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Wirtschaft: Ultimatum für den VW-Betriebsrat

Bis 26. September müssen Einsparungen auf den Tisch – sonst wird neues Modell in Portugal gebaut

Berlin - Die vorläufige Entscheidung, einen neuen VW-Geländewagen nicht in Wolfsburg, sondern in Portugal zu bauen, hat in Niedersachsen für Aufregung gesorgt. Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sagte der Deutschen Presseagentur, „wir erwarten, dass am Ende die Beteiligten so aufeinander zugehen, dass es zur Produktion in Niedersachsen kommt“. Der niedersächsische IG-Metall-Chef warf der VW-Führung Wildwest-Methoden vor. Am Dienstagabend hatte das so genannte Marken Produkt Strategie Komitee unter Leitung von VW-Markenchef Wolfgang Bernhard eine Empfehlung abgegeben, den kleinen Geländewagen von 2007 an in Portugal zu bauen. Die endgültige Entscheidung trifft der Konzernvorstand.

VW teilte mit, es gäbe „noch eine einzige Möglichkeit für Wolfsburg“, nämlich „in der Integration des Fahrzeugs in die Produktion des Touran, also in die Auto 5000 GmbH“. Die dort Beschäftigten werden etwas schlechter bezahlt als die VW-Mitarbeiter im Stammwerk und arbeiten ohne Zuschläge bis zu 42 Stunden die Woche. Den Kostenvorteil der Touran-Fertigung bezifferte VW auf rund 20 Prozent gegenüber der benachbarten Golf-Fertigung. Da das Stammwerk mit Golf und Touran nicht annähernd ausgelastet ist, wäre ein zusätzliches Produkt für Wolfsburg enorm wichtig. Allerdings ist nach VW-Angaben „eine Fertigung in Portugal aus heutiger Sicht gut 1000 Euro pro Fahrzeug günstiger als am Alternativstandort Wolfsburg“. Angesichts des harten Wettbewerbs in diesem Marktsegment wäre für VW die Produktion in Wolfsburg „zu den heutigen Bedingungen nicht wirtschaftlich“.

Um mindestens eine Kostenentlastung um 850 Euro pro Auto zu erreichen, setzte Bernhard dem Wolfsburger Betriebsrat und der IG Metall ein Ultimatum. „Für diese Entscheidung fällt das Fenster am 26. September zu.“ Bis dahin müssten Anlagen und Maschinen für den Fertigungsstandort „spezifiziert worden sein, um den rechtzeitigen Anlauf des Fahrzeugs garantieren zu können“. Der Geländewagen auf Basis des Golf soll in der zweiten Jahreshälfte 2007 auf den Markt kommen. Mit dem Bau des Autos, von dem VW von 2008 an jährlich rund 100000 Stück verkaufen will, sind rund 1000 Arbeitsplätze verbunden.

Die IG Metall erinnerte in einer ersten Reaktion an den im vergangenen Jahr abgeschlossenen Tarifvertrag plus eine entsprechende Betriebsvereinbarung, die die Produktion des neuen Autos in Wolfsburg vorsehen – allerdings „zu wettbewerbsfähigen Bedingungen“, wie auch die IG Metall einräumt. „Eine konstruktive Lösung, die gleichzeitig Arbeitsplätze und die Wettbewerbsfähigkeit sichert, ist möglich“, und sei nun Gegenstand der Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Volkswagen, erklärte der niedersächsische IG-Metall-Chef Hartmut Meine. Ministerpräsident Wulff zufolge sind in der niedersächsischen Automobilwirtschaft 140000 Personen beschäftigt, davon 90000 bei VW. Niedersachsen ist der größte VW-Aktionär und Wulff hat entsprechendes Gewicht im Aufsichtsrat des Unternehmens.

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