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Wirtschaft: VW-Minivan erreicht Spitzenrendite

Volkswagen startet Touran-Fertigung mit dem Modell 5000 mal 5000/200 000 Pkw sollen im Jahr verkauft werden

Wolfsburg (alf). VW will von dem neuen Minivan Touran 200 000 Stück im Jahr verkaufen und dabei mehr Geld verdienen als mit anderen Autos. Der Touran werde die konzernweite Vorgabe einer Kapitalrendite von acht Prozent „weit übererfüllen“, sagte VWVorstandschef Bernd Pischetsrieder am Montag in Wolfsburg bei der Vorstellung des neuen Fahrzeugs. Für den Touran hat VW das Produktionskonzept 5000 mal 5000 entwickelt, womit die Einstellung von 5000 Arbeitslosen zu einem Einheitslohn von 5000 Mark gemeint ist. Vor anderthalb Jahren hatte es heftigen Streit zwischen der IG Metall und VW über das Konzept gegeben, weil die Gewerkschaft ein Unterlaufen der Flächentarife befürchtete. Pischetsrieder sprach am Montag von „umfangreichem Gezänk“ und dankte dem VW-Betriebsrat, der 5000 mal 5000 gegen Widerstände aus der IG Metall durchgesetzt hatte. Die jetzt angelaufene Touran-Fertigung belege, „dass Automobilbau zu wettbewerbsfähigen Bedingungen in Deutschland möglich ist“, sagte Pischetsrieder. Dabei komme es nicht auf die Lohnhöhe an; vielmehr sei „die Organisation entscheidend“, betonte der VW-Chef.

Der Minivan kommt Mitte März zu Preisen um die 20 000 Euro auf den Markt. In diesem Jahr sollen 130 000 Autos verkauft werden. Mit dem Touran gehe VW einen „ersten Schritt“ zu einer breiteren Abdeckung der Fahrzeugsegmente. Derzeit bedient der VW-Konzern rund 75 Prozent des Automobilmarktes, angestrebt werden 85 Prozent. Es fehlen vor allem Minivans, Roadster, Cabrios und Geländewagen. „Der Touran schließt eine Lücke“, sagte Pischetsrieder und räumte ein, „spät in dieses Segment zu kommen“. Aber der über dem Touran angesiedelte VW Sharan sei auch spät eingeführt worden „und wurde dann Marktführer“. Der VW Touran wird sich vor allem mit dem Opel Zafira messen müssen, von dem jährlich rund 250000 Einheiten verkauft werden. Für den Touran investierte das Unternehmen knapp eine Milliarde Euro, davon gut die Hälfte in die Fertigungsanlage in Wolfsburg. Nach Angaben von VW-Personalvorstand Peter Hartz wurden bislang 2510 Arbeitslose für die Touran-Produktion eingestellt, bis Ende Mai soll mit 3500 Mitarbeiter die Sollstärke erreicht sein. Die übrigen 1500 Arbeitslosen des Modells 5000 mal 5000 sind für die Microbus-Herstellung in Hannover vorgesehen. Die Produktion dieses „Bulli“-Nachfolgers beginnt 2005.

Hartz stellte den „Paradigmenwechsel“ im Lohnsystem von 5000 mal 5000 heraus. Die Mitarbeiter werden nicht nach Zeit bezahlt, sondern bekommen ein Programm-Entgelt für die Erfüllung bestimmter Mengen- und Qualitätsziele. Dadurch will VW ein Höchstmaß an Eigenverantwortung in der Fertigung erreichen. Jeder Beschäftigte bezieht ein Grundentgelt von 2301 Euro. Hinzu kommt ein jährlicher Mindestbonus von 3068 Euro, ein persönlicher Leistungsbonus bei Erreichen der Gewinnschwelle sowie eine Ergebnisbeteiligung. „Unser Ziel ist, den Gesamtprozess so erfolgreich zu gestalten, dass das mögliche Gesamteinkommen der Mitarbeiter klassische Tarifverträge schlägt“ sagte Personalvorstand Hartz. Rund 36 000 Personen hätten an einem Online-Test für die 3500 Jobs in Wolfsburg teilgenommen. Die von VW ausgesuchten Bewerber seien Personen, „die zum Autobau besonders talentiert sind und Lust auf Qualität haben“. Die Mitarbeiter wurden neun Monate geschult und werden sich künftig drei Stunden in der Woche weiterqualifizieren.

Auf die Frage nach der Übertragbarkeit des Arbeitsmodells sagt Hartz, das Unternehmen sei an Tarifverträge gebunden. Die Produktionsstandorte für neue Automodelle würden aber weltweit ausgeschrieben, und die Arbeitsorganisation beim Touran gewährleiste die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Fabriken. Konzernweit machen die Personalkosten einen Anteil von knapp 15 Prozent aus, beim Touran ist er geringer.

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