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Wirtschaft: Vererbter Erfolg

Familienfirmen wie Porsche denken langfristig. Die Strategie gewinnt auch an der Börse Anhänger

Düsseldorf - Der Sportwagenhersteller Porsche kämpft derzeit an mehreren Orten. In Wolfsburg bauen die Stuttgarter ihre Macht bei VW aus. In Kassel ist das Unternehmen dagegen vergangene Woche vor Gericht vorerst mit seiner Klage gescheitert, in den Dax aufgenommen zu werden. Denn Porsche weigert sich, Quartalsberichte vorzulegen. Porsche strebt nach Größe und will sich dabei keinen allzu kurzfristigen Zielen unterwerfen. Konzernlenker Wendelin Wiedeking pflegt ein gezwungenermaßen enges Verhältnis zu Porsche-Großaktionär und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch – da erscheinen alle drei Monate vorgetragene Gewinnversprechungen überflüssig.

Auch wenn sich anders als Porsche viele familiendominierte Unternehmen wie BMW, wo die Familie Quandt eine wichtige Rolle spielt, durchaus den Dax-Regeln beugen, zeichnet die meisten der weit in die Zukunft gerichtete Ansatz aus. „Da geht es um Traditionen, die das Unternehmen weiterführen möchte, nicht nur um Quartalsgewinne“, sagt Adrian Zürcher, Analyst bei der Schweizer Bank Credit Suisse. „Die Familie ist da immer im Hintergrund.“ Und zwar entweder auf der Aufsichtsratsseite oder gleich direkt im Vorstand. Eine Strategie, die aufzugehen scheint. Strenge Onkels und Großmütter entpuppen sich als Garanten für den Unternehmenserfolg, haben Zürcher und seine Kollegen festgestellt. Kurzfristig denkende Hedge-Fonds halten sie lieber draußen. Steigen diese ins Unternehmen ein, kommt oft eine zweite starke Persönlichkeit ins Unternehmen, die das Management im Sinne der traditionellen Strategie erschwert.

Als Ursache des Erfolgs gilt auch, dass Familien wenig von Eskapaden ihrer Firmen auf unbekannten Geschäftsfeldern halten. Beispielhaft ist Danone. Dort verkauft man seit eh und je Milchprodukte, Wasser und Kekse – und die Aktie legte innerhalb von fünf Jahren um fast 90 Prozent zu. Anders Unilever. „Als wir angefragt haben, konnte das Unternehmen nicht klar sagen, wie viele Sparten es eigentlich hat“, sagt Zürcher. Zwölf bis 14 seien es wohl. Die Papiere verloren seit 2002 sogar leicht an Wert. „Zugekaufte Geschäftsfelder muss das Unternehmen aufwendig integrieren und Marken teuer bewerben“, sagt Zürcher.

Familientypische Strategien honoriert die Börse zunehmend. Im Mittel schnitten demnach familiendominierte europäische Firmen von 1996 bis 2006 jedes Jahr acht Prozentpunkte besser ab als der jeweilige Branchensektor. Als familiendominiert gelten für den Credit-Suisse-Index Firmen, bei denen mindestens zehn Prozent des Kapitals in der Hand einer Familie als Großaktionär liegen.

Der Familienwerte-Index Gex der Deutschen Börse spricht noch eine deutlichere Sprache. Während der Dax in den vergangenen fünf Jahren rund 25 Prozent zulegte, schaffte er im selben Zeitraum rund 150 Prozent. Im Gex sind deutsche Unternehmen gelistet, bei denen die Eigentümer in der Unternehmensleitung mitwirken und zudem über mindestens 25 Prozent der Aktien verfügen.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapiere hält es zwar für möglich, dass die im Kurs zuletzt stark gestiegenen Familienfirmen in einer schwachen Marktphase umso herber abstürzen könnten. Adrian Zürcher widerspricht aber. Auch die während der Zeit der New Economy 1999/2000 besonders rasant gestiegenen Familienunternehmen hätten hinterher besser abgeschnitten als der Rest.

Erfolg sei erblich, erklärt das Bonner Institut für die Zukunft der Arbeit (IZA) das Phänomen. „Wenn Kinder ihren Eltern in puncto Risikofreude ähneln, dann werden sie auch in ökonomischen Fragen häufig ähnlich entscheiden wie diese“, sagt IZA-Forscher Armin Falk.

Die Porsche-Dynastie blickt so gesehen in eine rosige Zukunft: Patriarch Ferdinand Piëch bringt es aus verschiedenen Beziehungen auf insgesamt mindestens zwölf Nachkommen.

Nils-Viktor Sorge

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