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Nachts zu leben, scheint ungesunde Gewohnheiten mit sich zu bringen.

© stock.adobe.com/Joshua Resnick

Studie zu Chronotypen: Warum Nachtmenschen früher sterben

Nachtmenschen haben Studien zufolge eine geringere Lebenserwartung als Frühaufsteher. Das hat laut einer Untersuchung aber andere Ursachen als die spätere Nachtruhe.

Von Alice Lanzke, dpa

Ob jemand Nachtschwärmer oder Morgenmensch ist, hat wenig Einfluss auf dessen Lebenserwartung. Das berichten finnische Forscher im Fachblatt „Chronobiology International“ auf Grundlage einer Studie mit Tausenden von Zwillingen. Zwar hätten Menschen vom Typ „Eule“ ein etwas höheres Sterberisiko als „Lerchen“ – das liege aber daran, dass sie tendenziell mehr rauchen und trinken würden.

Frühaufsteher oder Langschläfer, Lerche oder Eule: Schon lange ist bekannt, dass sich Menschen in verschiedene Chronotypen einteilen lassen, bei denen die innere Uhr für unterschiedliche Schlaf-Wach-Rhythmen sorgt. Nachteulen sind dabei nicht nur durch den eher frühen gesellschaftlichen Takt benachteiligt – mehrere Studien bescheinigten ihnen darüber hinaus ein größeres Risiko für verschiedene körperliche und psychische Erkrankungen. Außerdem würden Nachtmenschen mehr Fastfood, Kaffee, Alkohol und Nikotin konsumieren und wären häufiger übergewichtig, heißt es.

Eine große Kohortenstudie US-amerikanischer und britischer Wissenschaftler ergab 2018 ein geringfügig erhöhtes Risiko für die Gesamtsterblichkeit und insbesondere die Herz-Kreislauf-Mortalität bei denjenigen, die tendenziell spät ins Bett gehen.

Die beiden finnischen Forscher Christer Hublin und Jaakko Kaprio sind nun der Frage nachgegangen, ob tatsächlich der Chronotyp selbst oder doch andere Faktoren die Gesundheit von Nachtschwärmern beeinflussen. Dafür analysierten sie Daten einer finnischen Zwillingsstudie, welche knapp 23.000 Männer und Frauen zwischen 1981 und 2018 beobachtete.

Zu Beginn der Studie wurden die Zwillinge gebeten, ihre innere Uhr einzustufen. Dabei gab ein Drittel an, „bis zu einem gewissen Grad eine Nachteule“ zu sein, knapp zehn Prozent bezeichneten sich als eindeutige Nachtmenschen. 29,5 Prozent beschrieben sich hingegen als eindeutige Frühaufsteher und weitere 27,7 Prozent als Morgenmenschen „bis zu einem gewissen Grad“.

Dass die Einschätzung des Chronotyps auf der Selbstauskunft der Teilnehmenden beruhe, sei eine Schwäche ihrer Studie, räumen die Autoren ein. Im Vergleich zu ähnlichen Untersuchungen beinhalte ihre Arbeit allerdings umfassende Daten zum Lebensstil. Tatsächlich berücksichtigten Hublin und Kaprio den Bildungsstand der Teilnehmenden, Alkohol- und Tabakkonsum, den Körper-Masse-Index (BMI) und ihre Schlafdauer.

Dabei stellten sie fest, dass die Nachteulen im Vergleich zu den Morgenmenschen jünger waren und sowohl mehr Alkohol als auch mehr Nikotin konsumierten. „Das Ausmaß des Alkohol- und Drogenkonsums korreliert mit der Vorliebe, nachts länger aufzubleiben“, heißt es in der Studie. Insbesondere ausgeprägte Nachtschwärmer gaben zudem seltener an, acht Stunden Schlaf oder mehr zu bekommen.

Bis 2018 waren knapp 8800 Teilnehmende verstorben. Hier beobachteten die Wissenschaftler, dass die Sterbewahrscheinlichkeit bei Nachteulen im Vergleich zu Frühaufstehern insgesamt um neun Prozent höher war. Eine genauere Analyse zeigte allerdings, dass Rauchen und Alkohol die Hauptursache für diese Todesfälle waren und nicht der Chronotyp der Teilnehmenden.

Entsprechend bilanziert Hublin in einer Mitteilung zur Studie: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Chronotyp nur einen geringen oder gar keinen unabhängigen Beitrag zur Sterblichkeit leistet.“ Das erhöhte Sterberisiko bei eindeutigen Nachtmenschen lasse sich darauf zurückführen, dass diese mehr rauchten und tranken. Dieser Befund werde durch die Tatsache gestützt, dass Nichtraucher, die nur in Maßen tranken, kein erhöhtes Sterberisiko aufwiesen – unabhängig davon, ob sie eher früh oder spät ins Bett gingen.

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