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In diesem Senftenberger Mehrfamilienhaus wurde ein Mann am Dienstag durch Schüsse von Polizisten getötet. Er hatte die Beamten mit einem axtähnlichen Gegenstand angegriffen. Am gleichen Tag fielen in der Nähe erneut Schüsse. Die näheren Umstände sind in beiden Fällen noch immer unklar. Foto: Robert Michael/dpa

© dpa/Robert Michael

Zwei Schießereien an einem Tag: Tatverdächtiger ermittelt und wieder frei

Ein Toter und ein Schwerverletzter waren am Dienstag in Senftenberg zu beklagen. Die Behörden sehen keinen Zusammenhang zwischen den Vorfällen.

Von Sandra Dassler

Gleich zweimal fielen am vergangenen Dienstag in Senftenberg im Landkreis Oberspreewald-Lausitz Schüsse. In beiden Fällen sind sowohl das Motiv als auch die näheren Umstände noch immer völlig unklar.

Keine Aussagen zu Obduktionsergebnis

So wurde zwar der 34-Jährige, der am Dienstag bei einem Polizei-Einsatz tödlich verletzt wurde, inzwischen obduziert, die zuständige Staatsanwaltschaft Cottbus äußert sich dazu jedoch nicht. Unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen wollte eine Sprecherin auch keine Aussagen dazu machen, ob sich durch die bisherigen Untersuchungen vielleicht Anhaltspunkte für das Verhalten des 34-Jährigen ergeben haben.

Wie berichtet soll der Mann laut Polizei „mit einem axtähnlichen Gegenstand“ auf die Polizeibeamten losgegangen sei. Diese waren von Anwohnern wegen Ruhestörung in ein Mehrfamilienhaus gerufen worden. Nachdem der 34-Jährige getroffen worden war, sei vergeblich versucht worden, ihn zu reanimieren.  

Mehrere Einschusslöcher im Treppenhaus

Nach Berichten der Lausitzer Rundschau hatte der Mann, der bis dato unauffällig, freundlich und hilfsbereit gewesen sein soll, in seiner Wohnung randaliert und unter anderem Möbel zerschlagen. Warum er das tat und weshalb er die Beamten angriff, sei nach wie vor unklar. Im Treppenhaus hätten sich jedenfalls ein halbes Dutzend Einschusslöcher befunden, die Polizisten müssten also mehrere Schüsse abgegeben haben.

Wir prüfen, ob der Schusswaffengebrauch durch die Polizisten rechtmäßig war.

Nicole Walter, Sprecherin Staatsanwaltschaft Cottbus

Die Cottbuser Staatsanwaltschaft wollte sich auch zu diesen Berichten nicht äußern. „Wir prüfen, ob der Schusswaffengebrauch durch die Polizisten rechtmäßig war“, sagte eine Sprecherin am Freitag dem Tagesspiegel: „So lange diese Ermittlungen laufen, werden wir keinerlei Stellungnahme abgeben.“

Große Betroffenheit in Polizei-Kreisen

In Polizei-Kreisen ist die Betroffenheit groß. „Es gibt viel Mitgefühl mit den Kollegen, die offenbar keine andere Möglichkeit sahen, als zu schießen, um ihr eigenes Leben zu schützen“, sagt ein Beamter, der seinen Namen nicht nennen möchte: „Aber auch der Erschossene hatte bestimmt Freunde und Verwandte, deren Trauer sicher groß ist. So etwas ist für alle Beteiligten, die auf Wunsch seelsorgerisch betreut werden, schrecklich.“

Was die Ermittler aber definitiv verneinen, ist ein Zusammenhang zwischen dem tödlichen Polizei-Einsatz und einer zweiten Schießerei in Senftenberg nur wenige Stunden später. Dabei wurde ein 19-jähriger Mann mit syrischer Nationalität angeschossen. Er befindet sich mit einer Wunde im Oberschenkel im Krankenhaus, nach Aussagen eines Polizeisprechers geht es ihm den Umständen entsprechend gut.

Tatverdächtiger äußert sich nicht

Inzwischen wurde ein 31-jähriger albanischer Staatsbürger als dringend tatverdächtig ermittelt. Bei seiner Vernehmung äußerte er sich nicht zu dem Vorfall. Ihm wird gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt. Da der zuständige Richter keine Haftgründe sah, befindet er sich wieder auf freiem Fuß.

Die Polizei hat unterdessen mehrere Wohnungen in der Stadt durchsucht und dabei nach Aussagen von Sprecher Maik Kettlitz verschiedene Beweismittel festgestellt. Die Tatwaffe sei allerdings bis zum Freitagmittag nicht gefunden worden. Medienberichte, wonach die Tat mit „verfeindeten Clans aus der Drogenszene“ in Zusammenhang stehen könnte, wollte die Polizei nicht bestätigen. Man ermittle in alle Richtungen, hieß es.

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