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Deutsche Bahn: Streik abgewendet - Bahner einigen sich auf Tarif

Der Tarifkonflikt bei der Bahn ist beigelegt. Gewerkschaften und Arbeitgeber einigten sich nach hartem Ringen am Samstagabend auf Details. Weitere Streiks sind damit vom Tisch. Auch für die umstrittenen Arbeitszeiten gibt es eine neue Regelung.

Nur eine Stunde vor Ablauf der Friedenspflicht verkündeten die Verhandlungsführer der drei konkurrierenden Gewerkschaften und Bahn-Personalvorstand Norbert Hansen in Frankfurt die Vereinbarung, die 142.000 Beschäftigten stufenweise 4,5 Prozent mehr Geld bringt. Bei einer Laufzeit von 18 Monaten wurden außerdem eine Einmalzahlung von 500 Euro und Verbesserungen bei der Arbeitszeitplanung verabredet.

Die Bahn-Mitarbeiter im Schichtdienst bekommen zwölf komplett freie Wochenenden im Jahr, von denen acht verlässlich in einem neuen Jahresruhezeitplan festgeschrieben werden, berichtete der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky. Gremien beider Seiten müssen der Einigung noch zustimmen, dies gilt allerdings nur als formaler Schritt. Die Sitzungen sind für Mittwoch und Donnerstag geplant.

"Die Beharrlichkeit hat sich gelohnt", sagte der Chef der Gewerkschaft GDBA, Klaus-Dieter Hommel. Die Bahn habe zunächst die Wichtigkeit der sozialen Fragen unterschätzt. Hansen meinte, die schnelle Einigung sei wichtig für die künftige Verhandlungskultur im Unternehmen Bahn. Diese sei in der wirtschaftlichen Krise entscheidend. "Wir möchten alle Mitarbeiter an Bord halten", versprach der frühere Transnet-Chef. Das Ergebnis gehe deutlich über die zu erwartende Inflation hinaus. Es sei respektabel für die Beschäftigten und akzeptabel für das Unternehmen. Transnet-Chef Alexander Kirchner sagte, der Abschluss sei auch ein gutes Zeichen für die Konjunktur, wenn die Arbeitnehmer mehr Geld für den Konsum hätten. Gewerkschaften und Bahn hatten seit Freitagmorgen fast 40 Stunden lang in der vierten Runde verhandelt und bis zuletzt um Arbeitszeitfragen gestritten.

Knackpunkt Arbeitszeit

Die DGB-Gewerkschaft Transnet und ihr Partner GDBA waren mit einer Forderung nach 10 Prozent mehr Geld in die Auseinandersetzung gezogen, während die Konkurrenz von der GDL bei 6,5 Prozent geblieben war. Sie erreichte Weselsky zufolge zusätzlich die tarifliche Regelung der zukünftigen Ausbildungsstandards für Lokführer.

Als großen Erfolg verbuchten die Gewerkschaften die "umfangreichen Verbesserungen" bei der Arbeitszeit. Künftig werden den Beschäftigten mindestens zwölf freie Wochenenden im Jahr garantiert. Auch eine bessere Planbarkeit der Schichten sei durchgesetzt worden, teilten GDBA und Transnet mit. Nach Angaben von Bahnsprecher Uwe Herz müssen Ruhetage künftig zudem mindestens einen kompletten Kalendertag umfassen. Ebenso werde der Schichtzusatzurlaub erhöht.

Rund 80 Prozent der tarifgebundenen Bahn-Mitarbeiter sind im Schichtdienst tätig. Bis zuletzt drohten die Verhandlungen an den Arbeitszeitfragen zu scheitern, die Frage nach dem Geld wurde fast zur Nebensache.

Transnet und GDBA hatten vergangenen Donnerstag einen Warnstreik organisiert und damit den Druck auf den Arbeitgeber erhöhen wollen. "Nadelstiche" habe man gesetzt und damit die Bahn in Bewegung gebracht, sagte Kirchner. In der vorausgegangenen Tarifrunde hatte die kleinere GDL noch für ihre letztlich erfolgreiche Forderung nach einem eigenen Tarifvertrag mehrfach den Schienenverkehr nahezu lahmgelegt. Erst nach neun quälend langen Monaten mit Streiks, immer neuen Ultimaten und Gerichtsverhandlungen hatten sich die Lokführer dann im März 2008 mit der Bahn geeinigt. (ae/dpa/AFP)

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