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Wirtschaft: Henkel sieht „keine andere Wahl“

Weltweit sollen 3000 Jobs wegfallen. Der Konsumgüterkonzern kämpft mit steigenden Rohstoffkosten

Düsseldorf - Der Waschmittel- und Klebstoffproduzent Henkel will weltweit 3000 Stellen in allen Unternehmensbereichen und Funktionen abbauen. In Deutschland könnten davon bis zu 600 Mitarbeiter betroffen sein. Trotz eines klaren Gewinnanstiegs von acht Prozent auf 941 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2007 sieht sich das Top-Management gezwungen, ein Sparprogramm in einem Volumen von 500 Millionen Euro umzusetzen. Der scheidende Konzernchef Ulrich Lehner, der zum letzten Mal die Henkel-Bilanz vorlegte, teilte am Mittwoch in Düsseldorf mit, dass „das zunehmend härtere Wettbewerbsumfeld und der steigende Kostendruck“ dem Unternehmen keine andere Wahl ließen. Mitte April wird Lehners bisheriger Stellvertreter Kasper Rorsted an die Spitze rücken.

Lehner will mit dieser Sanierung „ab 2011 jährlich Einsparungen in Höhe von rund 150 Millionen Euro realisieren“. In den nächsten Wochen sollen Gespräche mit Arbeitnehmervertretern und möglicherweise betroffenen Mitarbeitern beginnen. Ein Fünftel der 50 000 Henkel-Mitarbeiter arbeitet in Deutschland. Sie erwirtschaften 18 Prozent des Konzernumsatzes von 13,07 Milliarden Euro (12,7 Milliarden 2006). Zusätzlich zu den 3000 Stellen bahnt sich ein weiterer Jobabbau an, der sich aus der Übernahme des Kleberherstellers National Starch mit größter Wahrscheinlichkeit ergeben wird.

Henkel arbeitet in einem schwierigen Umfeld. In Westeuropa und Nordamerika stagnieren die Märkte, steigende Rohstoffkosten bereiten Konsumgüterherstellern Probleme. Wachstum versprechen sie sich in Regionen wie Osteuropa, Asien und Lateinamerika – allein Henkel hat 2007 knapp 13 Prozent in den Schwellenländern zugelegt.

Im August hatte bereits die Konzernspitze des britisch-niederländischen Konzerns Unilever angekündigt, weltweit 20 000 Stellen zu streichen und 50 von den 300 Produktionsstätten zu schließen. Auch der US-Hersteller Procter&Gamble will sein Unternehmen verschlanken – nicht nur das Markenportfolio, sondern auch die Belegschaft. In Deutschland könnten davon Hunderte von Arbeitsplätzen betroffen sein.

Henkel habe 2007 insgesamt eine gute Entwicklung hingelegt, meinte Konzernchef Lehner. Doch trotz Gewinn- und Umsatzsteigerung vor allem im Bereich Haar- und Waschmittel in Asien und Osteuropa und einer angekündigten Dividendenerhöhung von drei Cent pro Aktie haben die meisten Analysten skeptisch auf die Zahlen reagiert. Von „sehr enttäuscht“ bei der WestLB bis „unter den Erwartungen“ bei Kepler Equity lauteten die Beurteilungen.

Lehner reagierte gelassen. Er ziehe dem „Zählen in Quartalen“ das „Zählen in Jahren“ vor. Größte Kritik musste er für das verfehlte Ziel einer für 2008 angekündigten Ebit-Marge von zwölf Prozent einstecken. Vermutlich wird die erhoffte Ebit-Marge frühestens 2012 erreicht werden können. Lehner schließt dafür auch Preiserhöhungen nicht aus. Im abgelaufenen Geschäftsjahr stieg die Umsatzrendite nur leicht von 10,2 auf 10,3 Prozent. Dennoch zog die Henkel-Aktie gestern um 2,45 Prozent an. „Das Sparprogramm hat die Anleger beeindruckt“, glaubt Analyst Oliver Caspari vom Bankhaus Lampe.

Lehner zieht es derweil zur Deutschen Telekom. Die Hauptversammlung des Konzerns soll ihn im Mai zum Chef des Aufsichtsrats wählen, wie die Telekom am Mittwochabend mitteilte. Vorgänger Klaus Zumwinkel hatte im Zuge der Steueraffäre sein Amt niedergelegt.mse (HB)

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