Korruptionsskandal und dem Umsatzeinbruch in der Wirtschaftskrise gibt es tatsächlich wieder Grund, stolz zu sein. Und so schwingt der neu erwachte Stolz auch deutlich in der Rede von Konzernchef Peter Löscher mit. „Der Riese ist wach, er ist stark, entschlossen und er weiß, was er kann und will“, sagt er.

Die Zahlen für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres passen dazu: Von Oktober bis Dezember 2010 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent auf 19,5 Milliarden Euro. Der Gewinn legte sogar um fast ein Fünftel auf den Rekordwert von gut 1,7 Milliarden Euro zu. Außerdem gingen in den drei Geschäftsbereichen Industrie, Energie und Gesundheit 19 Prozent mehr Bestellungen ein, sodass der Auftragsbestand auf 92 Milliarden Euro kletterte – so viel wie nie zuvor. Auch die Siemens-Aktionäre profitieren davon. Sie erhalten eine Dividende von 2,70 Euro je Aktie. Im Vorjahr waren es nur 1,60 Euro gewesen. Auch die Belegschaft wird bedacht: Jeder Siemens-Mitarbeiter erhält eine Prämie von 1000 Euro.

Angesichts der guten Entwicklung baut Siemens auch die Belegschaft wieder aus. Im ersten Quartal wuchs die Zahl der Mitarbeiter um 5000 auf 410 000. In Deutschland arbeiten 129 000 Menschen für den Konzern und damit 1000 mehr als Ende September 2010.

Vor allem der Industriebereich boomt wieder, aus Schwellenländern wie China und Indien gibt es viele Aufträge. Wachsen will Siemens aber vor allem bei umweltfreundlicher Technik. Anlagen für regenerative Energien, intelligente Stromnetze, umweltschonender öffentlicher Verkehr – damit möchte der Konzern bis 2014 Jahr für Jahr zehn Prozent mehr Umsatz machen. Am meisten Applaus brandet auf, als Löscher den „Raubbau an den natürlichen Lebensgrundlagen auf Kosten künftiger Generationen“ anprangert.

Von den Zahlen und Plänen ist auch die oft so kritische Daniela Bergdolt überzeugt, die Vertreterin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Der Konzern sei „runderneuert“, lobt sie, mit der Dividende werde „nicht gekleckert, sondern geklotzt“. Auch die umstrittene Erhöhung der Vorstands- und Aufsichtsratsbezüge um 25 Prozent, die am Abend abgesegnet wurde, kritisiert Bergdolt nicht. Künftig wird allerdings die längerfristige Entwicklung stärker honoriert als der schnelle Gewinn. „Ihre Bezüge liegen an der oberen Grenze“, sagt sie und spricht namentlich Vorstandschef Löscher und Aufsichtsratschef Gerhard Cromme an. Sie sehe dies als „Wechsel auf die Zukunft“ – gute Zahlen werden also auch künftig erwartet.

Ein Kapitel, auf das Siemens nicht stolz ist, ist die Schmiergeldaffäre. Sie hatte einen Schaden von 2,5 Milliarden Euro angerichtet. Zwar hat das Unternehmen die Verfahren mit den Behörden in Deutschland und den USA abgeschlossen und sich mit neun ehemaligen Vorständen in einem Vergleich auf Schadenersatzzahlungen in Höhe von insgesamt 19,5 Millionen Euro verständigt. Keine Einigung gab es mit den Ex-Vorstandsmitgliedern Heinz-Joachim Neubürger und Thomas Ganswindt. In beiden Fällen, so sagt es Aufsichtsratschef Cromme, wurden Klagen auf Schadenersatz am Landgericht München eingereicht. Von Neubürger möchte Siemens vier Millionen Euro, von Ganswindt eine. Das Thema verfolgt Siemens weiter, weil noch nicht alle Ermittlungen der Behörden gegen einzelne Beschuldigte abgeschlossen sind. Der Strafrechtsprozess gegen Ganswindt ist erst einmal vertagt. Sein Anwalt verlangt ein personell besser ausgestattetes Gericht und hat eine „kontroverse Beweisaufnahme“ angekündigt.

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