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Wirtschaft: Zweit-Computer für zu Hause

Große Nachfrage nach Billig-PC „Mac mini“ / Experten rechnen mit steigenden Marktanteilen für Apple

Berlin - Der neue Billig-Computer von Apple stößt bei deutschen Kunden offenbar auf großes Interesse. „Nach dem Eingang der ersten Bestellungen sind wir extrem optimistisch“, sagte Apple-Deutschlandchef Frank Steinhoff im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Die Einkäufer haben sofort auf die Ankündigung der neuen Produkte reagiert.“ Experten erwarten zwar nicht, dass Apple damit einen neuen Preisrutsch auf dem Markt für Heimcomputer auslösen wird. Sie gehen jedoch davon aus, dass das Unternehmen sein Ziel erreichen wird und seine Marktanteile ausbauen kann.

Apple-Chef Steve Jobs hatte in der vergangenen Woche in San Francisco überraschend positive Geschäftszahlen berichtet. Im Weihnachtsquartal hatte der kalifornische Computerkonzern seinen Gewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal verfünffacht. Allein vom digitalen Musikspieler „iPod“ verkaufte Apple in den drei Monaten 4,5 Millionen Stück. Daneben kündigte Jobs auch zwei neue Produkte an: Eine abgespeckte Variante des iPod, den „iPod Shuffle“, und den kompakten „Mac mini“. „Der Mac mini ist der preiswerteste Computer, den wir je gebaut haben“, sagte Jobs.

Preiswert ist jedoch relativ. Der Mac mini soll in Europa immerhin 489 Euro kosten – ohne Bildschirm, Tastatur und Maus. Andere Computerhersteller reagieren daher auch gelassen auf den Vorstoß von Apple. „In der PC-Welt bieten wir bereits Produkte für diesen Preis“, sagte eine Sprecherin von Fujitsu-Siemens auf Anfrage. Allerdings stecke in den Geräten wesentlich mehr Leistung. „Die Leute schauen sich um – und sie werden dort einkaufen, wo sie das meiste für ihr Geld bekommen.“ Insofern sei der Mac mini positiv für den gesamten Markt, sagte die Sprecherin von Fujitsu- Siemens: „Er bringt Schwung – auch für uns.“

„Das ist zwar ein großer Schritt für Apple, wird den Markt aber nicht revolutionieren“, sagt Axel Pohls, Chefvolkswirt beim Branchenverband Bitkom. „Der Mac mini wird dennoch seinen Markt finden. Er bringt frischen Wind in die Branche.“

Bewegung spürt Gravis, einer der größten Apple-Händler in Deutschland, schon jetzt. „Es haben zahlreiche Kunden wegen des neuen Mac mini bei uns nach Lieferterminen und Ausstattungsvarianten gefragt“, sagt ein Sprecher von Gravis. „Wir sind begeistert von der großen und positiven Resonanz, die der neue Mac – gerade auch in bislang weniger Macintosh-affinen Kreisen – hervorgerufen hat.“ Gravis habe deshalb sofort in den USA eine größere Anzahl an Mac minis geordert.

Apple setzt darauf, den Erfolg des Musikspielers iPod auch auf seine Computer übertragen zu können. „Der iPod ist ein Produkt für den Massenmarkt, mit dem Apple bei ganz neuen Kundengruppen bekannt geworden ist“, sagt Deutschlandchef Steinhoff. Für den iPod wurde im Fernsehen und auf Plakatwänden in den Innenstädten geworben. So präsent war Apple nie zuvor in den Medien. „Bei der Werbung für den iPod haben wir uns einiges einfallen lassen, beim Mac mini kann man sich da noch einiges mehr vorstellen“, kündigt Steinhoff an – ohne Details verraten zu wollen. Und: „Wir werden mit dem Mac mini ganz neue Vertriebskanäle angehen.“ Apple werde überall dort vertreten sein, „wo die iPod- Kunden wohl hingehen werden: im Applecenter, bei Gravis, im Mediamarkt oder bei Saturn.“ Bei Saturn in Hamburg betreibt Apple seit Dezember einen eigenen Shop-in-Shop, eine Apple-Welt auf 50 Quardatmetern. „Das läuft sehr gut, wir denken daran dieses Konzept auszudehnen.“

Derzeit hat Apple am weltweiten Computermarkt gerade einmal einen Anteil von zwei Prozent. „Wir erwarten, dass 13 Prozent der Leute, die sich einen iPod gekauft haben, nun auch den Kauf eines Apple-Computers in Erwägung ziehen“, sagt Gene Munster, Senior Research-Analyst bei der US-Investmentbank Piper Jaffray. „Das wird zur Folge haben, dass Apple seinen weltweiten Anteil am Computermarkt ausbauen kann – von zwei auf 2,5 Prozent“, sagt Munster. Als einen der Gründe nennt er den „außerordentlichen Erfolg des iPods“, mit dem Apple viel Aufmerksamkeit erzielt habe. „Es war das erste Mal, dass Apple den Massenmarkt angesprochen hat“, der Mac Mini komme daher genau zur rechten Zeit.

Der Zeitpunkt sei auch aus einem anderen Grund genau richtig: „Apple steigt damit in einen Wachtumsbereich auf dem Computersektor ein“, sagt Munster. Die Verbraucher seien momentan dabei, sich für zu Hause einen Zweit-Computer anzuschaffen – für Internet, E-Mail, Fotos und Musik. Gerade für die letzten beiden Anwendungen gilt Apple als besonders kompetent, aber bisher eben auch als teuer. Durch den Mac mini könnte sich das ändern. „Der macht Spaß, ist einfach zu benutzen – und billig“, sagt der Analyst. Doch Apple-Kunden in Deutschland fühlten sich oft etwas stiefmütterlich behandelt. Wenn Apple neue Produkte ankündigte, kamen sie in Deutschland oft verspätet an. Deutschlandchef Steinhoff verspricht: „Ich gehe fest davon aus, dass die Mac minis, die wir geordert haben, pünktlich Ende Januar ankommen werden.“

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