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Das Gehirn entwickelt sich fast bis zum Alter von 30 Jahren. Die ersten 15 Jahre sind wohl die kritischsten. Welche Auswirkungen hat  die Umgebung, in der man aufwächst, auf die Hirnentwicklung? 

© Getty Images/Digital Vision

Tagesspiegel Plus

Das Gehirn in der Natur: „Wer in der Stadt aufwächst, hat ein Risiko für psychiatrische Erkrankungen“

Die Forschung weiß: Ein Spaziergang am See oder im Park kann helfen, sich von Stress zu befreien. Doch kann viel Natur in der Kindheit auch vor Depressionen im späteren Alter schützen?

Frau Tost, was passiert im Gehirn, wenn sich Menschen in der Natur aufhalten?
Wenn Menschen im Wald spazieren gehen, in den Bergen oder in Küstennähe wandern, dann werden Hirnregionen wie die Amygdala, die normalerweise besonders anspringt, wenn wir gestresst sind oder Angst haben, heruntergefahren. Regulatorische Areale, die ebensolche Regionen kontrollieren, werden in ihrer Funktion gestärkt. Zwischen Stresserleben und Naturerleben gibt es also einen klaren Zusammenhang.

Warum entspannt sich unser Gehirn in der Natur?
Es gibt einige Theorien. Die alte Biophilie-Hypothese besagt, dass Menschen evolutionsbedingt bestimmte naturbezogene Lebensräume bevorzugen, weil wir dort sowohl Bereiche finden, wo wir uns vor Feinden verstecken, aber auch gut Nahrung finden können. Das ist eine Erklärung dafür, warum fast jeder Mensch das Rauschen von Wellen oder buntes Herbstlaub so schön findet – weil eben über das individuelle Leben hinaus eine Erfahrung stattgefunden haben soll, die sich evolutionär verankert hat.

Gibt es auch neurologische Ansätze, die die positive Wirkung der Natur auf unser Gehirn erklären?
Wir haben untersucht, wie sich die Natur auf Menschen auswirkt, die sich in ihrem alltäglichen Leben durch die Stadt bewegen. Dazu muss man wissen, dass das Wohlbefinden nie stabil über den Tag ist, sondern fluktuiert. Wenn Menschen zum Beispiel an Bäumen vorbeigehen, dann geht ihr Wohlbefinden immer einen kleinen Ticken nach oben. Umgekehrt geht es nach unten, wenn das Grün fehlt.

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