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Nur 25 Prozent der 300 Professor:innen an der BHT sind Frauen.

© imago images/Jürgen Ritter

Berliner Hochschule für Technik wirbt um Professorinnen: „Die wenigen Kandidatinnen, die es gibt, sind hart umkämpft“

In den technischen Fachbereichen der Hochschule fehlt es unverändert an Professorinnen und Studentinnen. Was tut die Hochschule dafür, dass sich das ändert?

Wer hat es nicht schon einmal gehört: Männer neigten zu technischen Berufen, Frauen zu künstlerisch-ästhetischen. So lautet ein verbreitetes Vorurteil. Wenn über solche Geschlechterstereotype geredet wird, geschieht das häufig, weil sie als überholt gelten. Jene, die die Gleichstellung schon als erreicht glauben, stützen sich gern auf Erfolgsgeschichten von wenigen Frauen, die es an die Spitze geschafft haben.

Doch dass diese Beispiele nicht die Realität abbilden und noch viel Aufholbedarf herrscht, zeigen Zahlen der Berliner Hochschule für Technik (BHT). Zwar liegt der Frauenanteil an der BHT unter Studierenden mittlerweile bei 34 Prozent, unter den 300 Professor:innen aber lediglich bei 25 Prozent. 

Bundesweit schneidet die BHT damit sogar im Spitzenfeld der technischen Hochschulen ab. Dennoch müssten die Zahlen differenzierter betrachtet werden, insistiert Randi Worath. Die 46-Jährige ist Referentin für Berufungsangelegenheiten an der BHT und damit für die Bewerbungsprozesse für Professuren zuständig.

Zwischen drei und 45 Prozent Frauen

Zwar werde im Schnitt jede vierte Professur an der BHT von einer Frau ausgefüllt, der Frauenanteil unterscheide sich zwischen den acht Fachbereichen aber extrem. So liege der Anteil in Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften aktuell bei 45 Prozent, in Mathematik, Physik und Chemie bei 38 Prozent und in Architektur bei 30 Prozent.

Im Fachbereich Maschinenbau sind es dagegen nur 15 Prozent und in den Bauingenieurswissenschaften sechs Prozent. Nur drei Prozent sind es in der Elektrotechnik, das entspricht exakt einer Frau. Zeitweise habe es in dem Fach gar keine Professorin gegeben, verdeutlicht Worath die Dimension des Frauenmangels.

Wir versuchen mit allen Mitteln Frauen anzuwerben. Trotzdem haben wir dabei Probleme.

Randi Worath,  Referentin für Berufungsangelegenheiten an der BHT

Für die BHT ist der niedrige Frauenanteil ein Problem. Auch im neuen Hochschulvertrag, den die BHT noch mit dem Senat verhandelt, würden finanzielle Anreize gesetzt, um den Frauenanteil unter Professor:innen zu erhöhen, so Worath. „Die Hochschule hat ein ureigenes finanzielles Interesse daran, dass mehr Frauen eingestellt werden. Deswegen versuchen wir mit allen Mitteln, Frauen anzuwerben. Trotzdem haben wir dabei Probleme“, gibt sie unumwunden zu.

Die hausinterne Personal-Recruiterin werbe an anderen Instituten, in Fachnetzwerken, unter Promovierenden und online auf Plattformen wie Linkedin oder Xing. Mit ihrer Suche nach Professorinnen ist die BHT aber nicht allein. „Die wenigen Kandidatinnen, die es gibt, sind zwischen den Hochschulen hart umkämpft und haben oft eine Vielzahl von Angeboten vorliegen“, sagt Worath.

Helfen Sensibilisierung und Empowerment?

Um die BHT für Frauen attraktiver zu machen, versucht Worath den Bewerbungsprozess zu optimieren. Zwei Mal im Jahr gibt sie den Mitgliedern der Berufungskomissionen Workshops, in denen es darum geht, unter welchen Gesichtspunkten Bewerbungen betrachtet werden.

„Damit die Berufungen möglichst objektiv verläuft, gibt es klar messbare Kriterien. Wie viel Erfahrung bringt ein:e Kandidat:in mit, wie viele Paper hat er:sie veröffentlicht? Für Akademikerinnen, die Mutterschaftspausen eingelegt haben, können solche Kriterien schnell zum Nachteil werden“, kritisiert Worath.

Damit Bewerberinnen „ihre Vita nicht als Ansammlung von Brüchen erzählen, sondern Pausen und Doppelbelastungen durch Kinder und Familie als Leistung herausstellen“, bietet Worath zusammen mit Susanne Plaumann, der Frauenbeauftragten der BHT, auch Empowerment-Workshops an. Der nächste findet am 27. September unter dem Titel „Sichtbarkeit im Bewerbungs-Dschungel“ statt. 

An dem grundlegenden Problem kann aber auch Worath nichts ändern. Solange nicht mehr Frauen in den technischen Fachbereichen studieren, forschen und lehren möchten, werden die Hochschulen weiter um Professorinnen konkurrieren müssen.

Ein Blick auf den aktuellen Frauenanteil in den technischen Fachbereichen der BHT bietet wenig Grund zur Hoffnung. Zwar ist der Frauenanteil in den technischen Fachbereichen in den letzten zehn Jahren gestiegen, allerdings nur marginal. In Elektrotechnik von 15 auf 19 Prozent, in Maschinenbau von 15 auf 21 Prozent und in Bauingenieurwissenschaften von 28,5 auf 30 Prozent.

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