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Wegen der Vogelgrippe greift Finnland auf Pelztierfarmen durch und lässt Zehntausende Tiere töten. Als Infektionsquelle kommen Möwen in Betracht.

© dpa/Carsten Rehder

Vogelgrippe: Finnland lässt Zehntausende Tiere töten

Wegen der Vogelgrippe greift Finnland auf Pelztierfarmen durch. Die dortigen Ausbrüche könnten bestimmte Anpassungen des Virus begünstigen. Als Infektionsquelle kommen Möwen in Betracht.

Zur Begrenzung der Ausbreitung der Vogelgrippe auf Pelztierfarmen werden in Finnland Zehntausende Pelztiere getötet. Eine direkte Übertragung zwischen den Tieren und nicht nur eine von Vögeln ist nach Aussage von Experten nicht auszuschließen.

Die finnische Lebensmittelbehörde ordnete an, dass alle Nerze auf Farmen gekeult werden müssen, auf denen Vogelgrippen-Infektionen festgestellt worden sind.

70.000
Pelztieren müssen schätzungsweise getötet werden.

Nerze seien hinsichtlich solcher Infektionen besonders problematisch, erklärte die Behörde. Die oberen Atemwege der Tiere enthielten Rezeptoren, die sowohl Vogelgrippe- als auch menschliche Grippeviren binden könnten. Dies mache sie anfällig für beide Infektionen. Nerze könnten daher wirkungsvollere Zwischenwirte für die Vogelgrippe sein als andere Säugetiere und dem Virus ermöglichen, leichter in eine Form zu mutieren, die Menschen infizieren könnte.

Um solche Virus-Varianten zu verhindern, sei es wichtig, alle Nerze auf betroffenen Pelztierfarmen zu töten, betonte die Behörde. Über die Tötung von Füchsen und Marderhunden auf Farmen werde weiterhin von Fall zu Fall entschieden.

Nach Behördenangaben wurden entsprechende Anordnungen zur Keulung der Nerze bislang für drei Pelztierfarmen erlassen. Der finnische Rundfunk sprach am Dienstagabend von schätzungsweise 70.000 Pelztieren, die getötet werden müssten, darunter 30.000 Nerze und 40.000 Füchse. Diese Zahlen dürften noch steigen. Die Lebensmittelbehörde rechnete mit Anordnungen zur Keulung auf weiteren Pelztierfarmen im Laufe der Woche. Tierbesitzer könnten staatliche Entschädigung beantragen.

Viren passen sich an

Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) bei Greifswald zeigen die festgestellten Viren Mutationen, die auf eine Anpassung an Säugetiere hinweisen. Zudem deuteten die bislang bekannten Virussequenzen auf eine enge Verwandtschaft der Viren untereinander hin. Ob das Virus in den Farmen etwa von Nerz zu Nerz übertragen wurde, sei unklar. Auszuschließen sei es nicht. Weitere Analysen sollten hierzu Auskunft geben können.

Als Infektionsquelle scheine der Kontakt zu Möwen wahrscheinlich. Bei dem festgestellten Virus handele es sich um den derzeit bei Möwen in Europa dominierenden Virustyp. Ob es mehrfach zu so einem Kontakt gekommen sei oder nur einmal beziehungsweise wenige Male und dann eine weitere Verbreitung in den Farmen erfolgte, sei bislang unklar. Auch hier könnten weitere Untersuchungen Aufschluss geben.

Die finnische Gesundheitsbehörde THL schrieb, dass das Vogelgrippevirus in diesem Sommer zu einem außergewöhnlich großen Massensterben von Wildvögeln in Finnland geführt habe. Erstmals habe sich das Virus dabei auch auf Pelztierfarmen im Land ausgebreitet und viele Krankheits- und Sterbefälle unter Tieren verursacht. Die Situation stelle in erster Linie ein Problem für die Gesundheit von Tieren dar, man beobachte die Entwicklungen aber genau.

Tierschützer kritisierten die veranlassten Massentötungen sowie die Pelztierzucht im Allgemeinen. Die Organisation Vier Pfoten sprach am Mittwoch von einer „vermeidbaren und unnötigen Tragödie“. Sie forderte ein gänzliches Ende der Pelzindustrie in der gesamten EU.

Mit Blick auf einen Ausbruch der Vogelgrippe auf einer spanischen Nerzfarm im vergangenen Jahr hielten es Experten des FLI für sehr wahrscheinlich, dass es dort zu einer direkten Übertragung des Virus zwischen Nerzen gekommen sei, sagte eine Sprecherin des Bundesinstituts. (dpa)

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