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Ein GDL-Streik.

© ddp/Marcus Brandt

Update

Urabstimmung über Warnstreiks: Deutsche Bahn nennt Vorgehen der GDL „befremdlich und völlig irrational“

Nach dem Warnstreik ruft die Lokführergewerkschaft GDL ihre Mitglieder zu einer Urabstimmung auf und wirft der Bahn eine „Hinhaltetaktik“ vor. Die reagiert mit scharfer Kritik.

| Update:

Die Lokführergewerkschaft GDL will es im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn und weiteren Unternehmen nicht bei Warnstreiks belassen: Sie leitete eine Urabstimmung ihrer Mitglieder ein, bei mehr als 75 Prozent Zustimmung könnte es längere und häufigere Streiks geben. Die Bahn kritisierte den Schritt am Samstag scharf und warf der Gewerkschaft vor, „nur den Konflikt“ zu suchen.

Die Tarifverhandlungen waren offiziell in der vergangenen Woche angelaufen. Die Deutsche Bahn legte ein erstes Angebot vor, das die Gewerkschaft als nicht ausreichend zurückwies. Dennoch wurden weitere Gesprächstermine vereinbart, der erste für Donnerstag.

Kurzfristig rief die GDL dann ab Mittwochabend zu einem bundesweiten Warnstreik auf, der für massive Störungen im Bahnverkehr sorgte. Die Bahn sagte deshalb die Gespräche ab.

Am Freitagabend warf die Gewerkschaft der Bahn vor, Verhandlungen über ihre Kernforderung einer Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich zu verweigern. Sie rief ihre Mitglieder bei der Deutschen Bahn, den Bahnunternehmen Transdev und City-Bahn Chemnitz sowie acht Personaldienstleistern auf, in einer Urabstimmung für mehr Streiks zu stimmen. „Wir erwarten, dass unsere Mitglieder der Hinhaltetaktik der Arbeitgeber eine eindeutige Antwort erteilen“, erklärte GDL-Chef Claus Weselsky.

Bahn kritisiert Urabstimmung scharf

Die Bahn kritisierte die Urabstimmung am Samstagmorgen als „befremdlich und völlig irrational“. „Die Verhandlungen wurden noch nicht einmal für gescheitert erklärt“, erklärte ein Sprecher des Konzerns. „Die Lokführergewerkschaft sucht nur den Konflikt, zur Kooperation ist sie nicht in der Lage.“

Die Bahn hatte ein Angebot mit elf Prozent mehr Lohn sowie einer Inflationsprämie von bis zu 2850 Euro bei einer Laufzeit von 32 Monaten vorgelegt. Die von der GDL geforderte Viertagewoche mit einer Arbeitszeitverkürzung von 38 auf 35 Stunden lehnte sie jedoch als nicht umsetzbar ab. Die GDL fordert außerdem bei einem Jahr Laufzeit mindestens 555 Euro mehr Geld, 3000 Euro Inflationsprämie und höhere Zulagen für Schichtarbeit. Je nach Gehaltsklasse entspricht dies Gehaltssteigerungen von mehr als 20 Prozent.

Die Gewerkschaft hatte erklärt, trotz des Streiks am Donnerstag verhandeln zu wollen. Auch am Freitag seien Gespräche möglich gewesen, betonte sie. Die Deutsche Bahn habe Verhandlungen aber erneut „verweigert“. „Kurzum: Die Arbeitgeber taktieren und ignorieren, dass ihre Beschäftigten für Verbesserungen im Bereich der Arbeitszeit kämpfen“, erklärte sie.

Weitere Warnstreiks „nicht ausgeschlossen“

Diese „Verweigerungshaltung“ der Arbeitergeber sei nicht nur „inakzeptabel, unsozial und respektlos“, erklärte die GDL weiter. „Sie wirkt überdies demotivierend und wird deshalb von den Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern mit absolut hoher Streikbeteiligung und kämpferischer Entschlossenheit beantwortet.“

Zum zeitlichen Rahmen der Urabstimmung machte die Gewerkschaft zunächst keine Angaben. Weitere Warnstreiks seien „bis dahin nicht ausgeschlossen“. „Die GDL streikt den zweiten Verhandlungstermin weg und leitet jetzt die Urabstimmung ohne weitere Verhandlung ein, obwohl bereits verabredet“, erklärte der Bahn-Sprecher. „Wer soll das noch verstehen?“ (AFP)

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