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Wirtschaft: MAN droht die Zerschlagung

VW will den Konzern mit Scania zusammenführen

Berlin/Stockholm - Im Übernahmekampf zwischen den Lastwagenkonzernen Scania und MAN ist der Münchner Hersteller in die Defensive geraten. „Wir können damit leben, wenn das Angebot für die Scania-Aktionäre am 31. Januar ausläuft“, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Freitag. „Dann werden wir andere Wege finden, um zu wachsen.“ Er wollte aber auch ein höheres Angebot für Scania nicht ausschließen. „Wir haben alle Möglichkeiten.“ Bislang bietet MAN 10,3 Milliarden Euro. An der Börse behauptete sich die Aktie dennoch und gewann bis zum späten Nachmittag 0,5 Prozent auf 73 Euro.

Der Volkswagen-Aufsichtsrat hatte am Donnerstag das MAN-Angebot für Scania abgelehnt und erklärt, er strebe eine „freundliche Zusammenführung“ der Hersteller an. VW ist Großaktionär bei beiden Firmen – die Wolfsburger besitzen 34 Prozent an MAN und 18,7 Prozent an Scania. Sie sind an einer Verschmelzung der beiden stark interessiert und wollen auch ihre südamerikanische Nutzfahrzeugsparte einbringen.

Ein Scheitern dieser Bemühungen wäre ein Desaster – denn dann würden beide Aktienpakete deutlich an Wert verlieren. Eine VW-Sprecherin wollte am Freitag nicht sagen, wie eine freundliche Lösung des Konflikts aussehen könnte. Es werde aber weitere Gespräche geben, um eine einvernehmliche Lösung zu finden. Ein Gegenangebot Scanias für MAN wollte VW bislang nicht unterstützen.

In Schweden wurde das ‚Nein’ von VW zu einer Scania-Übernahme durch MAN mit Genugtuung aufgenommen. „Sie wollen eine freundschaftliche Lösung“, sagte eine Scania-Sprecherin am Sitz in Södertälje. Der Lkw-Bauer hatte zuvor verlangt, in einem neuen Konzern eine aktivere Rolle zu spielen. Auch beim zweitgrößten Scania-Aktionär, der zur Industriellenfamilie Wallenberg gehörenden Holding Investor, bestätigte ein Sprecher die bisherige Haltung. „Wir haben immer gesagt, dass es eine industrielle Logik in einem Zusammengehen von MAN und Scania geben kann. Wir sind offen für Diskussionen, wie dies aussehen kann“, hieß es.

Experten halten nun eine Aufspaltung von MAN für möglich. „Eine Möglichkeit wäre es, die Nutzfahrzeugsparten aller drei Hersteller zusammenzuführen. Um die Zustimmung von Investor zu bekommen, könnte man die Schiffsdieselsparte von MAN Investor überlassen“, sagte der Branchenanalyst Marc-René Tonn von MM Warburg. Vor einem Jahr hatte Investor den Großmotorenhersteller MTU Friedrichshafen übernommen. Nun könnten die Schweden daran interessiert sein, diesen mit der MAN-Maschinenbausparte zu verschmelzen. Eine „freundliche Zusammenführung“ müsse ja nur zwischen MAN und Scania freundlich sein, nicht aber zwischen MAN und VW, befand Tonn. Ein höheres Angebot von MAN an Scania hält er für unwahrscheinlich. „Es macht keinen Sinn für MAN, alle zu erwartenden Synergien aus einer Übernahme an die Scania-Aktionäre auszuzahlen – dann können sie es auch bleiben lassen.“

Die Fachleute in Schweden sind über die nächsten Schritte uneins. „Dass MAN und Scania in einem Jahr unter einem gemeinsamen Dach agieren, ist zu 100 Prozent sicher“, sagte Patrick Sjöblom von Chevreux. Er schließt auch ein Gegengebot von Scania nicht aus. Analysten der Kaupthing Bank gehen dagegen von einem freundschaftlichen Zusammengehen der beiden Lastwagenkonzerne aus und rechnen nicht mehr mit einer Nachbesserung durch MAN.

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