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Wirtschaft: Winzer zufrieden mit dem deutschen Wein

BERLIN .Der Weinjahrgang 1998 ist für die deutschen Winzer ein warmer Regen gewesen.

BERLIN .Der Weinjahrgang 1998 ist für die deutschen Winzer ein warmer Regen gewesen."Sehr zufriedenstellend" und "marktgerecht" nannte der Geschäftsführer des Deutschen Wein-Instituts, Carl Michael Baumann, das Ernteergebnis am Dienstag vor Journalisten in Berlin.Ein Gesamtertrag von 11,6 Mill.Hektolitern - ein Drittel mehr als 1997 und etwa 16 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt - füllte den Winzern die Keller, die nach drei mengenmäßig schlechten Jahren weitgehend leergetrunken waren.Die von mehreren katastrophal kleinen Ernten gebeutelten Betriebe in Sachsen und Saale-Unstrut konnten ihre Erntemengen im Vergleich zu 1997 im Durchschnitt sogar verdreifachen und sind demnächst wohl wieder in der Lage, die große Nachfrage nach ihren Weinen annähernd befriedigen zu können.

Zum Stichwort "marktgerecht" gehört nach Angaben Baumanns aber auch, daß das äußerst wechselhafte Wetter 1998 extrem hohe Mostgewichte nur ausnahmsweise zuließ.Von einem Spitzenjahrgang kann keine Rede sein.Die Folge: Statt schwerer Spät- und Auslesen wird es diesmal vor allem die leichteren, stärker gefragten Qualitäts- und Kabinettweine geben.Als Besonderheit gibt es darüber hinaus eine Vielzahl von Eisweinen, die nach dem extrem frühen Kälteeinbruch am 15.November bereits kurz nach der Hauptlese geerntet wurden.Entscheidend für die große Erntemenge war das milde Frühjahr.Der Austrieb überstand die frostgefährlichen Tage im Mai und wurde durch den warmen Juni befördert.Dann half ein nasser Juli dem Wachstum, bis die extreme Hitze im August die Prognosen durcheinanderbrachte; das Phänomen des "Sonnenbrands", also Hitzeschäden an den reifenden Trauben, hatte es schon Jahrzehnte nicht mehr gegeben.Schließlich ließ das früh einsetzende Herbstwetter die Qualität im guten Durchschnitt enden.

Dieses Ernteergebnis trifft auf einen weitgehend stabilen Markt, der sich im Laufe des vergangenen Jahres kaum verändert hat.Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland kletterte auf rund 23 Liter (Frankreich, Italien und Portugal liegen bei jeweils rund 60 Litern), aber dies bedeutete für die leergetrunkenen deutschen Winzer, daß sie Marktanteile vor allem im unteren Preissegment verloren.Andererseits konnten sie weiter oben bessere Preise erzielen - der Kunde kauft zwar weniger, dafür aber teureren Wein.Durchschnittlich nahm der Handel pro Flasche Wein 5,70 DM ein, bei deutschem Wein jedoch etwa eine DM mehr, was eine klare Spitzenposition bedeutet.Als auffallend notierten die Marktforscher, daß die Nachfrage nach deutschem Rotwein überproportional gestiegen ist und nun schon bei rund 24 Prozent liegt.Die Knappheit der Jahre 1995 bis 1997 führte schließlich dazu, daß auch die deutschen Exporte zurückgingen.1997 wurden etwa 2,09 Mill.Hektoliter ins Ausland verkauft, 1996 waren es noch 2,36 Mill.Massive Einbrüche waren vor allem im Handel mit den Hauptabnahmeländern für deutschen Wein - Großbritannien, Holland, Dänemark, Brasilien und Belgien zu verzeichnen.

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