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Nobelpreis: Eine Medaille mit dem Konterfei von Alfred Nobel.

© dpa/Kay Nietfeld

Heute vor 127 Jahren: Wie das Dynamit uns den Nobelpreis beschert hat

Im späten 19. Jahrhundert erfindet Alfred Nobel das Dynamit und wird damit reich – auch durch Kriegsgeschäfte. Dass er sich schließlich für den Frieden einsetzen will, lag vermutlich an einer Freundschaft.

Eine Kolumne von David Will

Im Jahr 1869 ereignet sich im walisischen Dörfchen Cwm-y-glo ein Unglück, das Folgen für ganz Großbritannien haben wird. Zwei Kutschen haben gerade den örtlichen Bahnhof passiert, als ihre Fracht mit einem gewaltigen Knall explodiert. Sechs Menschen sterben, acht weitere werden verletzt.

Noch im selben Jahr verbietet das britische Parlament landesweit den Transport von Nitroglycerin: jenem neuartigen Sprengstoff, der die Explosion verursacht hatte. Der ist wegen seiner Potenz weltweit in der Baubranche begehrt. Nitroglycerin ist aber auch so instabil, dass es schon bei leichten Erschütterungen explodiert. Unfälle sind nicht unüblich und ziehen an immer mehr Orten Verbote nach sich.

Als ein schwedischer Geschäftsmann einen Ersatz liefert, wird der Mann innerhalb kurzer Zeit schwerreich – und stiftet mit dem erworbenen Vermögen schließlich am 27. November 1896, heute vor 127 Jahren, die wohl berühmteste Ehrung der Welt: den Nobelpreis.

„Dynamit“ heißt das Zaubermittel, das der Schwede Alfred Nobel erfunden hat. Es besteht aus Nitroglycerin und Kieselgur: einer bröseligen Substanz, die aus versteinerten Kieselalgen gewonnen wird. Das Kieselgur, den Nobel vom Grund der Elbe bei Hamburg gefischt hatte, stabilisierte den Sprengstoff. Dynamit ist damit fast so mächtig wie reines Nitroglycerin, kann aber gefahrlos transportiert werden.

Dass seine Erfindung auch beim Militär reißenden Absatz fand, störte Nobel lange nicht. Im deutsch-französischen Krieg verkaufte er Dynamit an beide Seiten und verdiente dabei rund 31 Millionen Kronen. In späteren Jahren entwickelte er zudem weitere Sprengstoffe, die dezidiert militärischen Zwecken dienten.

Gegen Kritik an seiner Betätigung im Rüstungswesen verwahrte Nobel sich zeit seines Lebens. Was ihn letztlich bewog, mit den Zinsen seines Vermögens unter anderem einen Friedenspreis zu stiften, ist bis heute umstritten. Womöglich war es die Freundschaft zur Friedensaktivistin Bertha von Suttner, die ein Umdenken bei ihm bewirkte. Zu Lebzeiten hatte er sie in Briefen für ihr „eloquentes Plädoyer gegen den Schrecken aller Schrecken“ – den Krieg – gepriesen. Im Jahr 1905, da war Nobel schon zehn Jahre tot, erhielt sie schließlich den Friedensnobelpreis – als einer der ersten Menschen überhaupt. David Will

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Tagesrückspiegel-Kolumne hier.

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