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Wirtschaft: Übernahme: Fiat verhilft französischer EdF zum Einstieg in Italien

Der italienische Automobilhersteller Fiat steht zusammen mit dem französischen Stromriesen EdF vor dem Zugriff auf Montedison. Am Sonntagabend ist in Turin der Fiat-Verwaltungsrat zu einer Sondersitzung zusammengekommen.

Der italienische Automobilhersteller Fiat steht zusammen mit dem französischen Stromriesen EdF vor dem Zugriff auf Montedison. Am Sonntagabend ist in Turin der Fiat-Verwaltungsrat zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Dabei sind die Bedingungen für ein öffentliches Angebot zur Übernahme der Montedison-Mehrheit fixiert worden. Fiat und EdF gründen gleichzeitig ein Gemeinschaftsunternehmen, das den italienischen Energiekonzern Montedison künftig führen wird.

Das Kapital der neuen Gesellschaft wird zu 51 Prozent Fiat und zu 49 Prozent der EdF ("Electricité de France") gehören. Dieses Gemeinschaftsunternehmen verfügt zusammen mit der Deutschen Bank, den italienischen Geldhäusern IMI-San Paolo, Banca Roma und Banca Intesa sowie dem französisch-polnischen Privatinvestor Romain Zalesky bereits über 46,7 Prozent des Kapitals von Montedison. Erfolgversprechende Verhandlungen mit den anderen Montedison-Paketbesitzern SAI und Serfis werden von informierten Kreisen bestätigt, so dass das von Fiat geführte Gespann bereits heute Morgen über 53 bis 55 Prozent des Montedison-Kapitals verfügen wird - noch bevor der Börsenhandel beginnt.

Fiat und seine Verbündeten werden versuchen, innerhalb kurzer Zeit 66 Prozent des Montedison-Kapitals auf sich zu vereinigen. Der Preis für eine Aktie wird in Mailand auf 2,8 bis 3,2 Euro geschätzt. Dafür haben die beteiligten Banken Kreditlinien von 20 Milliarden Euro bereit gestellt. Lazard Fréres und Deutsche Bank sind die Berater bei der Übernahme. Mindestens 66 Prozent sind nötig, um nach italienischem Recht auf Hauptversammlungen wesentliche Änderungen in einer Gesellschaft durchzusetzen, bei Montedison wäre das die Ausgliederung der Energietochter Edison. Auf diese Sparte hatte es EdF abgesehen, als sich die Franzosen mit 20 Prozent am gesamten Montedison-Konzern beteiligten. Die italienische Regierung hat das EdF-Stimmrecht für solche Entscheidungen auf zwei Prozent beschränkt. Doch mit der Beteiligung von Fiat - so die Sichtweise italienischer Finanzkreise - wird das Regierungsdekret umgangen. Rom wollte mit seiner Entscheidung den Einfluss von EdF auf den italienischen Energiekonzern begrenzen.

Im Mai hatte EdF bestritten, dass seine bereits verstärkte Einflussnahme auf Montedison "räuberischen Charakter" habe. Falls es zu einem feindlichen Übernahmeangebot kommt, wäre dies das erste Mal, dass sich ein staatliches französisches Unternehmen an einer solchen Aktion im Ausland beteiligt. Nach Berichten könnten EdF und Fiat im Kampf um Montedison eine neue Gesellschaft gründen und dabei von den drei Banken unterstützt werden, die auch Aktionäre von Montedison sind. Eine solche "italienische Lösung" sollte nach den Berichten die anhaltende Kritik an einem Vordringen von EdF dämpfen.

Die Aktien von Montedison stiegen am Freitag um 10 Prozent und wurden wegen der Übernahmegerüche drei Mal aus dem Mailänder Handel genommen.

grö

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