Die Kraft des Lebens: Gene, die erst nach dem Tod erwachen

Können Tote wieder ins Leben zurückkehren? Oder waren sie dann nicht „richtig“ tot? Antworten auf derart existenzielle Fragen geben bislang allein die Religionen, von der Biologie, der Wissenschaft vom Leben, sind sie nicht zu erwarten.

Denn weder kann sie erklären, wie aus einem Haufen unbelebter chemischer Moleküle das erst lebende Wesen entstanden ist, noch wann genau bei komplexen Organismen wie dem Menschen „der Tod“ einsetzt. Sicher ist zwar, dass nach einer gewissen Zeit ohne messbare Hirnaktivität ein Mensch nicht mehr in ein selbstbewusstes Leben zurückkehren kann.

Das bedeutet aber nicht, dass der sterbende Körper dann schon sämtliche Funktionen eingestellt hätte. Viele Zellen, ganze Organe können auch nach dem Hirntod noch eine Weile weiterarbeiten. Und manche Gene wachen überhaupt erst auf, nachdem der Tod eingetreten ist, hat ein Team um den britischen Biologen Peter Noble von der University of Washington in Seattle vor einiger Zeit bei Untersuchungen toter Mäuse und Zebrafische herausgefunden. Von 1000 untersuchten Genen wurden über 500 nach dem Tod aktiv, obwohl sie zuvor abgeschaltet waren – bis zu zwei Tage lang.

Die Erklärung: Viele Gene werden die meiste Zeit des Lebens „zum Schweigen“ gebracht, da sie gerade oder nicht mehr gebraucht werden. Mit dem Tod fallen die Fesseln, die Gene befreien sich – kurzzeitig. Dann verstummen auch sie endgültig.

Sind solche „letzten Zuckungen“ noch Zeichen echten „Lebens“? Oder sind es nur die finalen chemischen Reaktionen eines Haufens organischer Moleküle? Ist die „vis vitalis“ – falls es denn eine solche, schon vom griechischen Philosophen Aristoteles postulierte „Lebenskraft“ geben sollte – noch vorhanden oder schon erloschen? Könnte sie in einen „leblosen“ Körper zurückkehren oder zurückgebracht werden? Fragen, auf die es noch immer nur Antworten gibt, die man glauben, nicht aber wissen kann.

Und das ist wohl auch gut so.