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Die nordirische Astrophysikerin Jocelyn Bell Burnell, hier auf dem Edinburgh International Book Festival, wo sie über ihre Arbeit sprach, zu der auch die Entdeckung des Pulsars gehört.

© Getty Images/Corbis/Colin McPherson

Tagesspiegel Plus

Verwehrte Auszeichnung: Wieso Jocelyn Bell Burnell keinen Nobelpreis hat

Diese Geschichte beginnt mit einem Thema, das Gemüter erhitzt: Geschlechterquote. Keine für Frauen, sondern eine für Männer. Eine Regel, die absichern sollte, dass „Jungen eine Chance“ haben.

Lurgan in Nordirland, 1954. Wie für alle Elfjährigen, die eine weiterführende Schule besuchen wollten, stand für Jocelyn Bell das Eleven-Plus bevor. Ein standardisierter Test, der zehn Jahre zuvor in Nordirland, Wales und einigen englischen Landkreisen eingeführt worden war und genau herausfiltern sollte, wer sich für eine akademische Karriere eignet und wer nicht: Die weitere Schullaufbahn orientierte sich am Ergebnis im Test.


Ein Mädchen in einer Welt gemacht für Jungen

Doch viele Lokalbehörden zeigten sich bald unglücklich: Zu viele Mädchen absolvierten den Test erfolgreich! Das war ein Problem, denn wie die Beamten damals wussten, würden aus den Mädchen keine Akademikerinnen werden, sondern Hausfrauen. Eine gute Bildung konnten die Weiber also gar nicht gebrauchen, zudem würden sie wertvolle Plätze für Jungen in Richtung akademischer Laufbahn blockieren. Die Lösung war schnell gefunden: Vielerorts führten die Verwaltungen einfach die Regel ein, dass Mädchen eine deutlich bessere Durchschnittsnote als Jungen erzielen mussten, um sich für die „gute Schullaufbahn“ zu qualifizieren.

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