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Ein Mercedes-Stern dreht sich auf dem Werk in Untertürkheim.

© dpa/Sebastian Gollnow

Prozessbeginn im Dieselskandal: Investoren fordern hunderte Millionen Euro Schadensersatz von Mercedes

Bei der Dieselaffäre denken die meisten zuerst an VW. Doch auch gegen Mercedes zogen und ziehen Tausende Autobesitzer vor Gericht. Nun fordern die Anleger Hunderte Millionen Euro.

Vor mehr als sechs Jahren gab es erste Vorwürfe gegen Mercedes-Benz wegen Diesel-Abgasmanipulation. Nun beginnt für den Autobauer in der Affäre ein neues Kapitel: Mit Formalien und vielen Organisationsfragen hat der millionenschwere Anleger-Prozess gegen Mercedes-Benz begonnen. Bei der Verhandlung am Mittwoch vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht wurden aber noch keine inhaltlichen Fragen geklärt.

Der 20. Zivilsenat hatte die erste Sitzung von vornherein als Organisationstermin angesetzt, um mit den Parteien unter anderem die Strukturierung des Verfahrens zu besprechen.

Die Investoren werfen dem Unternehmen vor, kapitalmarktrechtliche Pflichten verletzt zu haben. Das Unternehmen habe die Verwendung von illegalen Abschalteinrichtungen in seinen Diesel-Fahrzeugen sowie die hiermit verbundenen Risiken und Kosten dem Kapitalmarkt verschwiegen und die Investoren über die wahren Umstände getäuscht.

Zwischen dem 10. Juli 2012 und dem 20. Juni 2018 sei der Aktienkurs der früheren Daimler AG von mehr als 90 Euro auf unter 60 Euro gefallen. Die durch Kursverluste entstandenen Schäden sind demzufolge Gegenstand der Klagen.

Insgesamt geht es nach Angaben der Kanzlei Tilp, die den Musterkläger vertritt, um rund 900 Millionen Euro. Dem Verfahren haben sich nach Angaben der Tübinger Rechtsanwälte eine große Anzahl privater und mehr als 200 institutionelle Investoren angeschlossen. Darunter sind unter anderem Banken, Versicherungen und Pensionsfonds aus Deutschland, anderen Staaten der Europäischen Union, Nordamerika, Asien und Australien.

Der Autobauer weist die Vorwürfe zurück: „Wir halten die Ansprüche für unbegründet“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Das Unternehmen sei seinen kapitalmarktrechtlichen Publizitätspflichten ordnungsgemäß nachgekommen. „Unsere Kommunikation zum Thema Diesel entsprach zu jedem Zeitpunkt unserem jeweils vorliegenden Wissensstand“, sagte er.

Das Musterverfahren in Stuttgart könnte sich über Jahre hinziehen. Das zeigt auch ein Beispiel aus Niedersachsen: In einem ähnlichen Prozess gegen den Volkswagen-Konzern und die Dachholding Porsche SE wird aktuell um Schadenersatz für Investoren gestritten, die nach dem Auffliegen der Diesel-Affäre bei VW Kursverluste in Milliardenhöhe erlitten.

Das Verfahren geht seit 2018 nur schleppend voran. Bis zu einer möglichen Entscheidung will das Oberlandesgericht Braunschweig noch Dutzende Zeugen hören und eine Vielzahl von Dokumenten sichten.

Mercedes muss sich seit Jahren mit Abgas-Vorwürfen auseinandersetzen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatte 2018 und 2019 gegen insgesamt mehrere Hunderttausend Fahrzeuge des Herstellers Rückruf-Bescheide wegen einer unzulässigen Abgastechnik erlassen. Seitdem klagen auch immer wieder Kundinnen und Kunden gegen den Konzern. (dpa)

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