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Beim Schieben könnte unregelmäßiger Puls festgestellt werden, was aber nicht immer eine gefährliche Störung sein muss.

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Herzflimmern beim Einkaufen: Eine Diagnoselücke in den Griff kriegen

Einkaufswagen sollen helfen, häufige Herzrhythmusstörungen zu diagnostizieren und Schlaganfälle zu verhindern. Denn die Vorzeichen bleiben oft unerkannt.

Per Pulsmessung am Griff von Einkaufswagen könnte Vorhofflimmern bei Menschen erkannt werden, die sich der Herzrhythmusstörung nicht bewusst sind. Forschende um Ian Jones von der Liverpool John Moores University haben dies am Freitag auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie vorgeschlagen.

„Es ist möglich, Gesundheitschecks für die breite Masse anzubieten, ohne die tägliche Routine zu unterbrechen“, sagt Jones. In der Erprobungsstudie seien innerhalb von zwei Monaten 39 Menschen gefunden worden, die nicht wussten, dass sie Vorhofflimmern haben. „Das sind 39 Menschen mit erhöhtem Schlaganfallrisiko, die einen Termin beim Kardiologen erhielten“, berichtet Jones.

Mehr als 40 Millionen Menschen auf der Welt haben Vorhofflimmern, die häufigste Herzrhythmusstörung. Dabei handelt es sich um elektrische Reizimpulse an die Vorhöfe des Herzens, seine oberen Kammern. Sie können dazu führen, dass sich die Herzkammern weniger wirksam zusammenziehen. In Deutschland sind etwa 800.000 Menschen betroffen.

Vorhofflimmern erhöht das Schlaganfallrisiko um das Fünffache. Viele Menschen stellen es aber erst nach einem Schlaganfall fest. Daher sind Screening-Programme erforderlich, um Betroffene finden und vorbeugend mit Medikamenten behandeln zu können.

Für die Studie des britischen Forschungsteams wurden EKG-Sensoren, die die elektrischen Impulse aufzeichnen, in die Griffe von Einkaufswagen in vier Supermärkten mit Apotheken in Liverpool eingesetzt. 2155 Erwachsene nutzten einen Einkaufswagen, nachdem sie über die Messungen informiert wurden. Bei 59 wurde Vorhofflimmern festgestellt, 20 wussten bereits davon. Das Durchschnittsalter der 59 Teilnehmer mit Vorhofflimmern lag bei 74 Jahren, und 43 Prozent waren Frauen.

Das Einkaufs-EKG war jedoch noch recht ungenau: Nur bei einem Viertel bis zur Hälfte der Personen, bei denen laut Sensor oder manueller Pulskontrolle Vorhofflimmern festgestellt wurde, lag die Herzrhythmusstörung tatsächlich vor. Bei etwa die Hälfte der tatsächlichen Fälle lieferte der Sensor keine Hinweise.

„Es sind einige Anpassungen erforderlich, um das System genauer zu machen“, sagt Jones. Aber dass fast zwei Drittel der befragten Kunden bereit waren, einen EKG-Einkaufswagen zu benutzen, zeige, dass das Konzept akzeptabel sei und in einer größeren Studie getestet werden sollte. Die Untersuchung während des normalen Einkaufs könne helfen, Schlaganfälle zu verhindern, und so Leben retten. „Entscheidend ist der sofortige Zugang zu medizinischem Fachpersonal“, sagt Jones. Es könne den Befund erklären und bei Bedarf die weitere Behandlung veranlassen.

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