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Wirtschaft: Luftfahrt sieht 70 000 Jobs in Gefahr Branchenverband warnt vor den Folgen des Irak-Krieges / Sparprogramme und weitere Konkurse in Amerika

Düsseldorf (fo/HB). Die Luftfahrt reagiert weltweit mit massiven Sparprogrammen auf den IrakKrieg.

Düsseldorf (fo/HB). Die Luftfahrt reagiert weltweit mit massiven Sparprogrammen auf den IrakKrieg. Bis zu 70 000 Arbeitsplätze sind durch den Krieg direkt gefährdet, befürchtet der Branchenverband International Air Transport Association (IATA). Der Einbruch bei Flugreisen könnte für die Branche zu weiteren Verlusten von zehn Milliarden Dollar führen, hieß es am Wochenende.

Kaum waren die ersten Bomben auf Bagdad gefallen, gaben amerikanische Airline-Manager umfangreiche Personalmaßnahmen bekannt. Die zwölftgrößte US-Fluggesellschaft Hawaiian Airlines hat am Wochenende Insolvenzantrag gestellt. Ebenso die Lateinamerikas älteste Fluggesellschaft, die kolumbianische Avianca.

Die zahlungsunfähige United Airlines, die wie ihr Wettbewerber US Airways unter dem Schutz des US-Konkursrechts weiter fliegt, kündigte jetzt Kapazitätskürzungen zwischen zehn und zwölf Prozent an – mit den entsprechenden Folgen für das United-Personal. Gewerkschaftsvertreter gehen davon aus, dass die zweitgrößte Fluggesellschaft der Welt umgehend 3450 Mitarbeiter in unbezahlten Urlaub schicken wird. United gilt als größter Wackelkandidat innerhalb des weltweiten Flugbündnisses Star Alliance. Bündnispartner Lufthansa will auch in der Krise alle Mann an Bord halten. Andere Partner reagieren mit teils massiven Personalanpassungen: Air Canada kündigte an, bis Jahresende 3600 Stellen und damit rund zehn Prozent des Personals zu streichen. Die Gesellschaft hat in den vergangenen zwei Jahren einen Gesamtverlust von umgerechnet 750 Millionen Euro eingeflogen. Kanadas Verkehrsminister schloss stattliche Hilfen für den Nationalcarrier nicht aus.

Umfangreiche Sparmaßnahmen kündigte auch der südamerikanische Star-Allianz-Partner Mexicana de Aviación an. Die mexikanische Fluggesellschaft will vier ihrer 59 Flugzeuge und das Verwaltungsgebäude in Mexiko Stadt verkaufen. Die Folgen des Irak-Krieges würden die bislang schwerste Krise in der Luftfahrt, in die die Branche nach den Anschlägen vom 11. September geraten war, wahrscheinlich noch verschärfen, teilte der Verband der Fluglinien IATA mit. Insgesamt habe die Krise im Luftreiseverkehr seit den Anschlägen vor eineinhalb Jahren bislang zu addierten Verlusten von rund 30 Milliarden Dollar geführt. IATA hatte bereits prognostiziert, dass im Falle eines Irak-Krieges das Passagieraufkommen je nach Region um 15 bis 20 Prozent zurückgehen könnte. Generaldirektor Giovanni Bisignani forderte die Regierungen auf, der Branche zu helfen und etwa den freien Zusammenschluss von Fluglinien zu gestatten.

Neben Kanada sind auch die Vereinigten Staaten offenbar bereit, ihren nationalen Gesellschaften erneut mit staatlichen Finanzspritzen zu helfen. Erst vor wenigen Tagen hatte Verkehrsminister Norman Mineta angekündigt, dass Washington „bereit ist, sehr schnell zu handeln, wenn sich die Notwendigkeit ergibt“. Informationen aus Regierungskreisen zufolge sollen für Not leidende Airlines im Rahmen eines Gesetzes zur Stabilisierung der Luftfahrt etwa drei Milliarden Dollar bereit gestellt werden. Nach den Terrorattacken des 11. September hatte die US-Regierung bereits fünf Milliarden Dollar an Direkthilfen genehmigt.

Der europäische Verband der Luftfahrtgesellschaften AEA hat bereits Kritik angemeldet. Zumal aus Sicht des Verbandes die europäischen Gesellschaften sehr viel stärker vom Krieg im Irak betroffen seien als ihre US-Konkurrenten.

Unterdessen will British Airways (BA) laut „Independent on Sunday“ Fusionsgespräche mit der niederländischen Fluggesellschaft KLM aufnehmen. BA hat den Bericht am Sonntag dementiert. Die Airlines führten in den vergangenen Jahren immer wieder Fusionsgespräche. Zuletzt waren sie im Jahr 2000 gescheitert. KLM sucht seit über einem Jahrzehnt einen starken Partner.

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