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3 auf 1

© Imago/Michael Gstettenbauer

Neues Rentenpaket: Wird mit der Aktienrente alles besser?

Noch im Sommer soll der Gesetzentwurf für das neue Rentenpaket vorgelegt werden. Drei Einschätzungen von Fachleuten, was vom Generationenkapital zu erwarten ist.

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Die geplante Aktienrente setzt auf einen Staatsfonds, der Gelder am Kapitalmarkt anlegt. Mit diesem Generationenkapital soll die langfristige Entwicklung des Beitragssatzes stabilisiert werden. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) wollen ihren Gesetzentwurf noch in der Sommerpause vorlegen.

Drei Experten analysieren in unserer Rubrik „3 auf 1“, was vom Generationenkapital zu erwarten ist. (Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.)


Das Grundproblem wird bleiben

Mit dem Aktienfonds tritt kein Retter auf die Renten-Bühne. Niedrigrenten werden nicht erhöht, Lebensstandardsicherung wird nicht erreicht und einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der Finanzen wird er auch nicht leisten.

Ob ein Kapitalstock von zehn Milliarden Euro eine „soziale Dividende“ abwerfen wird, die die Finanzspielräume der Rentenversicherung erweitert, entscheiden die Finanzmärkte. Wahrscheinlich ist das nicht. Meldungen über die schlechte Performanz des Pflegevorsorgefonds und die Wertverluste des Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (KNFO) lassen aufhorchen. Sicher: alles nur Momentaufnahmen. Aber was, wenn die Momente länger anhalten?

Das Grundproblem wird bleiben: volatile Finanzmärkte sind für eine verlässlich staatliche Altersvorsorge ungeeignet. Das Beste am geplanten Generationenkapital ist, dass es sich nicht um die FDP-Aktienrente handelt. Rentenbeiträge fließen nicht in den Fonds und das Risiko der Anlagepolitik tragen nicht die Rentner*innen, sondern der Staat. Die FDP wollte es anders, so kommt es nicht. Gut so!


Spät und wenig, aber immerhin ein Anfang

Die Aktienrente wird an niedrigen Renten erstmal nichts ändern. Sie soll den Beitragssatz möglichst niedrig halten. Trotzdem ist die Idee dieses Generationenkapitals sinnvoll. So sinnvoll, dass der Start in die Kapitaldeckung besser ein paar Generationen früher erfolgt wäre. Dann wären Einnahmen vorhanden, die die Rentenversicherung in Anbetracht der kommenden harten Jahre gut gebrauchen könnte.

Am Kapitalmarkt lassen sich – sofern langfristig angelegt – gute und sichere Renditen erwirtschaften. Solche Geldanlagen sind in ausländischen Rentensystemen längst Usus und haben – sofern seriös – nichts mit Zockerei zu tun. Bleibt der Beitragssatz stabil, bleibt mehr Netto vom Brutto. Geld, dass für die eigene Altersvorsorge genutzt werden sollte. So könnte zumindest die private Zusatzrente steigen.

Aber: Die zehn Milliarden, mit denen das Generationenkapital jährlich gefüttert werden soll, reichen für einen nennenswerten Einfluss auf den Beitragssatz nicht aus. Dafür bräuchte es bis Mitte der 2030er mehr als eine halbe Billion Euro. Zumindest kann der Staat nun lernen, wie man eine solche Geldanlage kostengünstig für die Rente einsetzt. 


Das Volumen der Aktienrente ist zu gering

Nein, mit der neuen Aktienrente werden die Probleme, die die Rentenversicherung wegen des demographischen Wandels haben wird, keineswegs gelöst. Sie ist höchstens ein Einstieg in eine Lösung für die Zeit nach 2050. Aber auch daran gibt es Zweifel.

Zum einen ist das Volumen der Aktienrente sehr gering. Zehn Milliarden hören sich zwar viel an, sind aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es würde noch nicht einmal für zehn Tage Rentenausgaben reichen. Selbstverständlich könnte man das Volumen erhöhen, aber das braucht Zeit. Eine typische kapitalgedeckte Rente, so wie sie in Dänemark, den Niederlanden oder der Schweiz, braucht gute 40 Jahre, um vollständig aufgebaut zu sein.

Zum zweiten plant die Ampelkoalition nun, dass die zehn Milliarden aus Schulden finanziert werden. Damit wäre jedoch der Sinn der Aktienrente zerstört, denn Kapitaldeckung soll ja gerade die jüngere Generation entlasten. Die müssen aber die Schulden tilgen. Also nochmals: Nein, eine solche Aktienrente ist ökonomischer Unfug.

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