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Köchin Suchitra Mohan kocht zu Hause in ihrer Kücher inische Gerichte aus ihrer Heimat für einen Lieferservice.

© Tagesspiegel/Stefanie Herbst

Business am heimischen Herd: Berliner Lieferdienst Homemeal liefert Essen aus privaten Küchen

Indisch, türkisch, venezolanisch: Hobbyköche bereiten Essen zu, ein Bringdienst fährt es zu den Kunden. Das Unternehmen dahinter will jetzt expandieren.

Mit geübten Handgriffen faltet Suchitra Mohan das frische Fladenbrot, dann lässt sie es in einen Topf mit würziger Currysauce gleiten. Das Gericht heiße Kothu Parotta, erläutert sie, und werde im Süden Indiens gegessen. Mohan kocht zwar in ihrer eigenen Küche, aber nicht für sich selbst oder ihre Familie, sondern für zahlende Kunden. Ein Lieferfahrer wird das Essen später abholen und ausliefern. Die Bestellungen vermittelt das Berliner Start-up Homemeal.

Mohan ist selbständige Unternehmerin und kommt ursprünglich aus Neu-Delhi, der Hauptstadt Indiens. In Berlin-Schmargendorf lebt sie seit sechs Jahren. Köchin war sie allerdings nicht immer. Noch vor einigen Jahren arbeitete Mohan als Business-Analystin bei global tätigen Unternehmen. Dann bekam sie ihr Kind.

Traditionelle Küche für indische Berliner

„Ich habe eine Pause gemacht, um mich auf meine Familie zu konzentrieren“, sagt Mohan. Inzwischen ist der Sohn sieben Jahre alt, doch Suchitra Mohan entschied sich dagegen, in ihren alten Beruf zurückzukehren.

Stattdessen bereitet sie nun traditionelle Gerichte nach Familienrezepten zu. Ihre Kundinnen und Kunden kämen selbst zum großen Teil aus Indien, meint sie, viele bestellten regelmäßig.

Alle Gerichte entstehen in einer privaten Küche.

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Martin Andreas Schmidt ist verantwortlich dafür, dass jedes Gericht auf dem richtigen Teller landet. 2020 gründete er gemeinsam mit Mario Dugonik das Start-up Homemeal, über dessen Smartphone-App die Kunden bestellen. Geliefert wird am nächsten Tag, momentan nur innerhalb des S-Bahnrings.

In der App gibt es nicht nur indisches Essen. Zum Beispiel bietet ein Mann mit Rindfleisch gefüllte Arepas an, runde Maisfladen aus Venezuela. Und eine Konditorin aus der Toskana bereitet italienische Torten zu. Bei einer weiteren Anbieterin gibt es indonesische Reisgerichte mit Hähnchen und Fisch.

Ein Foto zeigt die jeweilige Köchin oder den Koch, dazu gibt es ein kurzes Profil wie in einem sozialen Netzwerk. Schmidt sagt, etwa 120 Kleinunternehmer nutzten Homemeal insgesamt. Er möchte, dass es deutlich mehr werden.

Suchitra Mohan kocht indische Gerichte aus ihrer Heimat, vorher war sie Business-Analystin.

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Vor Kurzem konnte das Start-up eine Finanzierungsrunde abschließen. Mit dem eingesammelten Kapital wollen Schmidt und Dugonik in andere Großstädte wie München oder Hamburg expandieren.

Zum Boxen nach Asien ausgewandert

„Wir kommen nicht ursprünglich aus der Gastronomie“, sagt Schmidt. Der Elektrotechniker war als Abteilungsleiter in der Entwicklungsabteilung eines Spezialherstellers tätig. Doch dann habe er sich gefragt, was das Leben noch zu bieten habe.

„Ich bin nach Südostasien ausgewandert, um Boxen zu lernen.“ In Kuala Lumpur habe er sein erstes Start-up gegründet, eine Plattform für Sport-Angebote.

Dann zog Schmidt nach Berlin, wo er Dugonik kennenlernte. Der Rumäne war professioneller Leichtathlet und Bewegungstherapeut, reiste dann für 15 Monate um die Welt. Die Idee zur Plattform hatten die beiden Globetrotter zu Beginn der Corona-Pandemie.

Die Köche müssen gewerbliches und privates Kochen streng trennen.

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Als die Restaurants schließen mussten, hätten viele Bekannte ihre Jobs in der Gastronomie verloren, sagt Schmidt. Gleichzeitig arbeiteten andere Menschen von zu Hause und bestellten bei Lieferdiensten. So sei die Idee entstanden, beide Seiten per App miteinander zu verbinden.

Doch die Umsetzung erwies sich als nicht so einfach, schließlich wird die Gastronomie in Deutschland streng reguliert. Mit Sachverständigen entwickelten die Gründer eine Art Blaupause, mit der sich die Hobbyköche anmelden können.

Strenge Standards und Kontrollen der Ordnungsämter

Die gewerblich genutzten Lebensmittel müssten strikt von den privaten Vorräten getrennt werden, erläutert Schmidt. Das bedeute: zwei getrennte Kühlschränke, außerdem separate Küchenutensilien.

Vor der Auslieferung werden die Gerichte von Homemeal geprüft.

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Die Lebensmittelaufsicht des Ordnungsamtes kontrolliere die Einhaltung. Vor der Auslieferung, sagt Dugonik, würden die Gerichte außerdem von Homemeal noch einmal auf ihre Qualität geprüft.

Das Start-up nutzt Einwegverpackungen, möchte jedoch auf ein nachhaltiges System umstellen. Das kommt, wie Suchitra Mohans Essen, aus Indien. Dort liefern spezielle Zusteller, die Dabbawala, Essen in Metallbehältern aus. Das Prinzip ähnelt dem deutschen Henkelmann, mit dem früher Grubenarbeiter ihr Essen transportierten.

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