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Der Threads-Account von Meta-Chef Zuckerberg ist auf dem Display eines Smartphones angezeigt.

© dpa/Vuk Valcic

Update

„Zuckerberg lässt die MUSKeln spielen“: Twitter-Konkurrent Threads startet – 30 Millionen Nutzer nach 18 Stunden

Viele Twitter-Nutzer sind seit der Übernahme des Dienstes durch Elon Musk unzufrieden. Mit dem Start der seiner App Threads war Mark Zuckerberg sehr zufrieden. In Europa läuft sie noch nicht.

| Update:

Der unter Elon Musk in die Krise geratene Kurznachrichtendienst Twitter hat einen mächtigen neuen Konkurrenten. Der Facebook-Konzern Meta brachte in der Nacht zu Donnerstag seine App Threads mit ähnlicher Funktionsweise in mehr als 100 Ländern an den Start.

„Los geht’s. Willkommen bei Threads“, erklärte Konzernchef Mark Zuckerberg am Mittwochabend auf seinem Profil bei dem neuen Kurznachrichtendienst. Die App wurde in den App-Stores für iPhones und Android-Smartphones freigeschaltet – und nach Angaben von Zuckerberg innerhalb von wenigen Stunden millionenfach heruntergeladen.

„Zehn Millionen Anmeldungen in sieben Stunden“, schrieb Zuckerberg. Vier Stunden nach dem Start hatte er sich bereits über fünf Millionen neue Nutzer gefreut. Innerhalb der ersten 18 Stunden hätten sich mehr als 30 Millionen Nutzer bei Threads eingeloggt, hieß es später. Einem Medienbericht zufolge drohte Twitter Meta wegen Threads umgehend mit einer Klage.

„Die Investoren sind begeistert von der Aussicht, dass Meta wirklich einen ‘Twitter-Killer’ hat, sagte Chef-Analystin Danni Hewson vom Brokerhaus AJ Bell. Meta-Aktien hatten in Erwartung der Markteinführung von Threads in den USA am Mittwoch (Ortszeit) knapp drei Prozent zugelegt. Am Donnerstag gaben sie nach einem anfänglichen Anstieg im weiteren Verlauf wie andere große Tech-Werte nach und lagen kurz vor Handelsschluss in New York leicht im Minus.

„Zuckerberg lässt die MUSKeln spielen“, schrieb DZ Bank-Analyst Ingo Wermann. Threads sei nicht nur eine Kampfansage an Twitter, sondern biete auch die Chance, mit zusätzlichen persönlichen Nutzerdaten mittel- bis langfristig die Werbeeinnahmen zu steigern.

In Europa gibt es gegen Threads rechtliche Vorbehalte

Der Start in Europa verzögert sich allerdings wegen der noch ausstehenden Zustimmung aus Brüssel. Deutschland und andere EU-Staaten sind allerdings nicht darunter – und es blieb offen, wie schnell sich das ändern könnte. Der Konzern verweist auf noch offene regulatorische Fragen. Man werde aber laufend prüfen, die App auch in Europa anzubieten.

Erst diese Woche hatte der Europäische Gerichtshof dem Bundeskartellamt grünes Licht dafür gegeben, Meta wegen der Zusammenführung von Nutzerdaten seiner Dienste Facebook, Instagram und Whatsapp zu belangen.

Threads ist an Metas populäre Foto- und Video-App Instagram angebunden und gilt als potenziell aussichtsreichste Konkurrenz für Twitter.

Grund ist ein Startvorteil: Meta kann für seine Twitter-Kopie von Anfang an auf bereits bestehende Verbindungen zwischen mehr als einer Milliarde Nutzern zurückgreifen. Bei anderen Twitter-Konkurrenten wie Bluesky und T2 müssen solche Verknüpfungen erst neu entstehen.

Instagram-Nutzer können für Threads einfach ihr Profil bei der Foto-App übernehmen. Text-Beiträge bei Threads können bis zu 500 Zeichen lang sein und Links, Fotos sowie bis zu fünf Minuten lange Videos enthalten. Beim 2006 gestarteten Twitter lag die Text-Grenze ursprünglich bei 140 Zeichen und wurde später auf 280 Zeichen verdoppelt.

