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Darm und Hirn sind verknüpft. Und verändern sich im Zuge einer Alzheimer-Erkrankung.

© Getty Images/iStockphoto/inkoly

Tagesspiegel Plus

Fauler Darm, krankes Hirn: Zeigen Bakterien an, dass Alzheimer droht?

Bei Alzheimerpatienten fällt auf, dass in ihrem Darm bestimmte Mikroben fehlen und andere Überhand nehmen. Forschende wollen das für die Früherkennung der Demenzerkrankung nutzen.

Am Ende ist alles ausgelöscht: das eigene Ich, alle Erinnerungen, ein ganzes Leben. In Deutschland erkranken jährlich mehr als 400.000 Menschen an Alzheimer-Demenz. Der schleichend verlaufende Zerstörungsprozess vieler Nervenzellen im Gehirn beginnt zumeist im mittleren Alter und es dauert wohl rund 20 Jahre, bis erste Symptome wie Vergesslichkeit, Verwirrtheit und Sprachstörungen auftreten. An diesen Prozessen sind Ablagerungen von Proteinen wie Beta-Amyloid und Tau-Fibrillen im Gehirn, Immunzellen sowie entzündliche Prozesse beteiligt. Neuesten Forschungsergebnissen zufolge spielen aber auch der Darm und die vielen darin lebenden Bakterien, das Darmmikrobiom, eine wichtige Rolle.

Darm und Hirn arbeiten schon lange zusammen. „Seit Hunderttausenden von Jahren lebt der menschliche Körper mit den Darmbakterien in einer Art Symbiose“, sagt der Neurologe Thorsten Bartsch vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel, der zur Darm-Hirn-Achse bei der Alzheimer-Demenz forscht. Der Darm besitzt ein eigenes Nervensystem, das „Darmhirn“, das über den Vagusnerv mit dem Nervensystem im Gehirn verbunden ist. Die Darmbakterien verarbeiten, was an Nahrungsresten bei ihnen ankommt. Dabei entstehen Stoffwechselprodukte, die über die Darmwand und die Blutbahn direkt ins Gehirn gelangen oder indirekt den Vagusnerv, die Kommunikationsautobahn ins Gehirn, beeinflussen.

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