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Heizungshersteller erleben einen echten Boom.

© dpa/Marcus Brandt

Update

Wärmepumpen besonders gefragt: Industrie verzeichnet Boom bei Heizungsverkäufen

Die Verkaufszahlen sind dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie zufolge im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent gestiegen. Kritik gibt es weiter am Gebäudeenergiegesetz.

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Die Heizungshersteller in Deutschland haben im ersten Quartal so viele Heizungen verkauft wie schon lange nicht mehr in einem Frühjahr. Die Verkaufszahlen im Wärmeerzeuger-Markt seien im Vergleich zum Vorjahresquartal um 38 Prozent auf 306.500 verkaufte Anlagen gestiegen, teilte der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) am Dienstag in Köln mit.

Besonders stark sei der Boom bei den Verkäufen von Wärmepumpen gewesen, wo die Verkaufszahlen um 111 Prozent auf 96.500 verkaufte Anlagen stiegen. Nach 980.000 verkauften Heizungen im gesamten Jahr 2022 hält der Verband in diesem Jahr mehr als eine Million verkaufte Anlagen für möglich. Dies wären laut BDH-Abteilungsleiter Ralf Kiryk so viele wie zuletzt Mitte der 1990er Jahre.

Als Hauptgrund für den aktuellen Boom nimmt der Verband den Wunsch vieler Hausbesitzer an, ihre Anlage noch vor der geplanten Novelle des Gebäudeenergiegesetzes zu modernisieren. Viele Eigentümer wollten außerdem ihre Energiekosten mithilfe effizienterer Anlagen dämpfen, erklärte Kiryk.

Mehr als die Hälfte der neuen Anlagen wird den Angaben zufolge mit Gas befeuert. Der Verband verzeichnete hier eine Zunahme um 14 Prozent auf 168.000 Anlagen. Bei Ölheizungen verdoppelten die Hersteller ihren Absatz im Vergleich zum Vorjahr sogar und verkauften 21.500 Anlagen.

Heizungsverband fordert Verschiebung der Regierungspläne

Verkauft wurden außerdem 20.500 Holzzentralheizungen, was einem Plus von sieben Prozent entspricht. Bei den darunter- fallenden Pelletheizungen habe es allerdings einen Rückgang um elf Prozent gegeben. Der Verband führt dies auf eine Kürzung der staatlichen Förderung seit August zurück.

Der Verband blickt zuversichtlich in die Zukunft. Trotz Inflation, steigenden Zinsen und Neubau-Einbruch erwartet der BDH beim Absatz von Wärmeerzeugern ein anhaltendes Wachstum von deutlich über zehn Prozent. Daran hätten Wärmepumpen den größten Anteil.

Derweil fordert der Heizungsverband BVF die Verschiebung der Heizungspläne der Regierung. „Aktuell reichen weder die Produktionszahlen der Wärmepumpen oder der Ausbau der Wärmenetze noch die Personaldecke im Sanitär-Heizung-Klima-Handwerk, um die ambitionierten Ziele der Bundesregierung so kurzfristig umsetzen zu können“, sagte Geschäftsführer Axel Grimm der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Ein Mann bedient eine Luftwärmepumpe.

© dpa/Silas Stein

Die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden sei die große Aufgabe der kommenden Jahre und die Planung dafür benötige ausreichend Vorlauf. „Massiver Zeitdruck ist hier nicht hilfreich“, sagte Grimm weiter. Das verursache große Probleme für Immobilieneigentümer, Handwerk, Energieberater und Industrie.

Das neue Gebäudeenergiegesetz sieht vor, dass alle neu eingebauten Heizungen ab dem kommenden Jahr klimafreundlich sind. Bestehende Heizungen können aber weiterlaufen und dürfen repariert werden. Wer die Heizungen schneller austauscht als vom Gesetz vorgesehen, soll einen Klimabonus bekommen.

Am Freitag werden die Pläne im Bundesrat beraten. Am Montag hatten vor diesem Hintergrund bereits Niedersachsen und Bremen Nachbesserungen beziehungsweise eine Verschiebung der Pläne gefordert - und zwar um drei Jahre auf 2027.

Ähnlich äußerte sich nun auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). „Im Hinblick auf Lieferprobleme und den Mangel an Fachkräften für den Einbau neuer Heizsysteme wären längere Übergangsfristen aus Sicht der Unternehmen empfehlenswert“, sagte DIHK-Energieexperte Sebastian Bolay der Zeitung. Neben den Wohngebäuden sei auch „weit über eine Million Gewerbeimmobilien“ von dem geplanten Heizungsaustausch betroffen.

Zudem plädierte Bolay für mehr Wahlfreiheit: „Es würde auch helfen, wenn bei Neubauten Technologien wie die Biomasse nicht ausgeschlossen würden.“ (AFP)

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