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Der Begriff für Falschnachrichten wurde in Nachschlagewerke zur deutschen Rechtschreibung aufgenommen.

© picture alliance /Jens Kalaene

Facebooks "Tipps zum Erkennen von Falschmeldungen" wirken: Fake-News zu erkennen, ist erlernbar

Falschnachrichten sind im Internet verbreitet. Info-Angebote helfen, sie zu erkennen. Aber nur für begrenzte Zeit.

Reißerische Überschriften, Großbuchstaben und Ausrufezeichen: „Wenn schockierende Behauptungen in der Überschrift unglaubwürdig klingen, sind sie es vermutlich auch.“ Solche „Tipps zum Erkennen von Falschmeldungen“ sind auf einer Seite des sozialen Online-Netzwerks „Facebook“ zu lesen.

Aber hilft das wirklich? Das Forscherteam um Andrew Guessa und Neelanjan Sircarh von der Princeton University hat das geprüft.

Sie interviewten fast 12.000 Probanden in Indien und den USA an zwei Terminen online oder in Gesprächen – einmal unmittelbar nachdem sie die Fake-News-Hinweise von Facebook gelesen hatten sowie erneut einige Wochen später.

Die Tipps von Facebook waren im April 2017 in 14 Ländern in den Nachrichten-Feeds der Benutzer erschienen und wurden als ganzseitige Anzeigen in mehreren US-Zeitungen gedruckt. Eine Version erschien auch in Indien. Laut der Autoren der aktuellen Studie, veröffentlicht im Fachblatt „PNAS“, handelte es sich um die bislang weltweit größte Kampagne für digitale Kompetenz.

Landestypische Falschnachrichten

An beiden Terminen wurden den Teilnehmern Überschriften von online-Artikeln vorgelegt: in den USA etwa bestätigte Überschriften aus renommierten Zeitungen wie der „New York Times“ oder politisch motivierte Falschmeldungen von Onlinediensten, zum Beispiel eine Meldung über Veruntreuung von Wahlkampfhilfen durch den Vizepräsidenten Mike Pence.

Den indischen Probanden wurden entsprechende zutreffende und falsche Überschriften vorgelegt, die indische Themen und politische Akteure behandelten. Die Falschnachrichten waren jeweils bei mindestens einer Überprüfung als unzutreffend erkannt worden.

„Wenn wir Instrumente entwickeln wollen, die den Menschen helfen zwischen Wahrheit und Unwahrheit zu unterscheiden, ist es wichtig, ihre Wirksamkeit zu testen“, wird Koautor Jason Reifler von der britischen Universität Exeter in einer Mitteilung seiner Institution zitiert. Sämtliche Studienteilnehmende sollten den Wahrheitsgehalt der ihnen präsentierten Überschriften beurteilen. Es zeigte sich, dass die Tipps ihre Fähigkeit verbesserten, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden: in den USA um etwa 27 Prozent und bei gut ausgebildeten Teilnehmenden in Indien um 18 Prozent.

Im ländlichen Indien, wo soziale Medien deutlich weniger genutzt werden, war der Lerneffekt allerdings nicht nachweisbar. Bei den anderen Teilnehmenden ließ er auch nach, wurde also im zweiten Interviewtermin nicht mehr im gleichen Umfang festgestellt, und blieb nur in den USA messbar.

„Die Ergebnisse scheinen positiv, jedoch sind sie mit Vorsicht zu genießen: Die Effekte sind sehr klein, große Stichproben bergen die Gefahr falsch-positiver Ergebnisse und es sind kurzzeitige Effekte“, sagt Josephine Schmitt vom Bochumer „Center for Advanced Internet Studies“. Fraglich sei auch, inwieweit Informationsangebote wahrgenommen werden, wenn nicht wie in der Studie direkt dazu aufgefordert wird. (mit smc)

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