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Nicht nur das Geschäftsklima in der Chemieindustrie hat sich etwas aufgehellt.

© dpa/Jan Woitas

„Silberstreif am Horizont“: Ifo-Index steigt überraschend stark

Zum zweiten Mal in Folge steigt das wichtige deutsche Konjunkturbarometer. Firmen beurteilen Lage und Aussichten weniger skeptisch, sind aber ingesamt nur vorsichtig optimistisch.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hellt sich überraschend kräftig auf und ist so gut wie seit Mitte 2023 nicht mehr. Das Ifo-Geschäftsklima stieg im März auf 87,8 Punkte von 85,7 Zählern im Vormonat und damit das zweite Mal in Folge, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte.

Fachleute hatten nur mit einem Anstieg auf 86,0 Zähler gerechnet. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage und ihre Aussichten für die kommenden Monate günstiger als zuletzt. „Die deutsche Wirtschaft sieht einen Silberstreif am Horizont“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Im Verarbeitenden Gewerbe verbesserte sich das Geschäftsklima merklich. „Von Optimismus sind die Firmen aber noch ein Stück entfernt“, warnte Fuest. Der Auftragsbestand sei weiter rückläufig. Auch im Dienstleistungssektor hellte sich die Stimmung spürbar auf, am Bau ging es leicht bergauf. „Nach dem historischen Tief im Vormonat legten die Erwartungen etwas zu“, hieß es. „Die Aussichten bleiben jedoch düster.“

Viele Analysten erwarten zwar im laufenden Quartal ein weiteres Schrumpfen der deutschen Wirtschaft. Der Ifo-Index signalisiere aber eine Art Bodenbildung, sagte Michael Herzum von Union Investment. „Das Schlimmste liegt wohl hinter uns, und das Bild in der deutschen Industrie sollte sich in den nächsten Monaten wieder etwas aufhellen.“ Auch Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer sieht eine allmähliche Besserung, warnte aber: „Ein Ende der Rezession im Sommerhalbjahr sollte nicht mit einem echten Aufschwung verwechselt werden.“ Denn strukturelle Probleme am Standort Deutschland bremsten.

„Wir kommen aus dem Keller“, sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. „Man sollte aber nicht gleich in Euphorie verfallen.“ Das Ifo-Geschäftsklima signalisiere eine Stagnation im ersten Quartal, womit das Abrutschen in eine Rezession verhindert werden könnte.

Die Wirtschaft ist derzeit wegen sinkender Investitionen und einer Flaute am Bau in einem Konjunkturtal. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte von Oktober bis Dezember 2023 um 0,3 Prozent zum Vorquartal. Viele Fachleute und die Bundesbank gehen davon aus, dass die Wirtschaft auch im laufenden ersten Quartal schrumpft und damit in einer technischen, also vorübergehenden Rezession steckt. „Die konjunkturelle Erholung der deutschen Wirtschaft verzögert sich“, erklärte die Bundesbank jüngst. Für 2024 erwartet die Bundesregierung nur ein mageres Wachstum von 0,2 Prozent. (Reuters)

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