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AKTIEN: Keine Angst vor Turbulenzen

Anleger zwischen Sorglosigkeit und Kalkül.

Deutschland wird gestürmt – von internationalen Anlegern. Die Aktien der 30 Dax-Konzerne sind beliebt wie lange nicht. Gut 17 Prozent hat der Deutsche Aktienindex seit Jahresanfang gewonnen – ein Sprung von mehr als 1000 Punkten in drei Monaten. Die deutsche Börse notiert wieder dort, wo sie kurz vor der Lehman- Pleite und dem Ausbruch der Finanzkrise notierte. Ähnlich die Situation an den US-Börsen. An der Technologiebörse Nasdaq ist der Composite-Index wieder über die Marke von 3000 Punkten gestiegen. Dorthin, wo er im Jahr 2000 stand – dem Jahr, in dem die „Internet- Blase“ platzte.

Pessimisten sehen in den historischen Paralellen Gefahren einer neuen Übertreibung. Statt die Folgen der Krise, das magere Wachstum in Europa und in den USA sowie die stagnierenden Unternehmensgewinne ernst zu nehmen, ignorierten die Investoren die Risiken. Mit dem Kursanstieg wachse die Sorglosigkeit. So zeigen „Angst-Indizes“ wie der V-Dax, dass an den Terminmärkten derzeit nicht auf Turbulenzen an den Aktienmärkten in den kommenden Monaten gewettet wird. Fachleute erklären dies mit „Liquidität“, die – aus Mangel an lukrativen Alternativen – im Überfluss auf den Aktienmarkt ströme. Eine Folge niedriger Zinsen.

Die Zutaten für eine Spekulationsblase sind also durchaus vorhanden: Ignoranz, Sorglosigkeit und eine Menge Geld. Dennoch gibt es Gründe dafür, dass der Aktienmarkt derzeit „fair bewertet“ ist, wie die DZ Bank meint, und nicht aufgeblasen. Die Experten sehen (noch) ein gesundes Verhältnis von Kursen zu Buchwerten (Vermögenswerten), und dem Cash-Flow der Unternehmen. Große Sprünge seien aber nicht mehr möglich – oder ungesund.

Dass sich einzelne Werte durchaus dem Bubble-Zustand nähern, zeigt die Apple-Aktie, die allein 2011 mehr als 80 Prozent und 2012 schon 50 Prozent gewonnen hat. Nach der Ankündigung des neuen iPads 3 stieg der Börsenwert auf eine halbe Billion Dollar. Kein Unternehmen der Welt ist wertvoller. Erstmals seit 17 Jahren zahlt Apple eine Dividende. Ein Zeichen von Übertreibung? Am Finanzmarkt ist man sich einig: Von 54 Analysten, die Apple beobachten, gibt nur einer den Rat, das Papier zu verkaufen. Das sollte Skepsis wecken. Einhelligkeit ist eine weitere Zutat für eine Spekulationsblase. Henrik Mortsiefer

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