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Anopheles gambiae ist eine der Mückenarten, die Malaria überträgt – es sei denn, sie ist gentechnisch verändert.

© dpa/James Gathany

Gentherapie für Mücken: Moskitos vor Malaria-Infektion geschützt

Mit zwei neuen Tricks wollen Forscher die Übertragung des gefährlichen Malaria-Erregers von Mücken auf Menschen verhindern. Und einer der Ansätze hilft sogar den Moskitos.

Der Erreger der Malaria wird von Stechmücken auf den Menschen übertragen - Eingriffe ins Erbgut der Insekten könnten das ändern. Bisher zielten Veränderungen ihres Genoms meist darauf ab, die Zahl der Blutsauger und damit die Wahrscheinlichkeit der Übertragung des Einzellers Plasmodium falciparum zu verringern. Jetzt hat eine Forschergruppe Mücken mit Genen ausgestattet, die den Insekten helfen, sich gar nicht erst mit dem Parasiten zu infizieren.

Dazu fügten Anthony James von der University of Californa in Irvine ein Genkonstrukt ins Erbgut von Mücken der Arten Anopheles gambiae- und Anopheles coluzzii ein, das den Bauplan für zwei Antikörper kodiert. Es wird im Mitteldarm und im Kreislaufsystem der Insekten eingeschalt, sodass Antikörper produziert werden, die zwei unterschiedliche Entwicklungsstadien des Malaria-Erregers, Oocysten und Sporozoiten, erkennen, an die Parasiten andocken und ihre Weiterentwicklung stören.

Malaria-Infektion bis zu 90 Prozent unwahrscheinlicher

Das Besondere ist, dass dieses Genkonstrukt so beschaffen ist, dass es sich in der Mückenpopulation über die Generationen rasch ausbreitet: die Methode wird „Gene-Drive“ genannt. Im Laborversuch führte das dazu, dass die genveränderte Mückenpopulation weniger Malaria-Oozysten und -Sporozoiten enthielten als unbehandelte. Das senkt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion von Menschen innerhalb von vier Monaten um 50 bis 90 Prozent, schreiben James und Kolleg:innen im Fachblatt „PNAS“.

Bereits in der vergangenen Woche hatte ein Forscherteam der University of California San Diego in La Jolla in der Fachzeitschrift „Science Advances“ eine Gene-Drive-Methode zur Malariabekämpfung beschrieben. Allerdings werden dabei die stechenden Mückenweibchen eliminiert, weil ein Gen ausgeschaltet wird, das ihre Larven-Entwicklung stoppt. Nur die männlichen Nachkommen überleben und verbreiten das für die Weibchen tödliche Gen in der Mückenpopulation, wodurch diese um mehr als 90 Prozent reduziert werden kann, schreibt das Forscherteam um Omar Akbari

Genveränderung mit Verfallsdatum

Der Biologe hält die Methode für ein „wirksames, begrenzbares, kontrollierbares und sicheres System zur Unterdrückung und Eliminierung der Population“ von Moskitos. Da die künstlich eingeführten Gene für die Träger einen evolutionären Nachteil darstellen, würden sie früher oder später aus einer Population verschwinden..

Werner Schenkel vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sieht in dieser Methode ein mögliches weiteres Werkzeug zur Bekämpfung von Krankheiten, die durch einen Vektor (in diesem Fall eine Mücke) übertragen werden. Ob die Methode praktisch umgesetzt werden könne, müssten weitere Tests aber erst zeigen. Vor einer Freisetzung von transgenen Organismen sei in jedem Fall eine gründliche Sicherheitsbewertung erforderlich.

Malaria wird durch den Stich weiblicher Mücken übertragen. Jährlich erkranken rund 200 Millionen Menschen, 600.000 sterben, davon sind drei Viertel Kinder unter fünf Jahren. (mit dpa)

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