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Wirtschaft: Wachstum jenseits von Afrika

KAPSTADT .Das Wirtschaftswachstum Afrikas wird sich in diesem Jahr leicht erhöhen.

KAPSTADT .Das Wirtschaftswachstum Afrikas wird sich in diesem Jahr leicht erhöhen.In ihrem kürzlich vorgelegten Jahresbericht kommt die Afrikanische Entwicklungsbank zu dem Ergebnis, daß das Wirtschaftswachstum auf dem Schwarzen Kontinent in diesem Jahr im Schnitt bei etwa 4 Prozent liegen und damit die Geburtenrate von 2,8 Prozent übertreffen werde.

Allerdings ist dies nicht hoch genug, um die für ein anhaltendes Wirtschaftswachstum notwendigen Investitionen zu finanzieren.Die Bank weist mahnend darauf hin, daß die Sparquote des Kontinents von durchschnittlich 17 Prozent für ein schnelles Wirtschaftswachstum in keiner Weise ausreiche.Sie liege noch beträchtlich unter der in Entwicklungsländern durchschnittlich erzielten Sparquote von 24 Prozent.

Als Gründe dafür, daß die Wachstumsrate zwischen 1996 und 1997 von 5 Prozent auf 3,7 Prozent fiel, nennt die Afrikanische Entwicklungsbank die niedrigen Rohstoffpreise, das Wetterphänomen El Nino und soziale Unruhen.Zwischen 1990 und 1995 war Afrika im Schnitt pro Jahr um nur etwa 2 Prozent gewachsen und dabei zum Teil beträchtlich hinter seiner Bevölkerungszunahme zurückgeblieben.

Obwohl 34 afrikanische Länder im letzten Jahr um über 4 Prozent wuchsen, verzeichneten die größeren Volkswirtschaften des Kontinents, darunter Südafrika, Nigeria, Marokko und Kongo-Kinshasa, niedrigere oder sogar negative Wachstumsraten.Dabei sind gerade diese Länder als "Entwicklungslokomotiven" für ihre jeweilige Region von herausragender Bedeutung.Nachdem Marokko noch 1996 ein Wachstum von 11,1 Prozent verzeichnet hatte, schrumpfte seine Wirtschaft wegen der schlechten Witterungsbedingungen und des damit verbundenen Rückgangs der Getreideproduktion im letzten Jahr um 1,1 Prozent.

In Kongo-Kinshasa (dem früheren Zaire) hatte der mehrmonatige Bürgerkrieg zur Folge, daß das Sozialprodukt des zentralafrikanischen Staates nach Jahren der Stagnation auch 1997 um fünf Prozent fiel.Im benachbarten Kongo-Brazzaville schrumpfte das Sozialprodukt wegen des dortigen Bürgerkrieges sogar um fast 17 Prozent.Erschwert wurde die Lage hier noch durch den Verfall des Ölpreises, der sich auch auf das Wachstum der Ölstaaten Nigeria und Libyen negativ auswirkte.Das zunehmende Interesse westlicher Firmen an Angola und seiner Ölindustrie verhalfen dem südwestafrikanischen Land nach Angaben der Studie zu einem Wirtschaftswachstum von 8 Prozent.Allerdings dürfte dies bei einem Wiederaufflammen des Bürgerkrieges ein Strohfeuer bleiben.

Die externe Schuldenlast bleibt weiterhin eines der größten Hindernisse bei der Genesung des Kontinents.Ende letzten Jahres belief sich seine auswärtige Verschuldung nach Angaben der Bank auf 315 Mrd.Dollar.Dabei entfiel mehr als die Hälfte der Summe auf Algerien, Ägypten, Nigeria, Südafrika, Marokko und die Elfenbeinküste.Im Schnitt verschlingt die Schuldentilgung noch immer rund ein Fünftel aller Exporterlöse.Ein besonders gutes Anschauungsbeispiel liefert Sambia: Seine Verbindlichkeiten belaufen sich auf acht Mrd.Dollar, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 1000 Dollar entspricht.Das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt dort aber nur bei 500 Dollar.Die Mehrheit der internationalen Ökonomen empfiehlt aber nur dann einen Umschuldung, wenn handfeste Garantien einen Rückfall in das Mißmanagement der Vergangenheit ausschließen.

Im Gegensatz zur Schuldenlast hat sich die Inflation in vielen Teilen des Kontinents verringert.Sie belief sich im letzten Jahr im Schnitt auf 17.6 Prozent (1996: 24,4 Prozent).Die Zahl wurde zudem noch durch die Hyperinflation in Kongo-Kinshasa und Angola verzerrt, wo die Preise um 445 Prozentbzw.1500 Prozent stiegen.Der Wert der afrikanischen Exporte stieg gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozent.

Trotz dieser Lichtblicke besteht kein Grund zur Entwarnung.Besonders ernüchternd ist, daß das Pro-Kopf-Einkommen in Afrika im letzten Jahr mit 665 Dollar um mehr als 25 Prozent unter dem Wert von 1980 lag.Der Bericht der Bank drängt Afrikas Regierungen denn auch, mehr in seine Bevölkerung zu investieren, da dies zum Abbau der Armut und zur Förderung des Wirtschaftswachstums unabdingbar sei.Um das enorme Ausmaß der Armut wirksam zu bekämpfen und das Pro-Kopf-Einkommen zu verdoppeln, müßten Afrikas Volkswirtschaften in den nächsten 20 Jahren Wachstumsraten von mindestens 7 Prozent erzielen.Erst dann, so heißt es, wäre der Trend zu einer weiteren Verarmung des Kontinents gestoppt.

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