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Wirtschaft: Weltwirtschaftsforum Davos: Der Geist von Davos ist mehr als eine Floskel

Die Gegner des World Economic Forums (WEF) machen es sich zumindest in einem Punkt viel zu einfach, wenn sie das Meeting in Davos in die Nähe eines Geheimtreffens rücken, an dem die Wirtschaftsmächtigen dieser Welt verschwörerisch die Köpfe zusammenstecken sollen. Das Gegenteil ist der Fall.

Die Gegner des World Economic Forums (WEF) machen es sich zumindest in einem Punkt viel zu einfach, wenn sie das Meeting in Davos in die Nähe eines Geheimtreffens rücken, an dem die Wirtschaftsmächtigen dieser Welt verschwörerisch die Köpfe zusammenstecken sollen. Das Gegenteil ist der Fall. Wo, wenn nicht in den Schweizer Bergen, kann man als Journalist anreisen und sich gleich mit Larry Summers, Gordon Brown oder Koffi Annan zum Nachtessen treffen? Oder Thabo Mbeki, Präsident von Südafrika, lädt einen zum Morgenessen ein? Dazu jagen sich die Medienkonferenzen.Man kann auch nur stiller Beobachter sein, wenn Bundeskanzler Gerhard Schröder noch eine knappe Viertelstunde vor seinem Auftritt bei Bier mit Spitzen der deutschen Wirtschaft herumalbert. In einer anderen Ecke begrüssen sich vielleicht gleizeitig die Präsidenten aus Polen und Mexiko. Und es kann sein, dass Hillary Clinton in der gleichen Minute den Saal verlässt.

Längst einen fest Platz hat die Party von Verleger Hubert Burda im Steigenberger Hotel, zu der selbst Topmanager anreisen, die sonst nicht im Programm sind. Alle Parteienfarben sind vertreten wie auch Vertreter von Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen. Man kommt sich näher; ideologische Gräben scheinen zugeschüttet zu sein. Der Geist von Davos ist bestimmt mehr als eine Floskel.

Beim Empfang von Daimler-Chrysler vergisst man schnell die Minustemperaturen, wenn man nachts unter freiem Himmel in einem tief verschneiten Hochtal rund um ein Feuer steht und Glühwein trinkt. Nachher in der Berghütte nimmt man dann die Gesichter wahr, die mit von der Partie sind: die Schrempps und Schmidheinys dieser Welt. Dass zum Nachtisch noch gesungen wird, gehört einfach dazu.

Doch den gemütlichen Teil muss man sich erst verdienen: Die Tage gleichen überladenen Arbeitstagen. Man hat die Qual der Wahl - wo man dabei sein möchte. Denn die Panelisten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft stehen einem gleich in Hundertschaften zur Verfügung. Die - parallelen - Programmpunkte beginnen in der Regel um sieben Uhr in der früh und dauern bis zehn Uhr nachts. Es wird engagiert vorgetragen, debattiert und diskutiert. Auf der Tagesordnung stehen die brennensten Themen unserer Zeit. Sie haben erst durch Davos ein Forum in dieser Breite und Qualität erhalten.

Medard Meier

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