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Wirtschaft: Natürlich cremen

Nur ein Produkt ist wirklich „sehr gut“

Wenn Stars wie Kate Moss, Julia Roberts oder Nicole Kidman zu Naturkosmetika greifen, kann das Wunder bewirken. Galten Cremes aus der Naturkosmetikecke nämlich noch vor wenigen Jahren eher als öde, und daher wenig angesagt, erleben sie inzwischen einen Aufschwung. Moderne Verpackungsdesigns und eine bessere Platzierung der Produkte in Drogeriemärkten steuern ihren Teil zum Erfolg bei. Und so wachsen die Umsatzraten bei Produkten der Naturkosmetik jährlich im zweistelligen Bereich, während der Umsatz herkömmlicher Kosmetika seit Jahren eher stagniert.

Doch nicht alles an den Naturkosmetikprodukten ist immer vorzeigbar, sagt die Stiftung Warentest, die sich zwölf Naturkosmetik–Gesichtscremes vorgenommen und sie auf ihren Feuchtigkeitsgehalt, ihre mikrobiologische Qualität und ihre Anwendung untersucht hat. Schon beim Einkauf fiel den Testern auf, wie unterschiedlich die Preise ausfielen. Die Tuben oder Tiegel kosteten zwischen 3,25 Euro und 15 Euro. Doch der Preis entscheidet nicht: Fast jede Creme spendet viel Feuchtigkeit, die auch Stunden nach dem Auftragen noch ein wenig anhält.

Und so bewerteten die Tester die Cremes insgesamt: Knappe Siegerin nach Punkten ist die „sehr gute“ Gesichtscreme von Alverde, die von der Drogeriekette dm vertrieben wird. Mit 10,85 Euro pro 100 Milliliter ist sie im Vergleich zu den anderen Produkten recht preiswert. Die vier mit einem „Gut“ beurteilten Cremes von Weleda, Dr. Hauschka, Sante und lavera kosten alle mindestens das Doppelte. Vier Marken (Apotheker Scheller, neobio, Sanoll, Logona) wurden mit einem „Befriedigend“ bewertet, das Produkt Kräutergarten erhielt nur ein „Ausreichend“. Zwei Marken fielen ganz durch. Der Grund: In der Creme von alva fanden die Tester von vornherein Keime, im Produkt von Alterra/Rossmann vermehrten sich die Keime kurz nach dem Öffnen der Verpackung in einem bedenklichen Ausmaß. Auf der Haut können Keime zu heftigen Reizungen oder manchmal zu weitergehenden Infektionen führen. „Viele Hersteller von Naturkosmetika verzichten auf synthetische Konservierungsstoffe“, erklärt Testerin Ursula Lüders. „Für den Benutzer heißt das, dass diese Cremes nicht so einfach anzuwenden sind wie konventionelle.“ Die Cremes sollten nur mit sauberen Fingern oder einem Spatel entnommen werden, damit keine Keime ins Produkt gelangen (siehe Kasten).

Der Geruch der Cremes spielte zwar keine Rolle bei der Bewertung, ist beim Kauf aber nicht unerheblich. Denn die in vielen Naturkosmetikprodukten eingesetzten ätherischen Öle riechen sehr intensiv. „Das ist für viele gewöhnungsbedürftig“, sagt Lüders. Drei Probandinnen hätten die Prüfungen sogar abgebrochen, weil ihnen der Duft der Produkte „unerträglich“ wurde. Doch wem der Geruch nichts ausmacht, hat immerhin vier „gute“ und sogar ein „sehr gutes“ Produkt aus dem Test zur Auswahl. Und: Alle Cremes zeichneten sich durch „sehr gute“ Verträglichkeit aus.

Ob es sich aber wirklich bei jedem als Naturkosmetik angepriesenen Produkt um ein solches handelt, ist schwer zu sagen. Denn nach wie vor gibt es keine rechtsverbindliche Definition für das, was Naturkosmetik ausmacht. Orientierungshilfen bieten die auf den Packungen aufgedruckten Label, etwa das Siegel „Kontrollierte Natur-Kosmetik“ des BDIH (Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren und Körperpflegemittel) oder das „Drei-Häuser-Logo“ von Neuform. Die Vergabe der Siegel ist an diverse Kriterien gebunden. Wichtigstes Merkmal: In den Tuben und Tiegeln dürfen nur Naturstoffe stecken, das heißt Stoffe pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Ursprungs. Ausnahmen sind möglich. Wer die Kriterien dieser hierzulande am häufigsten vertretenen Siegel nachlesen möchte, findet sie im Internet unter: www.test.de/naturkosmetiklabel.

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