zum Hauptinhalt
Raumkapsel „Orion“ der Mondmission „Artemis“

© ZUMA Press Wire / Zuma Press

Spannungen mit Russland: Droht ein neuer Kalter Krieg im All?

Die „Orion“-Kapsel ist vom Mond zurück. Aber die Probleme der Raumfahrt bleiben. Was sagen Experten?

Der Krieg in der Ukraine hat auch Auswirkungen auf die Raumfahrt. Denn internationale Kooperationen mit Russland werden schwieriger und mit China strebt ein neuer Akteur auf die Weltraumbühne. Was bedeutet das? Unsere neue Folge „3 auf 1“.


China besitzt enormes Potenzial

Die erfolgreiche Mondmission Artemis 1 hat gezeigt, dass die Ziele in der gegenwärtigen Etappe der Raumfahrt gewaltig sind. Anders als im Kalten Krieg geht es heute nicht mehr so sehr um Prestige und Grundlagenforschung, sondern bereits mittelfristig um die Frage: Wer kann genug investieren, um sich einen nachhaltigen Zugang zu den Ressourcen – zunächst des Mondes – zu sichern.

Das wird zu einem harten Konkurrenzkampf führen, aber nicht zwangsläufig zu einem Kalten Krieg im All. Die einst mitführende Raumfahrtnation Russland hat sich gerade isoliert und damit in einen deutlichen Wettbewerbsnachteil gebracht.

China besitzt enormes Potenzial, muss aber vieles allein entwickeln, weil die Hochtechnologie-Partner für Pekings Programm weitgehend fehlen. Die dritte große Raumfahrtnation, die USA, scheinen in einer besseren Position. Sie sind offen für Kooperationen mit potenten Partnern wie der europäischen Weltraumagentur ESA und es gibt einen innovationsfördernden Wettbewerb zwischen staatlichen Institutionen wie der Nasa und privatwirtschaftlichen Ambitionen wie denen von Elon Musk.


Der Westen ist gemeinsam stärker als der Einzelkämpfer China

Seit ihren Anfängen wird die Raumfahrt von Nationen oder von internationalen Vereinigungen wie der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA geprägt, die sich solche teuren Unternehmungen leisten können. Seit dem Ende des kalten Krieges stemmten zunehmend längst vorhandene internationale Kooperationen die immensen Kosten der oft sehr langfristigen Weltraumprogramme gemeinsam.

Wenn nun nach Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ein starker Partner wegfällt, bedeutet das alles andere als ein Ende der Raumfahrt. Die Nationen des Westens samt Japan und Australien werden ihre Zusammenarbeit wohl eher verstärken – und sind heute gemeinsam allemal stärker als noch so große Einzelkämpfer wie China.

Und weshalb sollte nicht auch Russland eines Tages wieder mitmachen dürfen? Wissen wir doch aus der Geschichte Deutschlands: Fast genau sechs Jahre nach dem Ende des Dritten Reichs, das damals viel mehr auf dem Kerbholz hatte als Russland heute, wurden mit der Montanunion zwischen Frankreich und Deutschland im April 1951 die Grundlagen der Europäischen Union und letztendlich auch der ESA gelegt.


Binnen einer Dekade sollen Menschen auf den Mond fliegen - das ist machbar

In diesem neuen Kalten Krieg stehen die USA und ihre westlichen Partner vor allem China gegenüber. Russlands Stärke im All schwindet, auch wegen knapper Ressourcen und fehlender Fachkräfte.

Im erdnahen Raum läuft es noch halbwegs, Missionen zu Mond und Mars kommen nicht voran. China treibt sein Raumfahrtprogramm beharrlich und vor allem erfolgreich voran. Das zeigt die erste Landung eines Roboters auf der Rückseite des Mondes oder der Aufbau einer eigenen Raumstation. Binnen einer Dekade sollen Menschen auf den Mond fliegen und es gibt wenige Gründe, daran zu zweifeln.

Der Westen hat es schwerer. Er war schon mal dort, wirklich überzeugende Argumente für die Multimilliarden-Investitionen in puncto astronautischer Exploration von Mond und Mars fehlen. Doch die braucht es in einer demokratischen Gesellschaft, man muss die Mehrheit gewinnen. Zugleich kooperieren wir auf der Raumstation ISS mit Kriegsverbrechern: Russland. Während wir uns (zu Recht!) an unseren Ansprüchen reiben, gibt es in China viel Geld und Know-how für Prestigevorhaben, aber kaum Widerspruch.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false