Keine App in Europa, die nicht zukunftssicher ist

Mit Blick auf die EU verwies Instagram-Chef Adam Mosseri darauf, dass es kompliziert sei, „einige Gesetze einzuhalten, die im kommenden Jahr greifen werden“. Man habe in Europa keine App auf den Markt bringen wollen, die nicht zukunftssicher sei, sagte er dem Technologieblog „The Verge“.

Mosseri dürfte den Digital Markets Act meinen, der striktere Regeln für Online-Plattformen festlegt. Unter anderem wird die Zusammenführung von Daten aus verschiedenen Diensten schwieriger.

Bis zur Threads-Einführung in der EU können Nutzer aus der Region Beiträge zwar in einer Web-Ansicht betrachten, sie aber weder teilen noch liken.

Beiträge werde dabei nicht in chronologischer Reihenfolge angezeigt

Neben den Accounts, denen sie folgen, sollen Nutzer von Threads auch „empfohlene Inhalte“ von anderen Profilen in ihren Feed gespielt bekommen, wie es in einem Blogeintrag von Meta hieß. Die Beiträge werde dabei nicht in chronologischer Reihenfolge angezeigt, sondern von der Software geordnet.

Zunächst gibt es keine Möglichkeit, sich nur Inhalte aus den Profilen anzeigen zu lassen, denen man folgt. Der Dienst behält sich vor, eine breite Palette von personenbezogenen Daten zu erfassen.

Twitter kämpft seit der Übernahme durch den Tech-Milliardär Musk im Oktober 2022 mit Problemen. Unter anderem brachen die Werbeeinnahmen ein, mit denen sich der Kurznachrichtendienst finanziert.

Musk führte bei Twitter Beschränkungen ein

Zuletzt führte Musk Beschränkungen dafür ein, wie viele Tweets Nutzer täglich sehen dürfen. Nach seinen Angaben soll damit verhindert werden, dass Twitter-Daten unter anderem zum Training von Software mit Künstlicher Intelligenz abgesaugt werden. Abo-Kunden von Twitter können nurmehr bis zu 10.000 Tweets täglich sehen und Nutzer ohne Abo bis zu 1000.

Elon Musk, Vorstandsvorsitzende von Tesla und SpaceX und Mark Zuckerberg, Geschäftsführer von Facebook.

© dpa/Susan Walsh

Musk kaufte Twitter für rund 44 Milliarden Dollar – und räumte später ein, dass die Bewertung in Gesprächen mit Investoren inzwischen deutlich niedriger sei. Zuckerberg zeigte sich am Donnerstag hoffnungsvoll, dass Threads mit der Zeit mehr als eine Milliarde Nutzer haben könne.

Von Twitter gab es seit der Übernahme durch Musk keine Nutzerzahlen mehr, früher kam der Kurznachrichtendienst auf mehr als 300 Millionen Nutzer. Meta hat anders als Twitter in der Ära Musk keine Geldsorgen und kann sich bei Threads einen langen Atem leisten.

Seit Übernahme von Musk keine Nutzerzahlen von Twitter

Mit der Rivalität zwischen Twitter und Threads sind die Weichen für ein geschäftliches Duell zwischen Musk und Zuckerberg gestellt, die immer mehr als Rivalen auftreten. Im Juni erklärten sich die beiden Tech-Milliardäre sogar zu einem Schaukampf bereit.

Nach anfänglichen Zweifeln berichtete die „New York Times“ am Wochenende, ein solcher Kampf werde tatsächlich vorbereitet – allerdings sei weiterhin offen, ob er auch wirklich stattfinden werde. Der 39-jährige Zuckerberg trainiert mit Kampfsport-Trainern und ist sichtlich fitter als der 52-jährige Musk.

Der Facebook-Konzern hat wiederholt Dienste und Funktionen von Rivalen kopiert, blickt dabei aber auf eine gemischte Bilanz. Mit dem bei der Foto-App Snap erfundenen Stories-Format, in dem Nutzer ihren Freunden Bilder und Videos für einen Tag zeigen können, funktionierte das hervorragend.

Auch die „Reels“ genannten Kurzvideos, mit denen Instagram und Facebook die populäre App Tiktok kopieren, legen zu. Dagegen gelang es dem Konzern trotz mehrerer Versuche nie, einen Konkurrenten zu Snapchats selbstlöschenden Videos zu etablieren.

Medienberichten zufolge soll Zuckerberg vor mehr als einem Jahrzehnt auch versucht haben, Twitter zu kaufen. Er sei aber von den Gründern abgewiesen worden. (dpa, AFP)

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